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Klaus Fischer erzählt von der Nacht in Sevilla

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Klaus Fischer saß am Sonntag vor dem Fernseher und ärgerte sich. Wie kann man Giroud so laufen lassen? Den muss man in Manndeckung nehmen, darf ihn so nicht das 1:0 schießen lassen!

Da ist der Ex-Schalker, früher Mittelstürmer, heute 66 Jahre alt, immer noch Fußballer, der sich über so etwas mächtig aufregen kann. Erst später am Abend, als Frankreich Island mit 5:2 bezwungen hatte, dachte er: Jetzt geht’s also wieder los.

Deutschland gegen Frankreich, EM-Halbfinale am Donnerstag: Es ist das Duell der ziemlich besten Gegner. 58 Jahre ist es her, dass Frankreich in einem Turnier eine deutsche Elf schlug: 6:3 im Spiel um Platz drei bei der WM 1958 im Göteborger Ullevi. Danach warfen deutsche Teams die Équipe Tricolore dreimal raus. „Wir sind für Frankreich das, was Italien bis Samstag für uns war: der Angstgegner“, sagt Fischer. Den Anfang dieser belasteten Beziehung machte ein Tor, von dem Fischer heute sagt: „Es war das wichtigste Tor meiner Karriere.“

Fallrückzieher als einzige Chance

Vor fast auf den Tag genau 34 Jahren in Sevilla lag Deutschland schon 1:3 in der Verlängerung des WM-Halbfinals 1982 gegen Frankreich zurück. Marius Tresor, Alain Giresse, adieu l’Allemagne – dachten viele, dachte auch Fischer. „Wir waren praktisch tot“, erinnert er sich. Dann trifft der spät eingewechselte, leicht verletzte Karl-Heinz Rummenigge. Hoffnung zuckt durch die Elf von Jupp Derwall. Pierre Littbarski flankt von links, Horst Hrubesch legt per Kopf ab, Fischer liegt rücklings in der Luft: Fallrückzieher zum 3:3. Besondere Spiele erfordern besondere Maßnahmen. „Anders hätte ich den Ball nicht reinmachen können“, sagt Fischer. Sein Treffer wurde Tor des Jahres 1982.

Es gab Elfmeterschießen. Deutschland siegte 8:7. Die „Nacht von Sevilla“ im Estadio Sánchez Pizjuán steht für eines der größten Comebacks der WM-Geschichte und für eine der bittersten Niederlagen des französischen Fußballs. Das 0:2 im WM-Halbfinale von Guadalajara vier Jahre später tat weniger weh. Dichter dran war Frankreich 2014 in Brasilien: Das 0:1 im WM-Viertelfinale, als Mats Hummels den Siegtreffer erzielte, bildete bisher den Schlusspunkt des französischen Deutschland-Traumas. 1982 bleibt am stärksten in Erinnerung – auch weil es eine hässliche Nebengeschichte erzählte.

Der Bodycheck von Toni Schumacher gegen den Franzosen Pa­trick Battiston, der danach mit angebrochenem Halswirbel und Gehirnerschütterung bewusstlos am Boden liegen blieb, provozierte eine mittelschwere Staatskrise. Der französische Präsident Francois Mitterrand und Bundeskanzler Helmut Schmidt sahen sich zu einer gemeinsamen Pressemitteilung gezwungen. Die L’Équipe titelte: „Toni Schumacher. Beruf: Unmensch“. Die demonstrative Gleichgültigkeit des Torwarts, sein Spruch danach, als ihm von Battistons verlorenen Zähnen berichtet wurde: „Dann zahl ich ihm die Jacketkronen.“ Er hat sich später entschuldigt. Aber das Bild vom hässlichen Deutschen samt Nazi-Vergleichen fand man in Frankreich in vielen Zeitungen. Joachim Löw kann sich nicht mehr daran erinnern, wo er das WM-Halbfinale von 1982 gesehen hat. Und es interessiert ihn auch nicht. „Angstgegner, das zählt in einem Turnier überhaupt nicht“, sagt der Bundestrainer am Montag. Mehr interessiert ihn, was es von Frankreich beim 5:2 gegen Island zu sehen gab, und das hat ihn beeindruckt: „Sie haben ein überragend gutes Spiel gemacht und strotzen jetzt vor Selbstbewusstsein.“

Für Löw galt Frankreich immer als einer der Turnierfavoriten – auch wegen des Heimvorteils. In Marseille trete man nicht nur gegen elf Franzosen an, so Löw. „Das ganze Land, diese Energie wird hinter der Mannschaft stehen.“

Deutschland ist nicht nur der Angstgegner Frankreichs, sondern von Gastgebern überhaupt. Neunmal schlug eine DFB-Auswahl Turnierausrichter bereits. Zuletzt vor zwei Jahren Brasilien mit 7:1. Löw: „Da mussten wir gegen 200 Millionen Brasilianer bestehen. Damit sind wir auch gut klar gekommen.“

Fischer rät zum Götze-Einsatz

Klaus Fischer wird sich die Halbfinal-Partie gegen Frankreich zu Hause in Gelsenkirchen anschauen. Dass dabei ein Mittelstürmer, wie er es 1982 war, nach dem Ausfall von Mario Gomez fehlt, macht ihm keine Sorgen. „Dann muss es eben wieder mal Mario Götze richten“, sagt Fischer. Der hatte ja ein ähnlich schönes, aber noch wichtigeres Tor erzielt: den 1:0-Finaltreffer bei der WM 2014 gegen Argentinien. Aber die neue Angelegenheit werde schwer: „Denn in einem Halbfinale kann alles passieren“, sagt Fi

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