Tuchel wählte die Nummer von Henrikh Mkhitaryan, im März 2015 gab es ein Treffen zwischen dem Trainer und dem Mittelfeldspieler. Der trug sich damals mit Abschiedsgedanken, doch Tuchel überzeugte den Armenier zu bleiben, malte ihm aus, wie sehr er auf ihn baue – und mehr noch: „Er sagte mir: ,Miki, ich kann dich auf ein Spitzenklassen-Niveau bringen’“, erzählte Mkhitaryan später. „Ich habe erst nicht daran geglaubt, aber er hat es geschafft – und ich bin ihm dankbar.“
Die Dankbarkeit ist offensichtlich so groß, dass der Mittelfeldkünstler seine Zukunft an den Trainer bindet. Mkhitaryan und sein Berater Mino Raiola wollen den 2017 auslaufenden Vertrag nur verlängern, wenn er eine Trainerklausel bekommt: Falls Tuchel geht oder gefeuert wird, will auch der Armenier gehen dürfen – das hat WDR 2 aus zuverlässiger Quelle erfahren. Beim BVB aber will man sich auf Ausstiegsklauseln nicht mehr einlassen, auch deshalb stocken die Gespräche. In dieser Woche sollen sie nach Informationen dieser Zeitung wieder aufgenommen werden. „Wir hoffen natürlich, dass er sich langfristig zu Borussia Dortmund bekennt“, sagt der BVB-Vorstandsvorsitzende Hans-Joachim Watzke. Unter Tuchel ist Mkhitaryan eine der tragenden Säulen des BVB-Spiels. Dass er im verlorenen Pokalfinale nicht zum Elfmeterschießen antrat, kam zwar auch intern nicht gut an – kann aber nicht überschatten, dass der aktuelle Mkhitaryan nur noch wenig mit dem zu tun hat, den man so oft unter Jürgen Klopp sah.
Tuchel hat dem sensiblen Grübler die Zweifel genommen. „Wir haben schnell einen Draht zueinander gefunden“, sagte der Trainer schon vor der Saison. Unter anderem schenkte er seinem Spieler ein Buch: „The inner game of Tennis – die Kunst der entspannten Konzentration“. Und er lässt einen Fußball spielen, der auf den 27-Jährigen zugeschnitten ist: offensiver, durchdachter, mit längeren Ballbesitzphasen. „Wir spielen jetzt ein anderes System, das mir sehr gut gefällt. Und Thomas Tuchel hat die richtige Position für mich gefunden“, erklärte Mkhitayran im Gespräch mit dieser Zeitung.
Klopp war das nicht gelungen, in dessen Vollgasfußball war der technisch starke Mkhitaryan oft auf die Rolle des Konterspielers beschränkt. Der charismatische Trainer und sein sensibler Schützling fanden keinen Draht zueinander, mehr noch: Es ist zu hören, Klopp habe Mkhitaryan immer wieder extrem physisch trainieren lassen, ihn mit Laufeinheiten getriezt. Das will der Armenier nicht erneut erleben, deshalb fordert er die Klausel. Selbst wenn eine Vertragsverlängerung scheitern sollte, wird Mkhitaryan mit großer Wahrscheinlichkeit auch in der kommenden Saison in Dortmund spielen – beim BVB zumindest ist man stark geneigt, auf Erfüllung des bis 2017 laufenden Vertrags zu bestehen.