Wer annähernd täglich von radikalen Tierschützern attestiert bekommt, dass er ein „Mörder“ sei, der braucht ein ähnlich dickes Fell wie die Borstenviecher, denen seine Fachkräfte hundertausendfach im Monat die Bolzen in die Köpfe rammen. Und wer sich auf Schalke auf Plakaten wiederfindet, die ihm nahelegen, zu verschwinden, der wird seine Lage nicht immer als beneidenswert erachten.
Clemens Tönnies ist hart im Nehmen, ruht in sich. Und er spaltet die blau-weiße Fanschaft. Die einen wissen seine Emotionalität zu schätzen, die glaubhafte Identifikation mit dem Klub. Andere halten wenig von der Gutsherrnart, mit der er den Klub aus der Position des Aufsichtsratsvorsitzenden so leitet, als wäre er nur eine GmbH mehr in seinem westfälischen Wurstimperium. Neuerdings hat er sich mal wieder zwischen alle Schinken gesetzt, indem er zur Unzeit den Wechsel auf der Managerposition betrieb, mit allen nur denkbaren Ungeschicklichkeiten.
Und weil zeitgleich auch die Mannschaft nicht so mit der Glücksgöttin verbandelt blieb wie in den ersten Liga-Wochen, hat die nicht mehr wirklich zu verleugnende „Krise“ auf Schalke für manche einen klaren Verursacher: den Bockwurst-Kaiser aus Rheda-Wiedenbrück. Und die Ruhe auf Schalke ist schon wieder „gegessen“.
Nur absolute Insider werden wissen, wer nun eigentlich den Hauptanteil trägt an den fast schon tragisch-komischen Verpflichtungen von Kevin Boateng, dem Prinzen aus der Bronx, und der Fleisch gewordenen Trainer-Schlaftablette Roberto di Matteo. War es Horst Heldt, dann ist es nicht wirklich eine Überraschung, wenn sein Vertrag nicht verlängert wird. Hat aber Tönnies mit seiner eitlen Sucht nach großen Namen hier maßgeblich die Finger drin, dann ist es dreist, dieses Scheitern mit Ansage allein dem Manager in die Schuhe zu schieben. So scheinen noch nicht alle Scherben aus der letzten Saison beiseite geräumt.
Die junge Mannschaft wird Geduld brauchen und Kredit von den Rängen, der nicht frühzeitig von Selbstdarstellern in der Ehrenloge aufgebraucht werden sollte. Alle, die es mit den Blauen halten, haben es dermaßen satt, immer wieder diesem praktizierten Unfrieden hinter den Kulissen beizuwohnen. Was der Klub braucht, ist Ruhe. Der Sturm kommt nächste Woche.