Dieses fand nicht von ungefähr am Tag des Champions-League-Finales statt. Lustiger als in Berlin ging es aber beim Happening in Herne zu, das nebenbei auch noch eine amtliche Geburtstagsfete seines Machers war.
Nacktheit provoziert – immer noch. So hatte sich Westfalia-Legende Hans Tilkowski mit dem Gedanken, dass „sein Wohnzimmer“ von ein paar nackten Fußballern „entweiht“ wird, so gar nicht anfreunden können. Wäre er mal am Samstag ins Stadion am Schloss Strünkede gekommen, dann hätte er festgestellt, dass alles halb so wild war. Da roch es nach Bratwurst, dort floss das Bier und es rollte der Ball – alles wie immer also, nur dass die Spieler außer Stutzen nichts an hatten. „nakedFUSSBALL“ schlug mehrere Fliegen mit einer Klappe, eine Sportveranstaltung war die Aktion von Künstler Gerrit Starczewski vielleicht noch am wenigsten.
Der Oberhausener wollte einzigartige Bilder schaffen – und das ist dem sympathischen Wuschelkopf zweifelsohne gelungen. Außerdem hatte der Nachmittag einen kommerzkritischen-Ansatz, wie nicht nur an einigen Zaunfahnen („Fuck Kommerz“) zu erkennen war. Die Spieler maskierten sich; Sepp Blatter, der mit der Rückennummer „null“ ebenfalls auflief, musste zuvor symbolische Hasstiraden über sich ergehen lassen. „Dass das Thema gerade so aktuell ist, spielt natürlich genial rein“, freute sich Johannes „Ibrahimovic“ später, bester Torschütze beim 9:2-Sieg von Team Weiß gegen die Roten – wenn wir uns nicht verzählt haben.
Den Fußball auf ein natürliches Level zurückholen
„Sepp Blatter ist ja nur die Speerspitze einer Entwicklung, die mir nicht gefällt“, wurde Starczewski kurz ernst. „‚nakedFUSSBALL‘ sollte den Fußball einfach auf ein natürliches Level zurückholen“, lautete der Ansatz des Oberhauseners.
Im Vordergrund stand aber definitiv der Spaß und den hatten alle 110 Teilnehmer, die sogar aus dem benachbarten Ausland angereist waren. „Schöner hätte es doch gar nicht sein können“, strahlte Starczewski, der seinerseits ebenfalls nur in strahlende Gesichter blickte und sich diebisch über die spontanen Aktionen der Nudisten freute. So gab es gleich mehrere Platzstürme, darunter auch der eines nackten Rollstuhlfahrers. „Das Thema Inklusion haben wir auch noch gleich mitgenommen“, zwinkerte Ibrahimovic. Der Schiedsrichter ließ es sich nicht nehmen, zwischendurch für die eh schon turmhoch überlegene Mannschaft in den weißen Stutzen zum 8:2 einzunetzen. Wen kümmert es schon, wenn nebenan eine Meute mit bunten Luftballons durch den erfrischenden Regen des Rasensprengers läuft?
„Eine total verrückte Geschichte. Es hat Bock gemacht“, sagte Ibrahimovic, lobte die „überragende Versorgung“ und gönnte sich noch ein Freibier. Einmal spannte er den Bogen aber noch zurück: „Auch der Rahmen ist einfach der Hammer, Herne ist pure Fußball-Nostalgie. Hier im Stadion am Schloss Strünkede hat auch schon mein VfL gespielt, Hans Tilkowski sowieso.“ Wenn dieser das gehört hätte...