Kim Ailyn zählt zu den jüngsten Fans des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg. Im Gegensatz zu den meisten jungen Stadionbesuchern kommt das zweijährige Mädchen in den Genuss, den Stadioninnenraum betreten zu dürfen. Zuletzt tat Kim Ailyn das aus luftiger Höhe: auf den Schultern von Duisburgs Offensivmann Giorgi Chanturia.
Eigentlich gehört Kim Ailyn aber nicht zu Chanturia, sondern zu Rolf Feltscher. „Meine Tochter hat Vertrauen zu Giorgi. Er ist sehr kinderlieb. Deswegen hat sie auch kein Problem damit, wenn er sie mal auf den Arm nimmt. Wir unternehmen viel privat zusammen, haben am Dienstagabend zum Beispiel zusammen das Champions-League-Spiel Bayern München gegen Atletico Madrid im Fernsehen angeschaut“, erklärt Rolf Feltscher.
Seine Tochter drückt bei den Heimspielen regelmäßig kräftig die Daumen. „Sie versteht, was passiert, wenn wir Richtung Stadion fahren. Bei den Spielen ist sie meistens ganz ruhig, aber nach dem Abpfiff ist es für sie ganz wichtig, zu Maskottchen Ennatz zu kommen“, lacht der Abwehrspieler. In eineinhalb Wochen will Kim Ailyn wieder zum weiß-blauen Plüschtier, wenn das letzte Meisterschaftsspiel gegen RB Leipzig ansteht. Möglicherweise wird die Feltscher-Tochter dann eine Überraschung feststellen: Sollte sich der MSV retten, muss Trainer Ilia Gruev ein Versprechen einlösen. Der 46-Jährige will dann ins Ennatz-Kostüm schlüpfen und drei Runden im Innenraum drehen.
Am Besten ist es, gar nicht darüber nachzudenken, was Sandhausen macht. Wir konzentrieren uns nur auf uns selbst
Rolf Feltscher
Doch noch ist es nicht so weit. Zunächst wartet die Aufgabe beim SV Sandhausen. Die Baden-Württemberger verloren zu Wochenbeginn das Derby beim Karlsruher SC deutlich 0:3. Feltscher lässt sich davon nicht blenden und will sich an Spekulationen, ob beim letzten Auswärtsgegner der laufenden Zweitligasaison die Luft raus ist, überhaupt nicht beteiligen. „Am Besten ist es, gar nicht darüber nachzudenken, was Sandhausen macht. Wir konzentrieren uns nur auf uns selbst und werden versuchen, wieder die bestmögliche Leistung abzurufen.“ Der zurzeit stark frequentierte Tabellenrechner steht ebenfalls nicht auf der Prioritätenliste des Duisburger Kraftpakets. „Ich bin ein Spieler, der nicht gerne rechnet. Wir haben es selbst in der Hand, die Rettung zu schaffen. Wenn wir drei Konkurrenten hinter uns lassen, wäre das der Optimalfall.“ Der Sprung auf den drittletzten Rang würde zwei Zusatzschichten gegen den Tabellendritten der 3. Liga, aktuell die physisch starken Würzburger Kickers, bedeuten.
Die Zebras müssten erneut an ihre Grenzen gehen – und Rolf Feltscher müsste seinen Koffer für die Copa America Centenario etwas später packen. Mit dem Nationalteam von Venezuela trifft „Fletscher“ in Gruppe C auf Jamaika (5. Juni), Uruguay (9. Juni) und Mexiko (13. Juni). „Den Sommer-Urlaub, der mit meiner Familie in Spanien schon gebucht war, habe ich nach der Nominierung storniert. Meine Frau hat Verständnis dafür, sie weiß um den großen Stellenwert, den so eine Teilnahme hat“, sagt der MSV-Außenverteidiger, dessen Arbeitspapier bei den Zebras zum 30. Juni 2016 ausläuft. „Ich habe mit Manager Ivo Grlic geredet und ihm gesagt, dass ich mir vorstellen kann, weiter in Duisburg zu bleiben. Aber jetzt will ich mich mit meinen Teamkollegen erst voll auf den Endspurt fokussieren.“ Feltscher schiebt nach: „Wenn wir den Klassenerhalt packen, ist die Option, hier zu verlängern, größer.“ Das würde auch die kleine Ennatz-„Jägerin“ Kim Ailyn freuen.