Weidenfeller stand, wie von seinem Trainer Thomas Tuchel vor einer Woche angekündigt, im Rückspiel der dritten Qualifikationsrunde zur Europa League über 90 Minuten zwischen den Pfosten. Vor dem Anpfiff bekam er tosenden Applaus und ein Ständchen vom Publikum. Geprüft wurde er vom Gegner aus Österreich aber nicht. Anders als im Hinspiel vermochte es der Wolfsberger AC diesmal nicht, die Borussen ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Am Ende standen ein 5:0-Erfolg und keine echte Bewährungsprobe für Weidenfeller.
Die hätte er sich vielleicht insgeheim sogar gewünscht, schließlich muss sich der langjährige Stammkeeper ernsthaft Sorgen um seinen Platz zwischen den Pfosten machen. Roman Bürki, der Neuzugang vom SC Freiburg, scharrt mit den Hufen und gilt im Allgemeinen als Favorit auf den Titel „Nummer eins“ des BVB für die kommende Bundesliga-Saison. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, gab sich Weidenfeller am Donnerstag mit Blick auf das Torwart-Duell pragmatisch und fügte hinzu: „Wir haben beide den Kampf angenommen. So etwas ist normal in der der heutigen Zeit. Der Trainer wird in den nächsten Tagen entscheiden. Warten wir es ab.“
In der Tat rückt der Tat rückt der Tag der Entscheidung näher. Vielleicht – aber noch nicht mit Sicherheit – wird Tuchel schon vor dem Pokalspiel beim Chemnitzer FC (Sonntag, 14.30 Uhr) das Urteil fällen und sich für einen Stammkeeper entscheiden, oder aber ein Job-Sharing-Modell einführen. Weidenfeller und Bürki könnten sich in diesem Fall die Spiele in Pokal und Liga aufteilen, wie es etwa auch der deutsche Nationalkeeper Marc-Andre ter Stegen und Claudio Bravo in der vergangenen Saison beim FC Barcelona gemacht haben. „Alle Konstellationen sind denkbar“, hatte der neue BVB-Coach schon vor dem Wolfsberg-Spiel gesagt.
Weidenfeller wird der Entscheidung mit sportlicher Anspannung, aber auch mit der Gelassenheit eines nun 35-jährigen Routiniers entgegenblicken. „Ich werde mir vielleicht mal ein Gläschen Wein gönnen“, sagte er am Abend nach dem Spiel. Was auch immer in den nächsten Tagen passiert, Weidenfeller kann nichts mehr schocken.