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Jonas Hofmann:
"Ich bin beim BVB nicht gescheitert"

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Jonas Hofmann, Jonas Hofmann
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Jonas Hofmann ist vom BVB nach Gladbach gewechselt, nun gibt es das Wiedersehen. Ein Interview über den Wechsel, seine Ziele und das Spiel am Samstag.

Jonas Hofmann steigt die Treppen aus dem Kraftraum herauf, für ein Training auf dem Außenplatz war es schlicht zu kalt. Der 23-Jährige trägt die grüne Trainingsbekleidung seines neuen Arbeitgebers Borussia Mönchengladbach, kurz nach Weihnachten ist er aus Dortmund an den Niederrhein gewechselt – und nun kommt es gleich zum Wiedersehen mit dem BVB (Samstag, 18.30 Uhr/live in unserem Ticker). Grund genug für ein Interview über den alten und den neuen Arbeitgeber, die Zukunftsaussichten – und die Gesangsqualitäten von Jonas Hofmann.

Herr Hofmann, ich soll schöne Grüße von einem Bekannten bestellen. Dessen Sohn hat im Sommer zur Einschulung ein Hofmann-Trikot bekommen und ist jetzt stinksauer. Jonas Hofmann: (lacht)

Wie erklären wir ihm jetzt den Wechsel? Es ist ja mittlerweile bekannt, dass ich vor dem letzten Hinrundenspiel gegen Köln nur ganz wenige Einsatzminuten in der Bundesliga hatte. In der Europa League habe ich zwar immer wieder gespielt. Aber nie so, dass ich sagen konnte, mein Stand in der Mannschaft ist so, dass ich mir vorstellen kann, zu bleiben. Letztendlich waren die Spielminuten ausschlaggebend, zu sagen: Ich bin jung, ich muss spielen. Da hilft es mir auch nicht, bei einem großen Verein zu sein, der immer international spielt. Dann haben wir uns entschieden, zu schauen, ob es Angebote gibt. Und mit Gladbach waren wir uns sehr schnell einig.

Sie mussten also nicht lange überlegen, als Gladbach anfragte? Nein, das waren keine drei Wochen, in denen das über die Bühne ging.

Sie sind mit großen Hoffnungen von der Ausleihe in Mainz zurückgekehrt und haben dann wenig gespielt. War die Hinrunde ein verlorenes halbes Jahr? Was heißt verloren? Am Anfang lief es ja sogar ganz gut, ich habe gleich gegen Wolfsberg gespielt und auch ein Tor gemacht und in der Bundesliga auch die eine oder andere Partie gemacht. Da habe ich gedacht: In dieser Saison könnte ich durchstarten.

Und dann? Dann wurde es immer weniger Spielzeit. Erst denkt man sich: Okay, ich habe viel gespielt, die Anderen müssen auch spielen. Als das dann aber immer mehr zugenommen hat, habe ich mir schon meine Gedanken gemacht. Aber ein verlorenes Jahr? Klar, was die Spielanteile angeht, waren die letzten Monate nicht zufriedenstellend. Aber man lernt trotzdem dazu, auch in so einer Phase.

Zum Beispiel einen neuen Trainer mit neuen Einflüssen. Thomas Tuchel war ja erst Ihr zweiter Trainer im Profi-Bereich. Klar. Mit einem neuen Trainer lernt man auch neue Spielsysteme kennen und wird flexibler, kann seine Fähigkeiten vielleicht erweitern.

Wie haben Sie Tuchel erlebt als Trainer? Er ist sehr zielgerichtet und fokussiert, arbeitet gerne im Detail.

Und André Schubert? Er ist vielleicht ein bisschen ruhiger in seiner Art. Ich ziehe aber nicht so gerne Vergleiche. Jeder Trainer hat seine guten Seiten. Und sie alle wären keine Bundesligatrainer, wenn sie schlechte Trainer wären.

Welche Überschrift würden Sie dem Wechsel nach Gladbach geben? Neustart? Neuanfang der Karriere? Es ist einfach ein weiterer Schritt, ein möglichst guter Fußballer zu werden. In gewisser Weise ist es schon ein Neustart, weil man doch mit anderen Erwartungen und einer anderen Haltung hier ist und womöglich auch anders wahrgenommen wird. Ich versuche natürlich, hier durchzustarten und durch die Spielanteile, die ich hoffentlich bekomme, auf mich aufmerksam zu machen. Also, in gewisser Weise ein Neustart, in anderer Weise nur ein weiterer Schritt in meiner Karriere.

Sie hatten in Dortmund zwei sehr unterschiedliche Trainer, haben bei beiden einen guten Start hingelegt – und dann wurden die Spielanteile weniger. Wie bewerten Sie die Dortmunder Zeit rückblickend? Unter Kloppo war es ja meine allererste Saison in der Bundesliga. Ich glaube, da habe ich einen neuen Rekord im Einwechseln aufgestellt (grinst). Irgendwann hätte ich mir dann, als es gut lief, vielleicht gewünscht, öfter von Beginn an zu spielen, das ist klar. Aber für eine erste Saison in der Bundesliga war das mehr als zufriedenstellend. Da darf man schon sagen, dass es eine gute Saison war. Dann bin ich ja nach Mainz gegangen. Deswegen kann ich über die Zeit unter Kloppo nur Gutes sagen.

