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MSV: Rudi Bommer über das neue Team, Kader-Konkurrenz und Englisch-Vokabeln
"Maicon kann die Überraschung werden"

MSV: Rudi Bommer über das neue Team, Kader-Konkurrenz und Englisch-Vokabeln
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Momentan genießt Rudi Bommer, Coach des MSV Duisburg, nach einer anstrengenden Saison und den anschließenden Vertrags-Abschlüssen mit neuen Hoffnungsträgern die balearische Sonne. Etwas abschalten, bis es am 1. Juli an der Westender Straße wieder rund geht. "Ich lade meinen Akku wieder auf", sagt der ehemalige Nationalspieler. Zuvor erklärt er allerdings im Gespräch mit RevierSport, wie er die Neuzugänge einschätzt, wie die Verpflichtungen zustande kamen und welcher stürmische Trick bei Ishiakus Transfer griff.

Rudi Bommer, auf dem Transfer-Sektor sind Sie zusammen mit Club-Chef Walter Hellmich intensiv tätig gewesen, für alle Bereiche kamen neue Leute. Zufrieden?

Wir haben die Jungs, die wir verpflichten wollten, vorher selbst gesehen oder beobachten lassen, hatten sie zu Gesprächen in Duisburg. Der persönliche Kontakt ist ganz, ganz wichtig. Alle Positionen sind doppelt besetzt. Einen Platz haben wir noch frei für einen Verteidiger, der links oder rechts außen agieren kann.

Manasseh Ishiaku hat seine Unterschrift unter einen Vier-Jahres-Vertrag gesetzt, obwohl der Brecher aus Brügge besser dotierte Angebote besaß. Wie haben Sie das hingetrickst?

Foto: firo.

Stimmt, an Ishiaku waren auch mehrere englische Mannschaften dran. Es ist ja allgemein bekannt, dass auf der Insel finanziell ganz andere Möglichkeiten herrschen, als hier bei uns. Manasseh hat zweifellos Abstriche gemacht und sich nicht für das höchste Angebot entschieden. Sondern?

Wir hatten ihn beim Spiel gegen Essen als Gast in der Arena, er konnte sich selbst ein Bild machen. Manasseh hat eine belgische Frau, die relativ nah an der deutschen Grenze wohnt. Das Ganze hat letztlich gepasst und mit den Ausschlag gegeben. Böse Zungen behaupten schon, dass ein Christian Tiffert ohne jegliche Matchpraxis aus Salzburg kommt, deswegen auch nicht als Hochkaräter eingestuft werden kann. Was entgegnen Sie? Mir ist es egal, ob er sechs Monate nicht gespielt hat. Christian stand trotzdem voll im Training, er hat in dem halben Jahr bestimmt nicht das Fußballspielen verlernt. Ich hatte ihn noch aus meiner Zeit in München im Kopf, da lernt man auch den einen oder anderen Berater kennen. Als ich dann mitbekommen habe, dass Tiffert zu haben ist, sind wir der Spur nachgegangen. Christian wollte unbedingt zurück in die Bundesliga, das war sein größter Wunsch. Bei uns kann er sich ihn erfüllen.

Foto: firo

Walter Hellmich bezeichnete Blagoy Georgiev von Roter Stern Belgrad als "Kracher". Viel Vorschuss-Lorbeeren, oder? Wir haben ihn mehrmals angeschaut, dazu habe ich mich bei meinem ehemaligen Frankfurter Team-Kollegen Peter Hubtchev informiert. Auch meine Co-Trainer haben ihre guten Kontakte einfließen lassen, so dass sich für uns ein Gesamt-Bild ergeben hat. Wenn man alle Infos beisammen hat, dann weiß man: Muss ich den Spieler an der kurzen Leine führen oder kann er an der langen Leine laufen? Du bekommst Tipps, sondierst sie und überlegst dir dann in Ruhe, ob ein Transfer Sinn macht.

