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DFB vs. PZPN
Kampf um deutsch-polnischstämmige Juwele

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Tomasz Rybicki, Tomasz Rybicki
Tomasz Rybicki, Tomasz Rybicki Foto: privat
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Polen suchen Polen für Polen: Scouts sprechen mittlerweile polnischstämmige Spieler gezielt für die Fußball-Nationalmannschaft an.

Wenn die polnischen Fußballfans an den 11. Oktober 2014 zurückdenken, sind die meisten immer noch voller Stolz. Damals gelang es ihrer Nationalmannschaft das DFB-Team zum ersten Mal zu besiegen. Robert Lewandowski und Arkadiusz Milik sorgten im Nationalstadion von Warschau für einen 2:0-Erfolg über Weltmeister Deutschland. "Dieses Spiel wird uns allen für immer in Erinnerung bleiben. An diesem Tag wurde polnische Sportgeschichte geschrieben", sagt Tomasz Rybicki im Gespräch mit dieser Redaktion.

Ich erinnere mich noch daran, dass meine Mutter über eine polnische Zeitung in Hamburg einen Brief an den PZPN schrieb. Ich war damals zwölf oder 13 Jahre alt. Sie bat darum, dass die Scouts mal vorbeischauen sollten um sich ein Spiel anzuschauen. Doch die Scouts kamen nie

Piotr Trochowski

Er gehört zu den Leuten im polnischen Fußball, die dafür sorgen sollen, dass solche Erfolge für die Osteuropäer nicht die Ausnahme bleiben. Der im Ennepe-Ruhr-Kreis lebende Rybicki arbeitet seit 2010 für den polnischen Fußballverband (PZPN) und ist für das Scouting in Deutschland zuständig. "Hiermit kann man kein Geld verdienen. Ich mache das, weil ich fußballverrückt bin und mir der Erfolg des polnischen Fußballs am Herzen liegt", erklärt der Familienvater. Rybicki nennt es eine Art Nebenjob oder ein Full-Time-Hobby. Der 45-Jährige betreut rund 200 polnischstämmige Juniorenspieler, die in Deutschland Fußball spielen. Die großen Talente versucht er davon zu überzeugen für die Junioren-Nationalmannschaften der weiß-roten Adler zu spielen. Der polnische Verband will das nachholen, was in den Jahren vor 2010 versäumt wurde. Lukas Podolski, Miroslav Klose, Piotr Trochowski und Lukas Sinkiewicz entschieden sich einst für den DFB. Die Polen kümmerten sich überhaupt nicht um diese Spieler. "Ich erinnere mich noch daran, dass meine Mutter über eine polnische Zeitung in Hamburg einen Brief an den PZPN schrieb. Ich war damals zwölf oder 13 Jahre alt. Sie bat darum, dass die Scouts mal vorbeischauen sollten um sich ein Spiel anzuschauen. Doch die Scouts kamen nie", sagte Trochowski in einem Interview mit der Zeitschrift 11 Freunde.

Diese Zeiten des Desinteresses gehören offensichtlich der Vergangenheit an. Mittlerweile haben die Polen neben Deutschland unter anderem auch eigene Talentspäher in Großbritannien, Nord- und Südamerika oder Skandinavien. Dorthin sind besonders viele Polen mit ihren Familien ausgewandert. Dass mittlerweile Nachwuchsspieler wie David Kopacz, Robin Wodniok (beide Borussia Dortmund U17), Michael Olczyk (Schalke 04 U19), Marco Drawz (Hambuger SV U17) oder Riccardo Grym und Jakub Bednarczyk (beide Bayer Leverkusen U17) in Weiß-Rot statt in Schwarz-Rot-Gold spielen, ist auch Rybickis Verdienst. "Ich bin für die Spieler und die Eltern immer da. Ich weiß gar nicht, wie viele Nummern ich in meinem Handy gespeichert habe. Man muss die Kommunikation pflegen und helfen, wo man kann. Am Ende entscheiden aber die Jungs, für welchen Verband sie auflaufen wollen", sagt er.

Flick spricht vom Leistungsprinzip

Wie unterschiedlich der vermeintliche Kampf um die Talente interpretiert wird, beweisen die Aussagen der Funktionäre. DFB-Sportdirektor Hansi Flick sagte Spiegel Online: "Für uns zählt einzig und allein das Leistungsprinzip. Wenn wir denken, dass ein Spieler ein gewisses Potenzial hat, dann wollen wir ihn näher kennenlernen. Die Spieler entscheiden dann aus freien Stücken, ob sie die Nominierung annehmen." Bei Marek Kozminski, Vize-Präsident des PZPN, hört anders an. Er sagte der polnischen Sportzeitung Przeglad Sportowy: "Der deutsche Fußballverband hat gemerkt, dass wir in Deutschland aktiv nach Jugendspielern mit polnischen Wurzeln suchen. Das ist nichts anderes als ein Kampf um Fußballer."

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