So ungern man an der Hafenstraße über dieses Thema nachdenkt, es ist doch aktueller denn je. Von der Tabellenspitze, vom Aufstiegskampf gar, kann aktuell nicht mehr geträumt werden. Die Realität heißt Platz zwölf, der erste Abstiegsplatz ist nur drei Punkte entfernt. Und die Mannschaft wirkt nach wie vor nicht gefestigt.
Gute Ansätze sind fast in allen Spielen zu sehen. Gleiches gilt aber auch für zahlreiche Unzulänglichkeiten, was die Konsequenz vor dem Tor oder im Abwehrverhalten, Standards sowie auch die Einstellung des einen oder anderen Spielers betrifft. Trainer Jan Siewert bekommt die Zeit, diese abzustellen. Daran haben weder der 1. Vorsitzende Michael Welling noch der Sportliche Leiter Andreas Winkler Zweifel gelassen. Nicht ohne Grund hat man ihn mit einem Vertrag über drei Jahre ausgestattet.
Nun, da es auf das Ende der Hinrunde zugeht, wird es trotzdem höchste Zeit, dass sich die Erfolge häufen, damit RWE nicht auf einem - gemessen an den eigenen Ansprüchen - äußerst traurigen Tabellenplatz überwintern muss. Eine gute Gelegenheit, die angespannte Stimmung im Fanlager zu beruhigen, wäre ein Sieg im Derby gegen die zweite Mannschaft des FC Schalke 04 (Sonntag, 14 Uhr). „In diesem Spiel ist immer Brisanz drin“, weiß Siewert und bringt seine Hoffnung zum Ausdruck: „Vielleicht tut uns diese Brisanz auch ganz gut.“
Der RWE-Coach hat vor diesem Spiel durchaus Gründe, auf der einen oder anderen Position Veränderungen vorzunehmen. Cebio Soukou lieferte zuletzt wenig Argumente, warum er in der Startelf stehen sollte. Im Pokalspiel setzte Siewert ihn auf die Bank und machte eine Ansage an den Offensivspieler. Das Problem des Trainers: Die Personaldecke ist derzeit ziemlich dünn. In der Offensive wird der verletzte Marwin Studtrucker schmerzlich vermisst. Kevin Behrens ist nicht mehr gefragt und der junge Malcom Olwa-Luta hat sich bislang nicht als ernsthafte Alternative erwiesen.
In der Defensive sieht es auch nicht besser aus. Der zuletzt wieder stabile Abwehrchef Philipp Zeiger fällt mit einem Meniskusschaden aus und auch Leon Binder wird nicht so schnell wieder zur Alternative werden wie erhofft. Der 28-Jährige muss abwarten, wie schnell die Wunde verheilt, die er sich im Auswärtsspiel in Aachen zugezogen hat. Ein paar Wochen kann es noch dauern, bis er wieder zurückkehren wird.
Der Großteil der Startelf stellt sich damit fast von selbst auf. Mit Richard Weber und Kapitän Moritz Fritz werden auch zwei ehemalige Schalker mit von der Partie sein. Für beide wäre die Vorfreude auf dieses Duell wahrscheinlich deutlich größer, wenn die Lage von Rot-Weiss Essen sich aktuell nicht so ernst darstellen würde. Fritz betonte, wie egal es ihm ist, wie denn nun der nächste Gegner seiner Mannschaft heißt: „Ob jetzt Schalke kommt, oder wer auch immer – es zählt jetzt nur ein Sieg.“