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Mülheimer betritt die große Fußballbühne

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Erik Stoffelshaus, Stoffelshaus, Lok. Moskau, Lokomotive, Moskau, Russland Foto: Lok Moskau
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Der Mülheimer Erik Stoffelshaus wird Sportdirektor von Lok Moskau. Eine Menge gelernt hat der 46-Jährige in der Jugendabteilung von Schalke 04.

Erik Stoffelshaus (46) macht in diesen Tagen eine unglaubliche Zeit mit. Über Mülheim, Schalke und Kanada hat es den Mülheimer mittlerweile nach Russland geführt. Zur Rückrunde wird er dort neuer Sportdirektor vom Erstligisten Lokomotive Moskau.

Der Klub hat ein kleines, enges Stadion, ist ein Traditions- und Arbeiterverein, vor dem Stadion steht eine alte Dampflokomotive – da fühlt man sich als Kind des Ruhrgebiets sofort wie zu Hause

Erik Stoffelshaus

Zum Interview mit dieser Zeitung kommt Stoffelshaus ein paar Minuten zu spät. Kein Wunder, der Mann ist im Stress. „Es ist aber angenehmer Stress“, sagt er mit einem Schmunzeln. „Ich hatte gerade noch ein Gespräch mit dem Präsidenten und musste kurzfristig das Hotelzimmer wechseln“, erklärt er. Der 46-Jährige meldet sich weder aus Kanada, noch aus Russland, sondern aus Marbella. Trainingslager. „Die Mannschaft ist schon abgereist, aber ich bleibe noch ein paar Tage, um einige Dinge in die Wege zu leiten.“

So richtig begreifen kann der Mülheimer noch nicht, was gerade um ihn herum passiert. Nach elf Jahren im Dienst des FC Schalke 04 und noch vielen weiteren im Dunstkreis des Ruhrgebiets hatte Stoffelshaus 2013 mit seiner damaligen Freundin, die er im August letzten Jahres geheiratet hat, den Sprung nach Kanada gewagt. Dort arbeitete er zunächst für den West Ottawa Soccer Club und anschließend als technischer Direktor für den Fußballverband der Region York um Toronto. Im Dezember kam die Anfrage aus Moskau. „Man sollte sich generell erst einmal alles anhören“, findet Stoffelshaus. Beim ersten Besuch vor Ort war der Fußballfanatiker von den Gegebenheiten aber beeindruckt. „Die Anlage ist absolut imposant, die Bedingungen fantastisch“, schwärmt Stoffelshaus und führt aus: „Der Klub hat ein kleines, enges Stadion, ist ein Traditions- und Arbeiterverein, vor dem Stadion steht eine alte Dampflokomotive – da fühlt man sich als Kind des Ruhrgebiets sofort wie zu Hause.“

Nach der Rücksprache mit der Familie – seit einem Jahr ist das zweite Kind auf der Welt – stand die Entscheidung fest. „Es ist doch absolut spannend, was in den nächsten Jahren fußballerisch in Russland passiert“, sagt Erik Stoffelshaus und spielt auf den Confed-Cup in diesem Sommer und die Weltmeisterschaft im darauffolgenden Jahr an.

Alle gucken nach Deutschland

Dass er als Deutscher nun die Generalverantwortung bei einem der größten Klubs des Landes bekommt, ist für Stoffelshaus kein Wunder. „Spätestens seit der WM 2014 gucken doch alle ein Stück weit nach Deutschland“, sagt er. Seine Vergangenheit in einer der besten Nachwuchsleistungszentren Deutschlands passt perfekt zu dem, was sein neuer Klub in Zukunft vor hat. Spieler wie Manuel Neuer, Benedikt Höwedes oder Mesut Özil kennt der Mülheimer aus seiner Gelsenkirchener Zeit seit sie 12 Jahre alt sind. „Das hilft mir unglaublich gut, um Talente einzuordnen“, erklärt Stoffelshaus. Den langjährigen Schalker Nachwuchskoordinator Bodo Menze bezeichnet er als seinen „überragenden Mentor“ und sagt: „Alles, was er mir mit auf den Weg gegeben hat, ist wertvoller, als selbst 250 Bundesligaspiele absolviert zu haben.“

Die Arbeit in der Gelsenkirchener Knappenschmiede wird freilich auch seine Arbeit in Russland beeinflussen. „Lok Moskau hat eine der besten Akademien Russlands und wir müssen diesen Spielern die Chance geben, in der ersten Mannschaft zu spielen“, gibt der neue Sportdirektor den Weg vor. Seinen neuen Arbeitgeber bittet er allerdings um Geduld. „Das ist ein Prozess von sieben bis zehn Jahren“. Er selbst hat in Moskau für zweieinhalb Jahre zugesagt.

Aktuell steht Lokomotive Moskau auf Rang zehn

Aktuell steht Lokomotive Moskau nur auf Rang zehn in der russischen Liga. Im Pokal hat man immerhin das Viertelfinale erreicht. Über kurz oder lang ist der Europapokal aber das große Ziel. Um dies zu erreichen, muss Erik Stoffelshaus in den kommenden Tagen und Wochen die ersten Weichen stellen. Gespräche mit verletzten Spielern, das Sondieren von Vertragssituationen und jede Menge Videorecherche stehen für den neuen starken Mann von Lok Moskau auf dem Programm. In den kommenden Wochen wird Erik Stoffelshaus zum Pendler zwischen den Kontinenten. Sein Vertrag in Toronto läuft noch bis März. In dieser Zeit wird er seine Geschäfte an den Nachfolger übergeben. „Ab Februar muss ich aber nach Moskau“. Denn dort steht der Beginn der Rückrunde auf dem Programm. Klingt wieder nach jeder Menge Stress.

In der Jugend als Boxer erfolgreich

Wenngleich Erik Stoffelshaus seit 2013 auf einem anderen Kontinent lebt und seine Zukunft in der russischen Metropole Moskau, bleibt Mülheim für den 46-Jährigen seine Heimat.

Hier hat er selbst mit dem Fußballspielen begonnen. In der C-Jugend des TuS Union 09 spielte er unter anderem mit dem späteren Profi Michael Klauß zusammen. „Da hatten wir eine überragende Mannschaft“, sagt Stoffelshaus, der sich noch heute gerne an die Derbys gegen Rot-Weiß Mülheim erinnert. „Ich hatte aber als aktiver Spieler nie große Ambitionen oder überragendes Talent“, sagt er rückblickend.

Also musste er sich anderweitig durchboxen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Für den BC Ringfrei war er als Amateurboxer deutscher Vizemeister und schaffte es bis in die Nationalstaffel. „Die Bundesligakämpfe vor 2500 Zuschauern in der Carl-Diem-Halle waren schon überragend“, schwelgt Stoffelshaus in Erinnerungen.

Mit 18 Jahren kehrte er in die A-Jugend von Union zurück. „Es war, als wenn ich nie weg gewesen wäre“, erzählt er.

Besuche in der Heimat gibt es in jüngster Zeit nur noch selten. Die Hochzeit im vergangenen Jahr fand in der nordhessischen Heimat seiner Frau statt. „Das 25-Jahre-Abi-Treffen an der Luisenschule habe ich leider auch verpasst, da war ich auf einem anderen Kontinent“, schmunzelt der 46-Jährige.

Den Weggang aus der Heimat möchte Erik Stoffelshaus nicht als Veto gegen das Ruhrgebiet verstanden wissen. „Ich habe aber für mich entschieden, nicht immer nur den einfachsten Weg zu gehen.“

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