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BVB: "Scheue mich nicht davor, Verantwortung zu übernehmen"
Sebastian Kehl: "Die positive Art von Thomas Doll imponiert mir"

BVB: "Scheue mich nicht davor, Verantwortung zu übernehmen"
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Der Blick ist malerisch. Sebastian Kehl schaut durch eine große Fensterfront des Mannschaftshotel Panorama auf den Zürichsee, an dessen Ufern langsam die Lichter angehen. Ein weiterer Tag im schweizerischen Trainingslager neigt sich dem Ende zu, doch der Mittelfeldspieler steht immer noch unter Dampf. Telefoniert mit der Lebensgefährtin Tina und erkundigt sich nach dem Befinden von seinem zehn Monate alten Sohn Luis: "Neun Tage war ich noch nie von ihm getrennt." Oder er nimmt einen Anruf von seinem nach Madrid abgewanderten Freund Christoph Metzelder, den er mit "hallo Dicker" begrüßt, entgegen.

Die Aufbruchstimmung bei "Kelly" ist förmlich spürbar, denn nach einem schmerzlichen Jahr, in dem er verletzungsbedingt immer wieder passen musste, "will ich wieder richtig fit werden. Ich habe große Ziele."

Der Ex-Freiburger muss und will sich gleich mehreren Herausforderungen stellen: "Mein Vertrag läuft im kommenden Jahr aus, die Europameisterschaft steht vor der Tür. Beim BVB haben wir jetzt in der Breite Qualität. Unsere Messlatte sollte das internationale Geschäft sein." Diese Hürde soll übersprungen werden und deshalb hat der Nationalspieler "keine Probleme damit, als Persönlichkeit im Team Verantwortung zu übernehmen." Neu ist die Rolle für ihn ohnehin nicht: "Ich bin jetzt im sechsten Jahr in Dortmund und verspüre in der Rolle als Führungsspieler keinen Druck, sie ist eher Ansporn für mich."

Ansonsten möchte Kehl lieber nicht zurückblicken, so hat er in der letzten Woche auch das Angebot ausgeschlagen, sich bei der Kino-Premiere im Signal Iduna Park noch einmal das "Sommermärchen" anzuschauen: "Es war eine schöne Zeit damals, doch ich lebe nicht in der Vergangenheit." Zumal sie ihm fast zwölf Monate lang sportlich kein Vergnügen bereitete: "Wenn ich mir einen Kreuzbandriss zugezogen hätte, wäre klar gewesen, dass ich mindestens ein halbes Jahr ausfalle. Aber aus den vorausgesagten sieben Wochen ist am Ende eine Saison geworden. Ich bin bei meinem Körper in die Lehre gegangen."

Den Weiterbildungsprozess setzt er in weitaus ansprechenderer Art nun mit Freuden fort: "Gelegentlich wache ich morgens auf und bin neugierig, was sich das Trainerteam um Thomas Doll wieder für uns ausgedacht hat." Mit dem Coach liegt er voll auf einer Wellenlänge: "In Sachen Innovationen ist er durchaus vergleichbar mit Jürgen Klinsmann." Noch mehr fasziniert ihn allerdings die Ausstrahlung des 41-Jährigen: "Er hat vom ersten Tag an Optimismus versprüht. Man merkt ihm an, dass er enorme Lust auf seinen Job hat. Ich habe ihn noch nie schlecht gelaunt erlebt, selbst nach Niederlagen nicht. Das imponiert mir."

Ebenso wie der Weg, den nun Metzelder beschritten hat: "Wer ihm seinen Wechsel übel nimmt, den halte ich für verrückt. Im Fußball hat man nur ein bestimmtes Zeitkontingent. Die Chance, bei so einem Verein zu spielen, ist einfach klasse für ihn." Ist der 27-Jährige geneigt, im Sommer 2008 ebenfalls den Gang ins Ausland anzutreten? "Ich habe mit vielen Spielern gesprochen, die mir gesagt haben, so ein Wechsel ist eine Herausforderung. Man macht was Neues, lernt eine andere Sprache und Kultur kennen. Im Moment denke ich nicht daran, denn ich habe zunächst einen kurzfristigen Wunsch. Ich will in meinem Körper wieder die Power aufbauen, die ich für meine Spielweise brauche."

Diesem Unterfangen gilt seine ganze Konzentration: "Beim BVB ist bisher niemand an mich wegen einer Vertragsverlängerung herangetreten. Mit dem Thema möchte ich mich im Augenblick auch nicht beschäftigen. Zunächst brauche ich ein kurzfristiges Ziel, damit ich mich pushen kann."

Denn sein Job bereitet ihm eine Menge Spaß und Kehl ist ehrlich genug, um einzugestehen: "Natürlich gibt es im Fußball Höhen und Tiefen, das ist aber kein Grund, sich zu beklagen. Ich bin mir nach wie vor bewusst, dass ich ein tolles Leben habe." Auch außerhalb des Rasens, schließlich freut er sich schon jetzt auf das Wiedersehen mit seinem Filius: "So ganz begreift er meine Abwesenheit nicht, aber wenn ich abends nach dem Training nach Hause komme, dann ist da ein gewisses Glitzern in seinen Augen." Und das fasziniert weitaus mehr als der beschauliche Blick über den Zürichsee.

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