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Willi Landgraf
"Ein super Gefühl, wenn du ins Museum kommst"

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fc schalke 04, Willi Landgraf, Knappenschmiede, fc schalke 04, Willi Landgraf, Knappenschmiede Foto: Martin Möller
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Willi Landgraf ist Jugendtrainer beim FC Schalke 04 und grätscht nur noch in der Traditionsmannschaft. Der 47-Jährige hat viel Freude an seinem Job auf Schalke und daran, dass er sich sogar selbst im Museum bewundern kann.

Willi Landgraf steht nicht auf Schickimicki. Eine alte Bierzeltbank reicht dem Rekordspieler der 2. Bundesliga zum Interview über seine Arbeit als Jugendtrainer auf Schalke völlig aus. In der nächsten Saison ist der 47-Jährige für die U14 zuständig. Ein Gespräch über Besuche im Museum, Dieter Hecking, die Steuerfahndung und die Schulzeugnisse seiner Spieler.

Willi Landgraf, Mit 508 Zweitligaspielen sind Sie noch immer Rekordspieler der 2. Bundesliga. Hand aufs Herz: Ärgern es Sie nicht manchmal doch, nicht ein einziges Mal in der 1. Bundesliga gespielt zu haben? Dass ich nie ein Erstligaspiel gemacht habe, ärgert mich überhaupt nicht. Ich habe viel mehr erlebt, als die meisten Bundesligaspieler je erlebt haben. Ich stand mit Alemannia Aachen im DFB-Pokal-Finale und habe sechs Europapokal-Spiele gemacht. Mehr kann man als Zweitligaspieler kaum erreichen. Der Rekord in der 2. Bundesliga wird mir für ewig sicher sein. Außerdem hängt ein Bild von mir im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund. Darunter stehen meine Fußballschuhe. Ein super Gefühl, wenn du ins Museum kommst und da ein großes Foto von dir sehen kannst.

Wenn ich in der Traditionsmannschaft spiele, kann es vorkommen, dass ich nochmal zulange.

Willi Landgraf über seine zahlreichen Roten Karten

Hinzu kommen neun Platzverweise in der 2. Liga. Auch das ist Rekord. Die meisten Platzverweise waren berechtigt, einige aber auch nicht. Es kam vor, dass ich einen Gegenspieler auch mal etwas unsanft von den Beinen geholt habe. Außerdem konnte ich manchmal meine Klappe nicht halten. Meine Spieler aus der U15 haben mich auch schon auf die Roten Karten angesprochen. Ich bin viel ruhiger geworden. Nur wenn ich in der Traditionsmannschaft spiele, kann es vorkommen, dass ich nochmal zulange.

In Aachen haben die Fans Ihnen den Spitznamen „Willi, das Kampfschein“ verpasst. Sie wissen aber schon, dass der Name auf Schalke besetzt ist... Das weiß ich. Auf Schalke ist Marc Wilmots „Willi, das Kampfschwein.“ Das soll auch so bleiben. Das hat er sich verdient. Genauso wie ich mir diesen Namen damals in Aachen verdient habe.

Auf Schalke haben Sie dann für die U23 gespielt, obwohl Sie Ihre Karriere eigentlich beenden wollten. Ich hatte Glück, dass mich Helmut Schulte, der damalige Leiter der Nachwuchsabteilung, anrief. Die U23 spielte damals noch in der Oberliga und ich sollte helfen, den Aufstieg in die Regionalliga zu schaffen. Im zweiten Jahr war es so weit. Wir sind mit einer Mannschaft aufgestiegen, in der viele junge Spieler Spielpraxis gesammelt haben, die jetzt schon lange in der Bundesliga spielen. Alexander Baumjohann, Benedikt Höwedes und Tim Hoogland haben Einsatzzeiten bekommen, auch Manuel Neuer stand mal im Tor. Und ich war mittendrin. Das war schon eine außergewöhnliche Truppe.

Vorteil bei neuen Fußballschuhen

Wie beurteilen Sie eigentlich das heutige Outfit von jungen Spielern auf dem Platz? Ich würde wetten, dass Sie ausschließlich schwarze Fußballschuhe getragen haben. Da muss ich widersprechen. Ich habe alle Farben angezogen: Silber, grau, blau, auch die rot-schwarzen Schuhe. Ich war immer der erste Spieler, der die neuen Schuhe vom Hersteller bekommen hat. Das lag daran, dass die neuen Modelle immer erst in kleinen Größen hergestellt wurden und nur mir gepasst haben. Wenn ich ein Tor mit neuen Schuhen geschossenen habe, habe ich sie häufiger angezogen. Da ich aber kaum Tore geschossen habe, konnte ich die Schuhe oft wechseln. Welche Schuhe meine Spieler tragen, ist mir völlig egal. Mit einer Ausnahme: gelbe Schuhe trägt bei mir keiner.

Sie haben in Ihrer Laufbahn schon viele Trainer erlebt – wer hat Sie eigentlich am meisten geprägt? Von seinem Fußball-Fachwissen und von seiner Art, mit Spielern umzugehen, hat mich Dieter Hecking am meisten geprägt. Zu meiner Zeit in Aachen habe ich unter ihm trainiert. Dieter geht immer ehrlich mit seinen Spielern um. Das ist für mich das Wichtigste, auch im Jugendbereich.

Apropos Jugendbereich. Erfüllt Sie die Aufgabe auf Schalke, oder können Sie sich auch vorstellen, eine Seniorenmannschaft zu trainieren? Ich hatte schon Angebote aus der 3. Liga, auch als Cheftrainer. Aber ich weiß gar nicht, ob ich mir das antun will. Die Aufgabe, die ich zurzeit auf Schalke habe, ist eine sehr anspruchsvolle, die mir zudem sehr viel Spaß macht. Die Arbeit mit Jugendlichen kann viel interessanter sein, als das schnelllebige Profi-Geschäft, denn im Nachwuchsbereich kann man nachhaltiger arbeiten. Es ist doch wunderbar, den Weg der Jungs zu verfolgen und sie auf kommende Aufgaben vorzubereiten. Maurice Multhaup zum Beispiel war mein Spieler, als ich auf Schalke als C-Jugend-Trainer begonnen habe. Letztes Jahr ist er mit Schalke Deutscher A-Jugend-Meister geworden, jetzt ist er Profi beim FC Ingolstadt.

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