Gegner 1. FC Köln zählt bisher zu den positiven Überraschungen. Die Dom-städter kommen mit breiter Brust, haben bisher sieben Punkte eingesammelt und eine makellose Tordifferenz von 5:0. Köln also selbstbewusst und voller Tatendrang, Schalke verunsichert und auf der Suche nach dem Weg aus dem Misserfolg – für welches Team die Lage brisanter ist, liegt auf der Hand.
Schalkes Sportvorstand Christian Heidel stellt klar: „Gegen Köln stehen wir noch mehr unter Druck.“ Mit jedem weiteren Rückschlag wird die Besorgnis im Umfeld des aktuellen Tabellenvorletzten größer. „Wir sind in einer schwierigen Situation“, sagt Heidel ohne Umschweife und fügt an: „Es gibt nicht viele, die sich das so vorgestellt haben.“ Trotz des großen personellen Umbruchs, trotz der komplett neuen sportlichen Kommandobrücke mit Trainer Markus Weinzierl und Heidel hätten es vier Punkte aus den Spielen gegen Frankfurt, Bayern und Hertha sein sollen. Die Fakten sehen anders aus: Schalke steht mit null Zählern tief im Keller.
Christian Heidel sah beim 0:2 in Berlin „zwei kapitale Böcke“, die jeweils zu Gegentreffern führten. Da die Weinzierl-Elf nach vorne bis auf wenige Ausnahmen durch Innenverteidiger Naldo und Mittelfeldmann Eric Maxim Choupo-Moting weitgehend harmlos auftrat, war ein Umbiegen der drohenden Pleite in der Hauptstadt nicht mehr möglich. Für eine ausgereifte Spitzenmannschaft ein Armutszeugnis. Für ein Team, das noch auf der Suche nach Konstanz, Automatismen und dem Aha-Erlebnis in der Liga ist, eine logische Erklärung. „Wir müssen jetzt gemeinsam versuchen, den Bock gegen den 1. FC Köln umzustoßen“, fordert Heidel. Den Geißbock? Wie passend. Die spannende Frage ist, ob Schalke die positiven Sequenzen aus dem starken Bayern-Auftritt und die drückende Überlegenheit, mit der das Team in der Europa League in Nizza auftrat, ins Köln-Spiel übertragen kann. Mit dem Gesicht aus dem Frankfurt-Spiel und der fehlerbehafteten zweiten Halbzeit bei Hertha wird auch gegen Köln wenig zu reißen sein.
„Wir haben den guten, positiven Trend leider durch das Berlin-Spiel dämpfen lassen“, analysiert Kapitän Benedikt Höwedes. Der Nationalspieler geht schonungslos ins Detail. „Wir haben die letzte Agilität und Bereitschaft nicht an den Tag gelegt. Die letzte Konzentration und der letzte Wille haben gefehlt.“ Obwohl die Saison noch sehr jung ist und sämtliche Liga-Profis eigentlich mit randvollen Akkus zur Arbeit erscheinen müssten, schien sich Schalke am Sonntag in Berlin mit halbiertem Ladezustand über den Rasen zu bewegen. Höwedes: „Es hört sich blöd an. Aber wir hatten nicht die richtige Spritzigkeit.“
Markus Weinzierl hat zwischen kurzer Regeneration, Aufbereitung des Hertha-Spiels und Vorbereitung auf den 1. FC Köln nicht viel Zeit. Der Bayer muss mit seinem neustrukturierten Kader in die Spur kommen. Besser heute als morgen. „Von der Punkzahl“, räumt Führungskraft Benedikt Höwedes ein, „sind wir nicht gut gestartet. Aber wir sind trotzdem auf dem richtigen Weg.“ Im Moment wirkt der Weg aber noch wie ein Teil von einem Irrgarten.