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VdV-Camp
Plan B ist besser als gar keiner

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Symbol, Saison 2012/2013, VDV-Camp, Symbol, Saison 2012/2013, VDV-Camp Foto: Griepenkerl
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Das Camp für vertragslose Fußballprofis hat geschlossen – Was nun für Schorch, Bönig, Volz und Co.?

Christoph Schorch hat bei Real Madrid gespielt, das berühmte Bernabeu-Stadion war mal sein Zuhause. Heute ist der 26-Jährige arbeitslos. Schorch, zuletzt beim MSV Duisburg unter Vertrag, hatte es zuletzt zum Training nicht weit. Der Abwehrrecke war einer der Spieler, die sich bis letzte Woche im Fußballcamp der Spielergewerkschaft VdV in der Sportschule Wedau fit und möglichst für eine Verwendung bei einem neuen Verein bereit gehalten haben.

Das mit Real Madrid ist bei Schorch auch schon sieben Jahre her und es war „nur“ die zweite Mannschaft der „Königlichen“, bei denen der in Halle an der Saale geborene Ex-Kölner von der großen, weiten Welt des Fußballs träumen durfte. In der Realtität sieht sein Leben jetzt eher trist aus. Nach den Stationen Hertha BSC, Real Castilla, 1. FC Köln, Energie Cottbus, VfL Bochum und eben MSV Duisburg steht Schorch aktuell ohne Arbeitgeber da.

Genau hier setzt Ulf Baranowsky mit seinem Team an. „Das Camp für vertragslose Fußballer ist gut etabliert. Auch in diesem Jahr haben wir Anfang Juli mit dem Training gestartet und sind über Testspiele in der Region sogar bis nach Österreich gekommen und haben dort ein Millionenpublikum erreicht“, erzählt der Geschäftsführer der VdV-Gewerkschaft.

20 Millionen Fans Das war am 24. August bei einem Freundschaftsspiel gegen die A-Nationalelf von Katar, das im arabischen Raum 20 Millionen Zuschauer vor die Fernsehgeräte lockte. „Ein echtes Highlight für die Spieler“, weiß Baranowsky. Leider auch ein kurzes Vergnügen, denn nach den 90 Minuten Ruhm im WM-Land 2022 verschwanden Schorch und Co. wieder in der Anonymität.

Es ist eine schwierige Zeit, aber es war auch klar, dass es so kommen kann

Philipp Bönig

Bis zum 3. September konnten die Ex-Profis unter professioneller Anleitung der Trainer Dietmar Hirsch und Georg Koch arbeiten. Manche waren nur ein paar Tage da, andere bis zur allerletzten Minute. Promis wie Schorch, der frühere Schalker Moritz Volz, der Ex-Bochumer Philipp Bönig, das ehemalige BVB-Talent Salvatore Gambono oder Ex-RWO-Keeper Daniel Masuch kämpften ebenso um einen neuen Vertrag wie eher unbekannte Jungspunde. „Wir hatten einige Spieler dabei, die bei den Reserveteams der Bundesligisten aus der U-23-Regelung gefallen waren“, berichtet Baranowsky und führt aus: „Ganz kurz waren aber auch zwei 19-Jährige von Werder Bremen hier in Duisburg, die keinen neuen Klub gefunden hatten.“

Das Camp wird oft als letzte Ausfahrt vor dem endgültigen Karriereaus wahrgenommen – und zwar unabhängig vom Alter. Das gilt zum Beispiel für etliche bisherige Regionallakicker, die mit Mitte 20 immer noch an den Durchbruch im Fußball glauben. „Da sind wir gefragt, in dem wir Perspektiven auf einen Plan B aufzeigen“, sagt Baranowsky.

Vermittlungsquote: 80 Prozent

Die Palette professioneller Serviceleistungen der VdV ist groß: Neben dem wichtigen Trainingscamp im Sommer reicht das Angebot von der Berufsplanung, medizinischen wie sportpsychologischen Betreuung bis hin zu Bereichen wie Vorsorge, Recht und Weiterbildung. „80 Prozent der Spieler können wir bis zum Ende der nächsten Wechselfrist am 31. Januar 2016 vermitteln. Den anderen wollen wir gerne auch andere Perspektiven aufzeigen“, betont Baranowsky.

Wie es mit Schorch, Volz, Bönig und Co. weitergeht? Nicht alle haben eine echte Antwort darauf. „Wenn man fast sein ganzes Leben lang Fußball gespielt hat, ist es im Moment natürlich eine schwierige Zeit. Aber es war auch klar, dass es so kommen kann“, erklärt Bönig in einem aktuellen Interview mit dfb.de. „Ich bleibe aber optimistisch und hoffe, dass sich eine Gelegenheit ergibt, noch ein oder zwei Jahre weiterzuspielen.“

Vor dem Camp in Duisburg stand Bönig bei Ferencvaros Budapest und den deutschen Trainer Thomas Doll sowie Ralf „Katze“ Zumdick unter Vertrag. Nun ist der 140-fache Bundesligaspieler auf der Suche. „Es gibt hin und wieder Interesse aus dem Ausland, aber da muss auch alles passen. Ob es zum Beispiel Sinn macht, für ein Jahr nach Asien zu gehen, muss man genau abwägen“, sagt Bönig dem DFB und gibt zu: „Meine Hoffnung ist, dass in Richtung September oder Oktober nochmal etwas passiert. Sollte es bis dahin nicht klappen, dann muss man natürlich auch realistisch sein und sich eingestehen, dass es schwierig wird, die Karriere fortzusetzen.“

Genau diese Erkenntnis – so bitter sie auch ist – kommt vielen Fußballern zu spät.

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