Nach sechs Spielen können die Wattenscheider auf elf Punkte zurückblicken. Eine Bilanz, die den 09ern wohl kaum jemand zugetraut hatte. Die SG galt für viele Experten als ein klarer Abstiegskandidat. "Ich freue mich, dass wir diese Leute eines Besseren belehren konnten. Aber das ist aktuell nur eine schöne Momentaufnahme. Wir haben noch nichts erreicht", betont Güngör Kaya, der jüngst gegen den SC Verl einen Doppelpack schnürte.
Kaya gehört zu diesen Erfolgsgeschichten in Wattenscheid, die nur wenige Leute für möglich gehalten haben. Der ehemalige Essener wurde spätestens nach seiner Wettaffäre bei RWE in die Schublade der verlorenen Talente gesteckt. Es folgten Intermezzos in der Türkei und beim KFC Uerdingen - Stationen zum Vergessen. Und auch an das erste Jahr an der Lohrheide erinnert sich Kaya nur ungern. Ex-Trainer Christoph Klöpper suspendierte den 25-Jährigen und erst als Farat Toku kam und dem einstigen U19-Bundesligatorjäger eine erneute Chance gab, blühte der gebürtige Gelsenkirchener auf. "Günni macht unheimlich viele Meter und ist ein echtes Arbeitstier. So einen Spieler hat jeder Trainer gerne in der Mannschaft. Er tut dem Team einfach gut", lobt Toku seinen Angreifer.
Viele von uns wurden sehr negativ gesehen. Jetzt haben wir zu Beginn der Saison gezeigt, dass man sich auch irren kann
Güngör Kaya
Dass der Stürmer aktuell nur zwei Tore auf dem Konto hat, stört Toku keinesfalls, da dieser Kayas Malocher-Qualitäten schätzt. Nur Kaya selbst will als einstiger Knipser natürlich auch Buden erzielen. "Klar, ich bin Stürmer und da will jeder Spieler auf dieser Position Tore erzielen. Aber solange wir als Mannschaft so erfolgreich sind, da verzichte ich auch gerne auf eigene Tore. Wir haben einfach eine astreine Truppe beisammen, die viele schon für tot erklärt hatten. Ob das meine Person ist, Burak Kaplan oder Eren Taskin. Viele von uns wurden sehr negativ gesehen. Jetzt haben wir zu Beginn der Saison gezeigt, dass man sich auch irren kann. Diese Kritik hat uns noch stärker gemacht. Ich freue mich ein Teil dieser Mannschaft zu sein."
Am Mittwochabend tritt die SG Wattenscheid 09 beim TuS Erndtebrück an. Mit einem Sieg könnten die Schwarz-Weißen vorübergehend auf Platz vier klettern. "Wir rechnen nicht, sondern wollen einfach an die guten Leistungen anknüpfen. Wenn wir das nicht schaffen, dann bekommen wir auch in Erndtebrück Probleme", warnt Kaya.