Wer gehofft hatte, mit dem neuen Jahr werde auch neues Glück beim VfL Bochum einziehen, scheint sich getäuscht zu haben. Vor dem Zweitliga-Auftakt in Berlin am heutigen Freitag ist die personelle Lage keinen Deut besser als vor der Winterpause.
Eigentlich hatte man erwartet, dass der Wechsel von Gökhan Gül nach Düsseldorf angesichts zahlreicher Alternativen in der Defensive gut zu verkraften sein werde. Doch plötzlich ist es wieder eng, sehr eng geworden in den hinteren Reihen. Zwar hat sich Kapitän Patrick Fabian schnell wieder eingefunden in den Spielbetrieb, aber mit Stefano Celozzi, dem erkrankten Jan Gyamerah, Pawel Dawidowicz, Maxim Leitsch und dem für zwei Spiele gesperrten Timo Perthel fehlen momentan nicht weniger als fünf Abwehrspieler.
Es ist uns nicht gelungen, jemanden zu verpflichten. Wir haben keine 1,6 Millionen Euro
Gertjan Verbeek
Alternativen sind praktisch nicht mehr vorhanden. Rechts müsste wohl noch einmal, falls Tim Hoogland etwas passiert, Russell Canouse einspringen, links wäre in diesem Fall Innenverteidiger Felix Bastians erster Kandidat, um für Nico Rieble nach außen zu rücken. Dann müsste allerdings Anthony Losilla, wie er das - mit Erfolg - schon einmal getan hat - zurück rücken ins Abwehrzentrum. Oder der junge Moise Ngwisani, der seit geraumer Zeit regelmäßiger Gast beim Profitraining ist, gibt den linken Außenverteidiger. Ngwisani (18) ist im Sommer 2016 aus Heidenheim zum VfL gewechselt und spielt derzeit noch für die U19. Er ist im Berlin-Aufgebot des VfL die Nummer 18. Nicht zur Bochumer Reisegruppe gehört damit Vitaly Janelt. Der ehemalige Leipziger muss sich noch ein wenig eingewöhnen.
Zwar nicht in der Defensive, aber etwas weiter vorne hätten sich die Bochumer bekanntlich sehr gerne verstärkt in der Winterpause. Doch „das ist uns nicht gelungen, wir haben keine 1,6 Millionen Euro“, sagte VfL-Trainer Gertjan Verbeek. Eine Anspielung auf den heutigen Gegner und Gastgeber Union Berlin. Die Berliner haben ja für Angreifer Sebastian Polter, den sie aus England zurückholten, exakt diese Summe auf den Tisch gelegt. Man kann aber nicht alles gleichzeitig machen in Bochum, wo man demnächst Infrastruktur-Maßnahmen vorantreiben will, wie Aufsichtsrats-Chef Hans-Peter Villis im WAZ-Interview sagte, und Geld in die Hand nimmt für eine bessere Toilettensituation, Flutlicht, Umkleiden und weitere Vorhaben - ohne dabei neue Schulden zu machen.
Unabhängig von den personellen Rückschlägen hat Gertjan Verbeek zuletzt deutlich formuliert, dass er eine andere Haltung von seiner Mannschaft erwartet als die, die bei der missglückten Generalprobe in Münster zu besichtigen war. „Dass unsere Philosophie auf dem Platz zu sehen ist und wir agieren anstatt zu reagieren“, diesen Anspruch hat der VfL-Trainer - allerdings nicht zum ersten Mal - seinen Spielern unmissverständlich klar gemacht.