Haben Sie bei den internationalen Verpflichtungen, die künftig einen Nigerianer, zwei Brasilianer und einen Bulgaren in den Kader-Topf fließen lassen, auch die Sprach-Barriere bedacht? Da machen Sie sich Mal keine Sorgen, das kriegen wir hin. Die Jungs sprechen alle englisch. Wenn du die Vokabeln, die von früher hängengeblieben sind, abrufst, dann klappt es mit der Verständigung. Ich habe mich vor meinem Urlaubs-Antritt zwei Tage intensiv mit Ishiaku beschäftigt. Mit Worten, Händen und Füßen kriegt man alles hin. Auf dem Platz sowieso.

Mo Idrissou ist Kameruner, Manasseh Ishiaku stammt aus Nigeria: Passt das?

So weit ich informiert bin, gibt es zwischen diesen Staaten keine Stammes-Fehden. Also sage ich: Das passt.

Stichwort: Konkurrenz-Kampf!

Durch die Neuzugänge haben wir ganz klar den Druck erhöht. In der Zweiten Liga haben wir gesagt: Ein gestandener Spieler, dahinter ein junger Akteur. In der Bundesliga muss du anders planen, da benötigst du zwei Gleichstarke. Ich hoffe, dass es uns zusätzlich gelingt, aus den Leuten, die schon seit letzter Saison hier sind, noch mehr herauszukitzeln.

Kommen wir zu den Brasilianern. Der Santos-Deal dürfte vom Qualitäts-Urteil her leichter gefallen sein, als der Maicon-Transfer.

Als ich bei 1860 München war, konnten wir die Option für Santos seinerzeit nicht ziehen, deswegen hat er die Löwen verlassen. Die DVD's aus der 1860-Zeit waren allesamt gut, er hatte im Verein allerdings keine Lobby, weil sie für die Offensive eigentlich Thomas Broich von Wacker Burghausen holen wollten. Santos spielte in der Defensive. Ich hatte Fernando dann hier zwei Tage beim MSV im Training, er agierte eng am Mann, stark in der Luft, dann war unser Scout noch in Brasilien, hat dort weitere Infos gesammelt.

Also alles gründlich abgecheckt? Wir holen bestimmt keinen auf Zuruf. Ich traue mich auch gar nicht, einen Spieler zu verpflichten, nur wenn ich seine DVD gesehen habe. Ich habe gerade noch zu meiner Frau gesagt: Wenn du meine besten Sequenzen aus der aktiven Zeit zusammenschneidest und an die Clubs verschickst, dann verpflichten die mich noch mit 50 Jahren.

Was trauen Sie Talent Maicon, der auch von Bayer 04 Leverkusen "gecastet" wurde, zu?

Er kann die Überraschung werden. Er kommt auch etwas aus der Tiefe. Der Junge hat einen sehr guten Abschluss, haut auch aus der zweiten Reihe drauf. Das hat uns in der vergangenen Spielzeit gefehlt. Bis auf Ivo Grlic, der im Schluss-Spurt oft getroffen hat, kam relativ wenig. Georgiev ist auch ein Typ, der von der Strafraum-Grenze abzieht. So etwas brauchen wir in der Bundesliga. Durch solche Bälle entstehen oft ganz gefährliche Situationen, von denen die Stürmer auch profitieren. Was ist mit den MSV-Spielern, die Länderspiel-Extraschichten einschieben mussten? Bekommen sie verlängerten Urlaub?

Mo Idrissou (Foto: firo).

Klemen Lavric hat zwei Mal für Slowenien gespielt, Mo Idrissou war im Afrika-Cup-Quali-Einsatz mit Kamerun. Mo hängt vielleicht etwas in den Seilen, da müssen wir Mal sehen, was wir machen. Klemen kehrt nach drei Wochen Ferien zu uns zurück, vielleicht dosieren wir da etwas. Aber Sonder-Urlaub gibt es nicht. Und Youssef Mokhtari?

Er hat seine Länderspiel-Teilnahme für Marokko abgesagt, war nicht bei der Afrika-Cup-Qualifikation. Wegen seiner Kreuzschmerzen befindet er sich stattdessen in der Reha.

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