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Handball-EM
Polnische A-cappella-Hymne begeistert Biegler

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Michael Biegler, Michael Biegler
Michael Biegler, Michael Biegler Foto: firo
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Am kommenden Freitag beginnt nicht nur das Dschungelcamp mit Thorsten Legat, sondern auch die Handball-EM in Polen.

Die 16 stärksten Mannschaften des Kontinents kämpfen vom 15. bis zum 31. Januar in Krakau, Breslau, Kattowitz und Danzig um den EM-Titel. Während die deutsche Handball-Nationalmannschaft durch etliche Ausfälle stark geschwächt ins Turnier geht, hat ein Landsmann große Chancen auf die Goldmedaille. Michael Biegler ist seit dem 1. Oktober 2012 Trainer der polnischen Auswahl. Der 54-jährige gebürtige Rheinländer kann bis auf Spielmacher Mariusz Jurkiewicz aus dem Vollen schöpfen und gilt mit seinem Team nicht zuletzt aufgrund des Heimvorteils als Mitfavorit. Jedoch musste der EM-Gastgeber am vergangenen Wochenende bei einem Vier-Nationen-Turnier im spanischen Irun nach zwei Siegen gegen Brasilien und Schweden eine empfindliche 12:26-Klatsche einstecken.

FUNKE Sport sprach mit Biegler über die bevorstehende Europameisterschaft, die politische Lage in Warschau und das Besondere an der polnischen Nationalhymne.

Michael Biegler, haben Sie die Lehrstunde gegen die Spanier schon verarbeitet? Ich habe mich zwei, drei Stunden geärgert. Länger haben wir ja auch keine Zeit uns damit zu beschäftigen. Wir haben versucht, das Ganze im Training schon abzuarbeiten. Jetzt gucken wir nach vorne und fokussieren uns auf das Eröffnungsspiel am Freitagabend gegen Serbien.

Sie sind schon so lange im Geschäft. Können Sie sich daran erinnern, dass eine Ihrer Mannschaften in 60 Minuten nur zwölf Tore erzielte? (lacht) Ich bin seit 30 Jahren im Geschäft und das ist nun das dritte Mal, dass eine meiner Mannschaften zwölf Treffer erzielt hat. In Hameln haben wir mit Wuppertal in der Saison 1988/89 12:9 gewonnen und in der gleichen Spielzeit im Spitzenspiel gegen Wanne-Eickel 12:12 gespielt. Das waren aber ganz andere Zeiten, da wurden im Handball noch nicht so viele Tore erzielt wie heute. Die zwölf Treffer im Angriff vom Spanien-Spiel sind natürlich unter aller Kanone.

Michael Biegler ist am 5. April 1961 in Leichlingen geboren. Von 1993 bis 1996 war Biegler auch Co-Trainer der deutschen Männer-Nationalmannschaft. Vereine als Trainer: 1985-89 LTV Wuppertal 1989-90 OSC Dortmund 1990-94 Bayer Dormagen 1994-97 VfL Gummersbach 1997-99 GWD Minden 2000 VfL Hameln 2000-02 TSG Friesenheim 2002-03 Frisch Auf Göppingen 2003-08 Wilhelmshavener TV 2008-09 SC Magdeburg 2010 TV Großwallstadt seit 2012 Polen 2013 SC DHFK Leipzig seit 2015 HSV Hamburg

Bei der EM sollte das besser aussehen. Welche Ziele verfolgen Sie bei diesem Turnier? Das ganze Land und die Regionen, in denen die Spiele stattfinden werden, haben unheimliche Anstrengungen unternommen, um gute Gastgeber zu sein. Wir wollen sportlich damit Schritt halten und so lange wie möglich im Turnier verweilen. Es sind die 16 besten Teams Europas am Start. Ich denke, dass die Franzosen aktuell allen ein kleines Stückchen voraus sind. Aber das ist ein Turnier, in dem viel passieren kann. Wir schauen von Spiel zu Spiel, alles andere macht wenig Sinn.

Wie schätzen Sie die deutsche Nationalmannschaft ein? Deutschland ist für mich völlig irrelevant. Damit habe ich mich überhaupt nicht beschäftigt, da die Deutschen nicht in unserem Paarkreuz spielen. Wir haben bislang nur Dossiers unserer Gruppengegner und der Kreuz-Gruppe erstellt. Mein Fokus ist hier so extrem auf meiner Mannschaft und deshalb will ich mich zum deutschen Team nicht weiter äußern.

Sie pendeln zwischen Hamburg und Polen. Bekommen Sie da die Euphorie im Lande überhaupt mit? Natürlich. Polen ist ein tolles Sportland und ich bin mir sicher, dass wir tolle Gastgeber sein werden. Wie ich gehört habe, sind in Krakau und Breslau fast alle Karten verkauft und das nicht nur für unsere Spiele. Ich kann einige Brocken polnisch und verstehe auch immer mehr, aber an Zeitung lesen ist da nicht zu denken. Ich lasse mir immer einen Pressespiegel zusammenstellen und so weiß ich immer, was los ist.

Die aktuelle politische Lage in Polen wird von einigen westlichen Staaten kritisch gesehen. Wie stehen Sie dazu? Ich bin für die polnische Handball-Nationalmannschaft zuständig. Die Politik im Lande verfolge ich zwar interessiert, möchte mich aber als Sportler zu diesen Themen nicht äußern.

Die Stimmung in Polen ist eine ganz besondere. Da wird beispielsweise die Nationalhymne Acapella gesungen. Wie empfinden Sie die Atmosphäre bei den Heimspielen? Ich singe die Hymne zwar nicht mit, aber genieße die Stimmung auf den Rängen. Mich begeistert das sehr. Das erzähle ich auch sehr häufig in Deutschland. Alle die beim Qualifikationsspiel zwischen Polen und Deutschland in Danzig dabei waren, haben eine Gänsehaut bekommen. Eine Nationalhymne, die Acapella gesungen wird, ist etwas ganz besonderes. Das ist schon der Wahnsinn. Ich sehe wie meine Spieler die Hymne mit Inbrunst singen und wie stolz sie sind. In Deutschland wäre das wahrscheinlich nicht möglich. Das ist dann der Historie wohl geschuldet. Ich liebe die Heimspiele und bei der Hymne bin ich besonders stolz ein Teil der tollen Atmosphäre zu sein. Wir freuen uns alle auf eine stimmungsvolle Europameisterschaft in Polen.

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