Damit hat der "King" seinen eigenen Rekord gebrochen. Bisher schaffte er drei Jahre in Idar-Oberstein, zwei Spielzeiten bei Eintracht Braunschweig und drei Saisons bei der SpVgg Greuther Fürth. "Ich habe mich bewusst für Duisburg entschieden. Weglaufen kann nach einem Abstieg jeder. Aber das ist nicht meine Art. Außerdem habe ich gesagt, dass meine Mission hier noch nicht erfüllt ist." Wenn die 3. Liga das Tal der Tränen ist, dann will der 30-Jährige mit den Zebras zurück auf den Gipfel. Dafür schuftet er im Trainingslager in St. Johann beim täglichen Blick auf das Kaisergebirge.
Onuegbu hätte auch einen anderen Weg wählen können. "Es gab zwei interessante Angebote, die wären aber weiter entfernt gewesen. Geld ist vieles, aber es ist nicht alles. Ich hätte den Wechsel machen können, um meinen Lebensunterhalt für später zu sichern. Irgendwann", sagt der kantige Stürmer, "werde ich den Schritt sicherlich gehen. Aber jetzt bin ich noch nicht so weit."
Kingsley Onuegbu, der in den letzten beiden Duisburger Drittligajahren jeweils 14 Tore erzielte, hat bei den Zebras nicht nur eine sportliche Mission zu erfüllen. Er trägt auch eine gewisse Verantwortung. "Wenn ich gewechselt wäre, dann hätte es einige traurige Kids gegeben", verrät der Angreifer. Neben Kessy, die er vor Jahren zu ihrem Geburtstag überraschte, pflegen auch Paul, Ava und Mara einen engen Draht zu ihrem Lieblingsspieler.
"Mara ist ein kleines Mädchen, das mal mit ihrer Mutter beim Training gewesen ist. Sie hat mir gesagt: Kingsley, wenn du gehst, dann betrete ich nie wieder ein Stadion", schildert der "King" einen ergreifenden Dialog. Kessy hatte sogar schlaflose Nächte, weil sie befürchtete, dass der Nigerianer den Klub verlassen könnte. "Am Telefon hat sie geweint, als ich ihr sagte, dass ich in Duisburg bleibe", so Kingsley Onuegbu, der auch den Schüler Paul wieder lachen ließ: "Er ist, nachdem er erfahren hat, dass ich bleibe, total happy auf seine Klassenfahrt gefahren."
Solche Reaktionen gibt es nicht bei vielen Klubs, wenn sie eine Klasse nach unten müssen. Dieses Erlebnis hat sicherlich zu einem Teil mit reingespielt, dass ich hier einen neuen Vertrag unterschrieben habe
Kingsley Onuebgu
Ebenfalls bestärkt wurde der Ex-Braunschweiger in seiner Entscheidung, beim MSV weiter zu machen, durch das Verhalten der Zebra-Fans unmittelbar nach dem Abstieg. "Ich war nach dem Würzburg-Spiel komplett leer, saß auf dem Rasen, habe nur diese Leere gespürt. Dann bin ich aufgestanden und dachte: Jetzt gibt es Pfiffe. Dann habe ich mehrere 1000 Leute gesehen, die applaudiert haben, die Gesänge angestimmt haben. Solche Reaktionen gibt es nicht bei vielen Klubs, wenn sie eine Klasse nach unten müssen. Dieses Erlebnis hat sicherlich zu einem Teil mit reingespielt, dass ich hier einen neuen Vertrag unterschrieben habe."
Obwohl der Sturmtank mit vier erzielten Toren in 30 Zweitliga-Partien auf sich aufmerksam machen konnte, erwartet er keinen Bonus im Hinblick auf die neue Spielzeit. "Ich musste mein ganzes Leben kämpfen und habe nie etwas geschenkt bekommen. In meiner Karriere gab es bei keinem einzigen Klub einen Freifahrtschein für mich. Ich habe alles aus eigener Kraft geschafft", sagt der Modellathlet stolz. Onuegbu weiter: "Wir haben vier sehr gute Stürmer. Der Kampf ist völlig offen. Ich bin aber keiner, der jammert und beim Trainer an die Tür klopft, wenn er nicht spielt. Ich gebe Gas. Und am Ende entscheidet der Coach."