Und unter Tuchel? Da war es anfangs auch ziemlich gut – und dann sind meine Einsatzzeiten wie schon gesagt weniger geworden. Aber das ist abgehakt. In Dortmund habe ich den ersten Schritt zum Bundesligaspieler gemacht, und es ist meiner Ansicht nach der schwerste Schritt, da überhaupt hinzukommen. Deswegen habe ich Dortmund zum größten Teil zu verdanken, dass ich mein Geld nun mit Fußballspielen verdienen kann.

Sind Sie in Dortmund gescheitert? Nein. Was heißt gescheitert? Das wichtigste war, den Schritt überhaupt zu schaffen in den Bundesligakader, das ist mir gelungen. Heutzutage kommt es nicht mehr so oft vor, dass ein Spieler aus den eigenen Reihen den Sprung schafft. Klar, es gibt dann auch Spieler, die werden zum Stammspieler und kommen ganz groß raus. Das sind aber nur ganz wenige, die das im eigenen Klub schaffen. Da gibt es einen Mario Götze, hier in Gladbach ist Julian Korb zum Stammspieler gereift. Deshalb: Ich bin auf keinen Fall gescheitert, das klingt so negativ, als wäre alles schief gegangen. Bisher habe ich alles richtig gemacht.

Sie hätten auch zu einem kleineren Verein wechseln und dort sichere Spielzeiten haben können. Warum ein Verein wie Gladbach, wo die Konkurrenz groß ist? Mein Anspruch an mich ist immer sehr hoch, manchmal womöglich auch zu hoch. Wobei ich das nicht als negativ empfinden würde, denn wenn man ehrgeizig ist, kann man auch viel erreichen. Klar gäbe es bei einem kleineren Verein eine deutlich größere Chance, immer zu spielen. Aber dann fehlt auch wieder der Konkurrenzkampf und der Druck, immer Höchstleistungen zu bringen. Wenn man weiß, man spielt nächste Woche ohnehin wieder, gibt man vielleicht auch mal ein paar Prozent weniger. Deshalb ist es als Sportler wichtig, immer einen guten Konkurrenzkampf zu haben und sich dem zu stellen.

Es hätte auch nicht jeder Verein knapp acht Millionen Euro bezahlen können. Was löst eine solche Ablösesumme bei Ihnen aus? Für mich ist das Wahnsinn, dass man für einen Menschen so viel Geld ausgibt. Aber in diesem Bereich ist es inzwischen nun einmal so. Man macht sich manchmal schon Gedanken, warum man so viel wert ist. Aber zu viel will ich mich auch nicht damit beschäftigen. Ich habe es damals bei Henrikh Mkhitaryan erlebt, als er als teuerster Neuzugang der Klubgeschichte nach Dortmund geholt wurde. Da hat er sich auch oft einen Kopf gemacht, weil er auch ein Mensch ist, der viel nachdenkt. Das kann einen auch einschränken, davon muss man sich frei machen. Natürlich weiß ich, dass der Verein viel Geld für mich ausgegeben hat und dass ich das irgendwie zurückzahlen muss. Aber der beste Weg ist gerade, sich wenig Gedanken darüber zu machen, sondern Spaß zu haben, gut hineinzufinden und das zu machen, was man schon immer gemacht hat – auch, als noch nicht so viel Geld im Spiel war.

Marco Reus ist den umgekehrten Weg gegangen, von Gladbach nach Dortmund. Hat er Ihnen zu dem Wechsel geraten? Auf jeden Fall. Er hat überaus positiv über den Verein erzählt. Als er mitbekommen hat, dass Gladbach eine Option für mich ist, kam er zu mir und hat erzählt, dass das ein super Verein ist. Er hat nur Gutes erzählt, von den Spielern, die er noch kennt und von dem Team drumherum. Die Menschen haben alle ein großes Herz und gehen sehr familiär miteinander um.

Und hat sich das bestätigt? Auf jeden Fall – bis jetzt zumindest (lacht). Noch ist mir keiner auf die Nerven gegangen.

Warten wir mal ab. Wie war denn der Start in Gladbach? Sehr, sehr gut. Mir ist zugute gekommen, dass wir gleich ins Trainingslager gefahren sind, da lernt man die Mitspieler doch ein bisschen besser kennen, weil man sich den ganzen Tag sieht und einen festen Zimmerpartner hat. Das hat mir das Einfinden ein bisschen leichter gemacht. Und dadurch dass die Mannschaft so offen ist und Neuzugänge gut integriert, fällt es neuen Spielern ohnehin leicht, sich im Team zurecht zu finden. Für mich war es ein schöner Start, ich konnte es mir kaum besser vorstellen.

Der Wechsel kam relativ plötzlich. Hatten Sie Gelegenheit, sich von Mitspielern und Trainern in Dortmund zu verabschieden? In den Weihnachtsferien nicht mehr, aber ich war vor dem Trainingslager nochmal kurz in Dortmund und habe mich von allen verabschiedet.

