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Boatengs Rettungstat
Der Fotograf verrät die Geschichte des Bildes

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Jerome Boateng, Jerome Boateng
Jerome Boateng, Jerome Boateng Foto: dpa
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Es ist schon jetzt DAS Foto der EM. Jerome Boateng verhindert in höchster Not den Ausgleich gegen die Ukraine. Artistisch, einzigartig. Auch in der Art und Weise, wie das eingefangen wurde.

Und da sind wir bei einem Fotografen, der schon einiges erlebt hat. Nicht zwingend im Sport, dafür in der Politik. Denn Shawn Thew hat als Chef-Fotograf am Weißen Haus in Washington D.C. schon Barack Obama, Joe Biden und Co vor der Linse gehabt. Doch keines seiner bisherigen Fotos hat so hohe Wellen geschlagen wie der Schnappschuss von Jerome Boateng im Spiel gegen die Ukraine. In höchster Not verhindert der gebürtige Berliner nach einer Flanke von Konoplyanka den Ausgleich für den schon geschlagenen Manuel Neuer.

"Ein glücklicher Zufallstreffer," fasst Thew die Entstehungsgeschichte des Fotos zusammen. "Alle Fotografen haben zugewiesene Plätze für ihre Stative. Wir stellen unsere Kameras also an bestimmten Plätzen auf und lassen den Selbstauslöser arbeiten."

Thew hatte sich in der ersten Hälfte andere Punkten im Stadion ausgesucht, wo er aktiv seine Fotos schoss. So konnte er nur indirekt Einfluss nehmen auf die Entstehung des Fotos. "Wir versuchen natürlich in der Vorbereitung alles so aufzubauen, dass gute Fotos entstehen," berichtet Thew. "Garantieren kann das aber niemand, es ist immer eine Art Glücksspiel."

Für Thew gab es erst die große Ernüchterung, dann den Jackpot. Was war passiert? "Als ich in der Halbzeit durch die Fotos des Selbstauslösers ging, hatte ich nur das Dach des Stadions und den Himmel von Lille auf der Kamera," erzählt Thew. "Herr Boateng ist genau in meine Kamera gefallen und nach etwa 100 Bildern die wertlos waren, sah ich plötzlich die Aufnahme, die heute so viele Schlagzeilen schreibt."

Thew ist einer von 28 Fotografen der Europäischen-Presse Agentur, die in Frankreich im Einsatz sind. Für ihn ist es das dritte Fußballgroßereignis nach den Weltmeisterschaften in Südafrika und Brasilien. Doch auch während solcher "Spaßveranstaltungen" lässt ihn seine politische Faszination nicht los. "Sport sollte uns allen helfen netter zueinander zu sein," sagte Thew mit Bezug auf die Nachbar-Diskussion um Boateng und den AFD-Politiker Alexander Gauland. "Solche Events wie die EM zeigen uns, dass wir alle bessere Nachbarn sein sollten, dass wir alle etwas freundlicher sein können, wenn wir es nur wollen."

Goldene Worte nach dem goldenen Fotoschuss.

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