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Höllentrip durch Deutschland
1100 km waren für Essener zu viel

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Der Essener Michael Westerhaus wollte sich beim "Race across Germany" einen Traum erfüllen. Doch er stieß an seine Grenzen.

1100 Kilometer, 48 Stunden, von Flensburg nach Garmisch, mit dem Fahrrad. Dieser Höllentrip nennt sich „Race across Germany“ und den wollte Michael Westerhaus am vergangenen Wochenende bestreiten. Doch der 34-jährige Essener musste verletzungsbedingt aufgeben. Damit platzte auch ein weiterer Traum.

8.06 Uhr zeigte die Uhr am Sonntagmorgen. Doch statt mit dem Fahrrad das Ortseingangsschild Garmisch pünktlich zu passieren, war Westerhaus schon längst im Süden Deutschlands angekommen. Nur leider mit dem Auto. 250 Kilometer vor dem Ziel stieg der Essener aus dem Rennen aus. Es ging einfach nicht mehr. Zu groß waren die Schmerzen im Knie, die ihn den ganzen Samstag über plagten. Am Ende konnte er kaum mehr in die Pedale treten. Kurz hinter Ansbach entschieden er und sein Team dann: Schluss!

Knieprobleme plagten Michael Westerhaus den ganzen Samstag.

Zu dem Zeitpunkt war allen klar: In der vorgegebenen Zeit von 48 Stunden wird Westerhaus das Ziel nicht erreichen. „Wir haben ungefähr eine Viertelstunde diskutiert, was wir machen. Die Frage war: Was bringt es mir mit dem Fahrrad anzukommen, wenn ich ohnehin zu spät bin?“ Außerdem wusste niemand, wie sich eine zweite Nacht ohne Schlaf auf ihn und seinen Körper auswirken würde. Die Knieprobleme resultierten bereits aus Überbelastung. Beim „Race across Italy“, das lediglich über 800 km geht und bei dem er im letzten Jahr „nur“ 33 Stunden unterwegs war, hatte Westerhaus bereits zu spüren bekommen, dass der Körper irgendwann an seine Grenzen stößt. „Da ist mir am zweiten Tag stellenweise schwarz vor Augen geworden und ich musste immer mal wieder absteigen“, erinnert sich Westerhaus.

Keine Zeit zum Schlafen

Pausen sollen aber möglichst vermieden werden. Wer zu lange rastet, schafft die Strecke nicht in 48 Stunden, oder muss schon mächtig in die Pedale treten. Und so musste in der Nacht von Freitag auf Samstag ein 20-minütiger Powernap ausreichen, um Tag zwei in Angriff zu nehmen. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt fing der wenig vielversprechend an. Als das Thermometer am Nachmittag dann auf über 30 Grad anstieg, war es auch nicht viel besser. Und trotzdem: „Den zweiten Tag habe ich diesmal ganz gut überstanden.“ Wären die Knieprobleme nur nicht gewesen.

Für kurze Strecken bin ich zu langsam

Michael Westerhaus

Wie kommt man überhaupt auf die Idee sich derartigen Strapazen auszusetzen? Radfahren ist einfach seine große Leidenschaft. „Sie ist über die Jahre gewachsen. Ich habe mal beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring mitgemacht. Da hatte ich Spaß rund um die Uhr und irgendwann habe ich gemerkt, dass ich für die kurzen Strecken zu langsam bin“, erzählt Westerhaus, der inzwischen schon einige Ultra-Langstrecken-Rennen hinter sich hat. Der Fitnesstrainer möchte wissen, wo die Grenzen seines Körpers liegen.

Und dann sind es eben die schönen Momente, die er auf derartigen Touren erlebt. „Als ich mich nach drei Stunden Fahrt von der Ostsee verabschiedet habe, das hatte schon etwas. Ebenso die Einfahrt in den Harz.“ Nicht zu vergessen die Sonnenauf- und -untergänge. „Das ist schon toll!“

Doch so schön diese Erinnerungen sind, so tief ist die Enttäuschung über den Rennabbruch. Ein paar Tage wird es wohl noch dauern, bis Westerhaus diese Niederlage verdaut hat. Mit seinem Vater und zwei Freunden hatte sich der 34-Jährige auf die Reise von Nord- nach Süddeutschland gemacht. Mit einem Bulli fuhren sie hinter Westerhaus her und versorgten ihn mit Snacks und Getränken – und auch immer mal mit ein paar aufmunternden Worten, wenn es schwer wurde.

Von den Betreuern immer fest im Blick - und vor dem Autoverkehr geschützt: Michael Westerhaus.

Die fanden die Begleiter auch, als die Aufgabe besiegelt war. Zumal Westerhaus‘ Zukunftspläne mit einem Schlag über den Haufen geworfen waren. Ursprünglich wollte der gebürtige Herdecker 2017 beim „Race across America“ mitfahren. 4800 km gilt es dort zu bewältigen. Die Tour durch Deutschland wollte er auch nutzen, um sich langsam an die Strecke in Übersee ranzutasten und zu qualifizieren. Zwar hat er das mit seinem Finish in Italien bereits geschafft, doch ist die Qualifikation nur zwei Jahre gültig. „Der Sprung wäre mir zu groß gewesen, darum stand in diesem Jahr Deutschland an, im nächsten Jahr wollte ich dann in Österreich (2200 km beim „Race around Austria“, Anm. d. Red.) fahren. Jetzt muss ich natürlich über alles noch einmal nachdenken“, sagt er enttäuscht.

Doch Westerhaus ist ein Kämpfer, das hat er während seiner letzten 865 km gezeigt. Er wird bald eine neue Herausforderung vor sich haben und sich den Traum vom „Race across America“ ganz bestimmt bald erfüllen.

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