„Spitzenreiter, Spitzenreiter“, schallte es aus der Kabine des MSV Duisburg, der zuvor den Aufstiegsaspiranten mit 2:1 geschlagen hatte. Am Freitag war es nur eine Tabellenführung für die nächsten Stunden, seit Samstag-Nachmittag ist der MSV ein „echter“ Spitzenreiter.
Jahn Regensburg patzte im eigenen Stadion gegen Aalen, Fortuna Köln verlor in Erfurt. Damit sind die Zebras nun für 14 Tage – am kommenden Wochenende ruht der Ligabetrieb im Zuge der Länderspielpause – Tabellenführer. Und das zum ersten Mal in der Drittliga-Geschichte. Im Aufstiegsjahr war Platz zwei die beste Platzierung. Drittklassig stand der MSV zuletzt 1989 in der Oberliga-Nordrhein ganz oben.
MSV-Trainer Ilia Gruev freut sich natürlich über den guten Saisonstart, dem aktuellen Tabellenbild misst er aber keine zu große Bedeutung bei. „Das ist schön. Mir ist es aber lieber, wenn wir am Saisonende Spitzenreiter sind.“ Mit einem breiten Grinsen kommentierte Rechtsverteidiger Nico Klotz das neue Tabellenbild. Der MSV ist Spitzenreiter? „Völlig zurecht“, lachte Klotzi.
Derartige Äußerungen sind aktuell kein Auswuchs an Übermut, sondern vielmehr ein Beleg für ein stetig wachsendes Selbstvertrauen der Meidericher. Ilia Gruev mag es nur bedingt recht sein, dass sich sein Team mit den Leistungen und Ergebnissen der letzten Wochen mittlerweile selbst in die Rolle des Topfavoriten gedrängt hat. Mittelfeldspieler Fabian Schnellhardt (22), der mit seinen jungen Jahren die Mannschaft auf dem Platz wie ein alter Hase führt, mutmaßte nach dem Spiel, „dass andere Mannschaften in Magdeburg verlieren werden.“
Kein Risiko bei Özbek
Am Freitag spielt der MSV Duisburg im Niederrheinpokal beim Kreisligisten Post SV Solingen. In der Liga folgen das Heimspiel gegen die U 23 von Werder Bremen, danach geht es zum SV Wehen Wiesbaden, ehe Holstein Kiel in der zweiten Englischen Woche der Saison an der Wedau aufläuft. Für den Zweitliga-Absteiger sind das sonnige Perspektiven, den Platz an der Spitze zu behaupten.
Das größte Pfund für Trainer Ilia Gruev ist nach wie vor die Breite des Kaders. Mit Baris Özbek, Martin Dausch und Thomas Bröker hatten drei arrivierte Spieler die Reise nach Sachsen-Anhalt gar nicht erst angetreten. „Es ist schon sehr beeindruckend. Wir können verletzte Spieler ohne Qualitätsverlust ersetzen“, frohlockte MSV-Präsident Ingo Wald.
Bei Mittelfeldspieler Baris Özbek wollte Ilia Gruev kein Risiko eingehen. Der Abräumer hatte sich im Pokalspiel eine Knöchelverletzung zugezogen. Im äußersten Notfall hätte es wohl funktioniert, doch derzeit leben die Meidericher ohne Nöte. „Baris war noch nicht bei 100 Prozent. Wenn du nicht aufpasst und bei so einer Verletzung zu früh anfängst, kann es passieren, dass du sehr lange ausfällst“, so Sportdirektor Ivica Grlic.
Trainer Ilia Gruev ist zuversichtlich, dass Baris Özbek nach der Zwangspause nun sehr bald wieder zurückkehren wird. Das gilt auch für Thomas Bröker, der seine Viruserkrankung in Kürze auskuriert haben dürfte.