Ob Wolze nun auf die Tabelle der 2. Fußball-Bundesliga schaut oder auf die Statistik der Championship, der zweiten englischen Liga: Sowohl der MSV als auch die Wanderers stehen auf dem letzten Platz. Der entscheidende Unterschied: Der MSV ist im Kampf um den Klassenerhalt noch dick im Geschäft, Bolton ist mit 21 Punkten Rückstand zum rettenden Ufer schon abgestiegen.
Mit einem Auge schaut der 25-Jährige weiterhin auf die Insel. Sein ehemaliger Jugendtrainer Jimmy Phillips ist mittlerweile Cheftrainer beim Tabellenletzten, nachdem der Klub Cheftrainer Neill Lennon beurlaubt hatte. „Es ist schon traurig, kürzlich hat der Verein auch sein Stadion verkauft“, sagt Wolze.
Den Umweg über England würde der frühere Wolfsburger „sofort wieder wagen.“ Wolze: „Das waren zwei wichtige Jahre für mich. Ich habe mich dort menschlich und fußballerisch weiter entwickelt.“ Vertrag läuft bei Rettung weiter
Wolze durchlief in Deutschland von der U 16 bis zur U 20 alle Auswahlmannschaften, das Gastspiel in England, dann die Rückkehr zum VfL Wolfsburg, für den er in der U 23 spielte und 2009 hautnah den Gewinn der Deutschen Meisterschaft der Wolfsburger Profis miterlebte.
Der Wechsel zum MSV Duisburg war 2011 der berühmte nächste Schritt. Der MSV hatte im Mai gerade das Pokalfinale gespielt, schien mit den Erinnerungen aus Berlin im Rücken vor einer guten Zukunft zu stehen. Doch dann kam es bekanntlich anders: Absturz in die 3. Liga, Wiederaufstieg. Aktuell ist Kevin Wolze nun ein Fußballer beim Tabellenletzten der 2. Fußball-Bundesliga . Zu seiner Zukunft und zu neuen Zielen will sich der Allrounder nicht äußern. „Ich habe beim MSV noch einen Vertrag für die 2. Liga für die kommende Saison. Ich konzentriere mich darauf, mit dem MSV den Klassenerhalt zu schaffen.“
Dabei ist die Liga, die die Bolton Wanderers jetzt verlassen müssen, bei Spielern aus Deutschland in dieser Saison hip. Karim Matmour, den Trainer Ilia Gruev im Winter gerne nach Duisburg geholt hätte, spielt auf der Insel, wie auch Uwe Hünemeier und Rouwen Hennigs. Der Dresdener Michael Hefele wechselt im Sommer ins englische Unterhaus. „Es ist schon sehr viel, was die Klubs dort zahlen“, weiß Wolze.
„Die Klubs zahlen in England viel“
Womit wir nun bei einem ehemaligen Duisburger wären. Der Darmstädter Goalgetter Sandro Wagner hatte unlängst beklagt, dass deutsche Fußballer zu wenig Geld verdienen. Kevin Wolze sieht das differenziert: „Dass zwölf Millionen Euro bei Bayern München zu wenig sein sollen, kann ich nicht nachvollziehen. Aber in der zweiten und dritten Liga sieht das schon anders aus.“ Wolze verweist darauf, dass Fußballer „sehr früh sehr viel aufgeben. Das betrifft die Familie und den Freundeskreis. Außerdem darf man nicht vergessen, dass ein Fußballer nur zwölf bis 15 Jahre Geld verdienen kann.“
Vom Schuhputzer zum Millionär – das klappt halt nur selten.