Wer übernimmt die laufintensive Rolle des ersten Verteidigers, der im Offensivbereich durch energisches Anlaufen und Attackieren den gegnerischen Aufbau empfindlich stört? Für die Rolle des Knipsers kommt am ehesten Altmeister Klaas-Jan Huntelaar in Frage. Den Part des wuseligen Störenfrieds, der auch Akzente nach vorne setzt und wichtige Bälle ins Sturm-Zentrum bringt, kann Yevhen Konoplyanka übernehmen.
Beim Europa League-Spiel in Krasnodar ist „Kono“ am Donnerstag (19 Uhr/Sky) seiner Heimatgrenze relativ nahe. „Kono“ wuchs 899 Kilometer vom Spielort entfernt in Kirowohrad auf. Der Ukrainer, der ohne Visum einreisen darf, verständigt sich bei Schalke bislang mit Händen und Füßen. Trotzdem wird er seinen Teamkollegen bei Übersetzungs-Hürden in Russland helfen. Bei den Königsblauen hat Konoplyanka die sportliche Hürde noch nicht übersprungen. Christian Heidel lässt sich deswegen nicht aus der Ruhe bringen. Der Sport-Vorstand glaubt nach wie vor daran, dass sich der ukrainische Nationalspieler in Gelsenkirchen durchsetzen wird. „Yevhen ist ein guter Typ“, sagt Heidel, „er hat einen guten Charakter. Er wird für Schalke 04 noch viele Tore schießen. Ich bin sicher, dass er kommt. Kono kann Dinge, die andere Spieler nicht können.“
Auch der nach seinem Sprunggelenksbruch frisch operierte Breel Embolo benötigte auf Schalke eine gewisse Eingewöhnungsphase. „Wir alle haben gesehen, wie sehr sich Breel schon mit dem Club identifiziert, er sich als junger Spieler mit gerade einmal 19 Jahren in kurzer Zeit bereits zu einem sehr wichtigen Spieler entwickelt hat“, sagt Heidel und kündigt an: „Wir werden Breel jede Unterstützung geben, damit er nach dieser schweren Verletzung gestärkt zurückkehrt und dort anknüpfen kann, wo er nun gezwungenermaßen aufhören musste.“ Die Leistungssteigerung, die bei Embolo relativ zügig vonstatten ging, soll nun auch bei Yevhen Konoplyanka funktionieren. Der offensive Außenbahnspieler schleppt allerdings die Hypothek seiner späten Verpflichtung mit. Konoplyanka wurde erst nach dem Saisonstart unter Vertrag genommen und stieß am 30. August zum Schalker Team. Neues Team, andere Anforderungen, unbekannte Liga, fremde Sprache: Auf „Kono“ prasselte binnen kürzester Zeit viel ein. Sein Wunsch nach „möglichst vielen Einsatzminuten“ ging bisher nicht in Erfüllung. 152 Bundesliga-Minuten stehen bislang 60 Minuten in der Euro League gegenüber. Konoplyanka hat noch kein Spiel über die volle Distanz bestritten.
„Ich bin da sehr entspannt“, sagt Christian Heidel, „natürlich gibt es Leute, die explodieren sofort. Aber man muss Fußballern auch eine gewisse Zeit geben.“ Gerade jetzt nach Embolos langem Ausfall käme Schalke ein auftauender „Typ“, der sich bisher eher im Hintergrund aufgehalten hat, wie gerufen.