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Gute Führung, schlechter Ruf

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Fans, Derby, Borussia Dortmund.
Fans, Derby, Borussia Dortmund. Foto: firo
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Die Schalker Ultras boykottieren das Derby im November bei Borussia Dortmund.

Der Derby-Boykott der UGE ist mindestens nachvollziehbar, hat aber einen Makel: den schlechten Ruf der Ultras. Ein Kommentar.

Die S04-Ultras boykottieren das Derby. Es dürfte nicht wenige einfältige Zeitgenossen geben, die nun frohlocken und - sehr kurz gedacht - davon ausgehen, dass somit sämtliche Negativ-Schlagzeilen von Provokationen, Ausschreitungen und Schlägereien passé sind. Wie immer im Leben, ist es auch in diesem Fall komplizierter.

Die Ultras Gelsenkirchen haben sich zu dieser - aus ihrer Sicht - schwierigen Entscheidung durchgerungen, weil sie das Gefühl haben, der Willkür höherer Instanzen ausgesetzt zu sein. "Na und?! Lass sie doch! Ich brauche keine Ultras beim Fußball", mag der ein oder andere (siehe oben) nun entgegnen.

Bewährung, gute Führung - aber keine Belohnung

Aber auch, wer mit dieser Ausdrucksform der Fußballkultur nichts anfangen kann, muss den beteiligten Fangruppen zu Gute halten, dass das Derby auf dem Weg der Besserung war. Nach den letzen beiden Aufeinandertreffen zwischen Dortmund und Schalke war jeweils vom "friedlichsten Derby aller Zeiten" zu lesen. Es schien ein immer breiteres Fundament aus Vernunft zu entstehen, es gab sogar erste Signale, die Gäste-Kontingente bei den Spielen in Dortmund und Gelsenkirchen wieder zu erhöhen. Die Fans standen gewissermaßen unter Bewährung - haben sich aber am Riemen gerissen. Für "gute Führung" gibt es normalerweise eine Belohnung; das Signal der Behörden - glaubt man der UGE-Erklärung - ging jedoch in genau die andere Richtung. Nach dem Motto: "Ihr habt euch zwar benommen, aber wir ziehen die Zügel trotzdem an!"

Das musste im Lager der Ultras zwangsläufig für Frust sorgen. Diese fühlen sich zwar ganz gerne unverstanden - das gehört wie bei allen "Outlaws" mit zum Selbstverständnis - in diesem Fall dürften aber viele "normale" Fans sehr gut nachvollziehen, dass sie enttäuscht sind.

Denn manche Maßnahme, der ein Besucher eines Fußballspiels ausgesetzt ist, ist tatsächlich absurd und strenggenommen nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Jeder Schalker, der vor dem Spiel in Köln mal ein bisschen durch die Altstadt bummeln wollte, weiß wovon die Rede ist.

Ultras überschätzen Wirkung ihres Boykotts

Daran, dass es soweit gekommen ist, dass man ohne polizeiliche Begleitung als Gästefan keinen Schritt mehr machen kann, haben allerdings genau jene Fans großen Anteil, die meinen, dass es dazu gehört, Fan-Utensilien des Gegners zu erbeuten und Pyrotechnik zu entzünden. Da schließt sich (leider) der Kreis. Denn wegen der immer noch viel zu oft stattfindenden Kindereien ist der Ruf der Ultras zu schlecht, als dass ihr Boykott ein Sturm der Empörung hervorrufen könnte. Auch wird er beim Innenminister gewiss kein Bedauern auslösen. Die UGE hat Recht, wenn sie erklärt, dass "jedes Fußballspiel, vor allem das Derby von den Emotionen und der Leidenschaft der Fans lebt." Und dass "unter dem Fernbleiben von Gästefans dieses Spiel erheblich an Wert und Besonderheit verlieren wird." Und trotzdem überschätzen sie die Wirkung ihres Boykotts. Zu viele werden sagen: "Ist doch gut, dass die Chaoten zuhause bleiben."

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