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Marc Enger - von Haarzopfs Asche in die Oberliga

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Schonnebeck: Marc Enger - von Haarzopfs Asche in die Oberliga
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Mit 43 Punkten nach einer märchenhaften Hinrunde steht Schonnebeck in der Oberliga Niederrhein überraschend auf Rang 2 - auch dank eines zuverlässigen Top-Torjägers.

Egal ob auf Bezirksliga-Asche, Landesliga-Acker oder Oberliga-Rasen - Marc Enger macht in jeder Liga seine Tore. Erst vor knapp eineinhalb Jahren kickte der gebürtige Essener noch in der Bezirksliga bei seinem Heimatverein SuS Haarzopf und erzielte innerhalb von zwei Spielzeiten in 61 Spielen 65 Treffer! Landesligist ESC Rellinghausen wurde auf den bulligen Stürmer aufmerksam und sicherte sich seine Dienste für eine Saison, in der der 27-Jährige in 24 Spielen 18 mal traf. Auch in der aktuellen Spielzeit stellt der klassische Neuner seinen Torriecher unter Beweis. Für den Oberligisten vom Essener Schetters Busch traf Enger in 19 Hinrunden-Partien zehnmal. Marc Enger über das Gefühl gegen Rot-Weiss Essen zu kicken, den Aufstieg von der Bezirksliga in die Oberliga und seine wichtigsten Wegbegleiter.

Marc Enger, rund drei Wochen ist es nun her, dass Sie mit der Spielvereinigung Schonnebeck bei RWE nach großem Kampf mit 0:2 nach Verlängerung aus dem Niederrheinpokal ausgeschieden sind. Knapp 1000 Fans aus Schonnebeck haben die Mannschaft dabei sensationell unterstützt. Sie hatten kurz vor Ende der regulären Spielzeit den Siegtreffer auf dem Fuß. Verfolgt Sie diese Szene noch? Für uns als Team war das Spiel natürlich ein absolutes Highlight. Besonders aufgrund der großen Unterstützung in grün und weiß. Über die Szene kurz vor Schluss denkst du als Stürmer natürlich noch eine Zeit lang nach. Aber das gehört eben dazu. Ich würde es jederzeit genauso wieder versuchen und glaube, dass es eigentlich auch ganz gut gemacht war. In dieser Szene hatten wir leider Pech und RWE das nötige Pokal-Glück. Aber wie sagte Marco Pantelic schon: „Ein Tiger ist nur dann ein Tiger, wenn er immer wieder auf die Jagd geht.“ (lacht) Genau so sehen wir das am Schetters Busch auch.

Ich habe in den letzten Jahren gemerkt, dass ein "dicker Arsch" unabhängig von der Liga ganz gut einsetzbar ist!

Marc Enger über seine robuste Spielweise

Wie war es für Sie als gebürtiger Essener und für die Mannschaft ein Pflichtspiel gegen Rot-Weiss Essen zu bestreiten und was haben Sie persönlich aus dieser Partie mitgenommen? Dass ich noch einmal an der Hafenstraße bei einem Pflichtspiel auflaufen durfte, ist natürlich verrückt. Damit habe ich vor ein paar Monaten überhaupt nicht gerechnet. Für mich war es einfach eine tolle Erfahrung. Als Team haben wir uns unheimlich auf das Spiel gefreut. Besonders, dass uns so viele Freunde angefeuert und lautstark die Hafenstraße besungen haben, war genial. Am Ende haben wir trotz der Niederlage gejubelt - ein tolles Gefühl. Über Team und Verein kann ich daher auch nur Positives berichten.

Bei RWE stand mit Marcel Platzek der wohl derzeit bekannteste Stürmer der Stadt Essen auf dem Platz. Viele haben aber nach diesem Spiel auch über Marc Enger gesprochen. Besonders aufgefallen sind sie in dieser Partie, obwohl es gegen eine Regionalligamannschaft ging, durch eine sehr robuste Spielweise, die einen klassischen Stoßstürmer ausmacht. Macht Sie diese Art Fußball zu spielen als Stürmer aus? Das klingt jetzt zwar alles ganz toll und ich glaube kein Mensch ärgert sich über positive Kritiken. Dennoch möchte ich aber nicht so tun, als wäre ich hier der aufstrebende Fußballer der Stadt - das ist ja Quatsch. Ich habe in den letzten Jahren gemerkt, dass ein "dicker Arsch" unabhängig von der Liga ganz gut einsetzbar ist (lacht) und in dieser Saison, als auch im Spiel gegen RWE hat das soweit auch ganz gut geklappt. Da bist du als Stürmer aber komplett von deinem Team abhängig und ich bin froh ein Teil dieser Truppe zu sein. Das sind schöne Momente für mich.


Man sagt, Sie haben ein Vorbild, das über eine ähnliche Spielweise verfügt und auch die Rückennummer 33 trägt. Erklären Sie doch bitte einmal, um wen es sich handelt und in wie fern er ihr Spiel auch beeinflusst. Das entstand damals beim Italiener in Florenz - Spaß beiseite! Ich mag einfach Stürmer wie Mario Gomez, da meiner Meinung nach allein durch die bloße Anwesenheit eines klassischen Stürmers viel mehr Räume für das ganze Team entstehen. Aber das Ganze ist eher dem geschuldet, dass ich ihn über die Jahre, als es bei ihm nicht so gut lief, weiterhin überschwänglich als „besten deutschen Stürmer“ bezeichnet habe, während meine Jungs ihn natürlich umso intensiver an den Pranger stellten. Bei der EM war er dann plötzlich für alle unersetzbar und in der aktuellen Saison hat er es wieder schwer - die Geschichte wiederholt sich also. Die Nummer 33 hat sich dann bei meinem Wechsel zu Rellinghausen ergeben, da sie rein zufällig vorhanden war. Da habe ich natürlich direkt zugeschlagen. In Haarzopf trug ich noch die Nummer 10, die ich dann in den höheren Ligen aus spielästhetischen Gründen gerne anderen Spieler überlassen habe.

