Während Andreas Luthe beim VfL Bochum am Sonntag verabschiedet wird, schaffte aufgrund seiner inzwischen zahlreichen Einsätze Manuel Riemann nach dem 0:1 bei Union Berlin den Sprung auf Platz eins als bestbenoteter Keeper einer großen deutschen Fußballzeitung. Ein Umstand, der ihm jedoch recht egal ist: „Das interessiert mich wirklich überhaupt nicht.“
Und dennoch ist es ein Beweis, dass die Entscheidung von Trainer Gert-Jan Verbeek, nach 16 Spieltagen den Torhüter zu wechseln, durchaus auf vernünftigen Argumenten beruhte. Dabei hätte Riemann vielleicht sogar einen echten Grund gehabt, sich lauthals zu beschweren, als nach der Sommerpause die Entscheidung für Luthe und gegen den 27-jährigen vom SV Sandhausen verpflichteten Keeper fiel. Schließlich hatte man den Schlussmann nach Bochum geholt und ihm wohl suggeriert, an der Castroper Straße fortan die Nummer eins zu sein.
Doch es kam anders. Und Außenstehende hatten den Eindruck, dass zwischen dem eigenwilligen Trainer und seinem vor Ehrgeiz und Adrenalin sprühenden Schlussmann sich eine Art Hassliebe entwickelte. Manuel Riemann, stets leistungsorientiert, gerät ins Schmunzeln, wenn man ihn zum Verhältnis zu seinem Trainer befragt. „Man muss sich schätzen, aber nicht lieben.“
Dass so ein Verhältnis leistungsfördernd ist, zeigt der Keeper Woche für Woche. „Ich habe mich hier kontinuierlich verbessert und glaube, dass ich bisher eine recht ordentliche Saison gespielt habe.“ Doch bei allem Selbstbewusstsein ist Riemann selbstkritisch genug, auch mit der eigenen Leistung zuweilen hart ins Gericht zu gehen. So stellte er nach dem 0:1 in der Alten Försterei fest: „Ich habe nicht meinen besten Tag erwischt, drei oder vier Bälle mit dem Fuß zum Gegner gespielt. So etwas gibt meinen Vorderleuten keine Sicherheit.“
Die Partie an der Spree war symptomatisch für zahlreiche Spiele, und deshalb fällt seine Bilanz zwei Runden vor dem Saisonende eher nüchtern aus: „Es wäre mehr drin gewesen. Aber dann muss man zu Hause einfach häufiger gewinnen.“ Primär schaut der Goalie auf die letzten beiden Spiele gegen Braunschweig und in Heidenheim: „Noch ist Platz vier möglich. Wir sollten eine Top-Platzierung jetzt nicht mehr leichtfertig aufs Spiel setzen.“
In Bochum stimmt es für ihn nicht nur sportlich sondern auch privat. Auch wenn der kommunikative Torhüter in der Regel Beruf und Privatleben trennt. „Ich fühle mich mega-wohl, weil hier alle sehr intensiv für ein gemeinsames Ziel arbeiten. Wir versuchen, den Ansprüchen des Klubs gerecht zu werden. Aber manchmal, siehe Berlin, gelingt das nicht so gut.“ Sein Blick richtet sich aber auch schon nach vorne. „Auch wenn Patrick Fabian leider lange ausfällt, so haben wir eine eingespielte Abwehr und ein kompaktes Mittelfeld als Gerüst für die nächste Saison.“ Und dann wird er noch einmal nachdenklich: „Das reicht, um oben mitzuspielen, aber nicht für den Aufstieg. Kommt es zu zahlreichen Abgängen, müssen wir vorne noch etwas tun.“