Und mussten Sie in Gladbach schon einen Einstand geben? Ich musste singen. Im Trainingslager haben fünf Leute gesungen – inklusive Presseabteilung, da gab es auch ein paar Castings (grinst).

Was haben Sie gesungen? Follow Me von Uncle Cracker. Ein einfaches Lied, bei dem man nicht viel falsch machen kann.

Und, gute Kritiken bekommen? (grinst) Standing Ovations.

Aber in erster Linie sind Sie ja zum Fußballspielen hier. Wie klappt es mit den neuen Kollegen auf dem Platz? Ziemlich gut. Das Ergebnis gegen Bochum war jetzt nicht so, wie wir uns das vorstellen. Trotzdem waren da auch einige gute Dinge dabei. Wichtig war, dass Martin und ich gut in die Mannschaft finden, uns im Zusammenspiel mit den anderen gut verständigen. Ich denke, das hat auch schon gegen Berlin und im anderen Spiel gegen Sivasspor gut geklappt. Und gegen Bochum noch besser. Wenn man in eine Mannschaft mit so viel Qualität kommt, ist es nicht so schwer. Wenn man ein etwas cleverer Spieler ist, versteht man alles recht schnell und hat keine großen Probleme, sich einzufinden.

Sind die fußballerischen Unterschiede zu Dortmund groß? Von der Qualität im Training her ist es schon ziemlich intensiv. Wenn wir bestimmte Spielformen machen, ist es in jedem Fall ähnlich anspruchsvoll.

Und was die Systeme und die Taktik angeht? Es ist ähnlich. Mittlerweile wird von vielen Mannschaften immer wieder Gegenpressing nach Ballverlusten gespielt. Wenn man in Dortmund gespielt hat, hat man das im Blut. Da gibt es einige Dinge, die übertragbar sind. Im Detail unterscheidet es sich dann, auch taktisch. Aber wenn es nur kleine Dinge sind, hat man das schnell drauf.

Sie haben zuletzt viel trainiert. Hatten Sie eigentlich schon Gelegenheit, sich in Gladbach umzuschauen? Ja, schon. Ich wohne zwar noch im Hotel, war aber schon ein paar Mal in der Stadt und habe mich ein bisschen umgeschaut. Aber dadurch, dass wir gleich im Trainingslager waren, war nicht so viel Zeit.

Und, wie ist der erste Eindruck? So viel habe ich ja noch nicht gesehen, dazu kann ich also nicht viel sagen.

Dann zurück zum Fußball: Was sind die Ziele mit Gladbach? Da, wo wir jetzt stehen, könnten wir am Ende der Saison gerne auch stehen. Für den ganzen Verein wäre es wie eine Meisterschaft, wenn wir wieder in der Champions League spielen würden. Wir haben jetzt nur noch die Bundesliga, da werden wir alles investieren, um am Ende so weit oben wie möglich zu stehen.

Und die persönlichen Ziele? Das Wichtigste ist, gesund zu bleiben, auch wenn es sich immer komisch anhört. Aber unser Körper ist nun einmal unser Kapital. Außerdem möchte ich so viel wie möglich spielen und mit der Mannschaft erfolgreich sein.

Das erste Spiel geht gleich gegen Dortmund – was wird das für ein Spiel? Ganz, ganz hohes Niveau, es wird viel um Gegenpressing gehen. Ich kenne das Dortmunder Spiel ja in- und auswendig. Sie wollen dominant spielen, was aber auch unser Spiel ist. Es treffen zwei Mannschaften mit hoher Qualität aufeinander. Ich hoffe, es wird ein spannendes Spiel, das wir am Ende hoffentlich für uns entscheiden.

Bittet der Trainer Sie um Einsichten, oder kennt er den BVB ohnehin aus zig Videos? Sowohl als auch. Mittlerweile kann man den Gegner durch die Videos so gut analysieren, dass man ziemlich gut weiß, wie er spielt. Aber natürlich würde ich lügen, wenn ich sagen würde, dass wir nicht auch darüber sprechen. Aber ich kann ihm vermutlich nicht viel erzählen, was er nicht sowieso schon weiß.

Mit welchem Gefühl gehen Sie denn in das Spiel? In Mainz hat sich das damals angefühlt wie ein Testspiel, weil man die Jungs so gut kennt.

Als wäre man im Training? Ganz genau. Damals war auch der zeitliche Abstand so kurz. Mal schauen. Ich weiß, wie ich mich gegen die Abwehrspieler zu verhalten habe...

Aber die auch. Sie wissen es auch, das ist das Problem (lacht).

Das Hinspiel ist aus Gladbacher Sicht nicht so gut gelaufen. Was muss anders laufen? Es ist ein ganz anderes Spiel als in der Hinrunde. Wir haben jetzt eine ganz andere Position, einen ganz anderen Stellenwert als damals. Der Trainer wird uns gut einstellen. Wir hatten zwar nur eine kurze Vorbereitung, werden die Woche über aber gut arbeiten und dann mal schauen, was dabei herauskommt.

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