Sie haben einen rasanten Aufstieg hingelegt, den man im Amateurfußball selten so erlebt. Vor knapp eineinhalb Jahren kickten Sie noch für SuS Haarzopf in der Bezirksliga. Plötzlich spielt man in der Oberliga und kämpft mit dem KFC Uerdingen um den Aufstieg. Wie haben Sie diese Zeit erlebt und welche Qualitätsunterschiede spüren Sie innerhalb der Ligen - auch in Sachen Disziplin? Ich glaube, dass in der Bezirksliga und auch in den Kreisligen guter Fußball gespielt wird. Da laufen viele gute Zocker herum, die eben lieber mit ihren Freunden zusammen spielen. Spielern wie Thomas Denker habe ich früher von der Tribüne aus zugejubelt, heute darf ich mich mit ihnen viermal die Woche sportlich betätigen. Dass die Qualität in der Oberliga wirklich hoch ist, merkt man dabei in jeder Trainingseinheit. Unterschiede sehe ich auch beim Trainingsoutfit oder im Trinkverhalten (lacht). Während ich mit Fußballtrikots von Ibrahimovic bis Amoroso auflaufe sind meine Teamkollegen sehr adrett gekleidet. Da passe ich mich langsam etwas an, aber der Spaß kam bisher noch nie zu kurz. Das liegt vor allem daran, dass wir in Schonnebeck eine super lustige Truppe zusammen haben. Das passt einfach.

Gab es wichtige Personen oder Trainer, die Sie in Ihrer Zeit als Fußballer stärker gemacht haben oder kämpft man sich alleine von Liga zu Liga? Der bedeutendste Wegbegleiter ist mein Vater, der fast die komplette Jugend in Haarzopf unser Trainer war. Bis heute verpasst meine Familie bei Wind und Wetter kein Spiel. Das weiß man manchmal gar nicht richtig zu schätzen und dafür kann ich einfach nur Danke sagen. Dann hatte ich das Glück mit tollen Menschen zusammen zu spielen, in der unvergessenen Zeit in Haarzopf und in einem sehr tollen Jahr in Rellinghausen. Wir planen schon immer wieder eine kleine Allstar-Mannschaft aus Mitspielern und auch Gegenspielern der letzten Jahre. Ich freue mich da schon wieder enorm drauf.

Sie sprechen Zusammenhalt und Teamfähigkeit an. Was denken Sie über die aktuelle Entwicklung zur Gewalt im Essener-Amateurfußball Respektiert euch gegenseitig und nehmt euch selbst nicht zu ernst! Es ist nur Fußball. Das Ganze ist aber kein spezielles Problem des Fußballs. Man wünscht sich nur immer, dass der Fußball hier eine Ausnahmestellung hat. Aber man darf auch nicht vergessen, dass fast alle Teams und Spieler hier beispielhaft vorangehen und die negativen Einzelfälle in den Medien einfach präsenter sind. Über das alltägliche Fairplay kann man eben keinen Bericht schreiben. Man muss aufpassen, dass Gewaltfälle nicht für Stigmatisierungen oder Meinungsmache instrumentalisiert werden. Problematisch ist eben auch, dass jeder über das Internet eine Meinung haben und vertreten kann, ohne sich ein eigenes Bild gemacht zu haben. Für mich zeichnet sich der Fußball in Essen besonders durch den freundlichen Umgang unter den einzelnen Spielern und den vielen Teams aus. Die Erfahrung durfte ich zum Glück besonders oft machen. Die Begeisterung und Leidenschaft für die Spiele jeder Liga ist hier glaube ich immens höher als in anderen Städten. Ich hab hier sehr viele nette Menschen kennengelernt.

Mit 27 Jahren befinden Sie sich im besten Fußballeralter. Würde Sie die Regionalliga persönlich trotzdem noch einmal reizen, sollte eine Mallorca-Aufstiegsfahrt am Ende der Saison mit der Spielvereinigung Schonnebeck nicht zu Stande kommen? Schließlich gibt es immer genug Mannschaften, die zur neuen Saison einen Stürmer suchen. Ich fühle mich bei den Schwalben gerade pudelwohl. Das ist ein toll geführter Verein mit einem starken Zusammenhalt. Die Leute sind alle interessiert und die Atmosphäre ist durchweg positiv. Zudem bin ich gerade im Master meines Studiums im Lehramt Sonderpädagogik und gehe – wenn alles glatt läuft - in einem knappen Jahr ins Referendariat. Das hat für mich oberste Priorität. Ich denke, es wäre auch vermessen zu sagen, ich müsse jetzt zwingend noch einmal in der Regionalliga spielen. Schauen wir einfach mal, was die Zukunft noch so bringt. Das Saisonziel "Klassenerhalt" haben wir ja bereits erreicht. Da haben wir gerade richtig Spaß dran und können die "Großen" ohne Druck etwas ärgern. Der Abschlussfahrt ins Erholungsgebiet der mallorquinischen Strände steht daher nichts mehr im Weg.

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