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DFB widerspricht Neururers Doping-Vorwürfen
"Es wäre naiv zu sagen, Doping im Fußball bringt nichts"

DFB widerspricht Neururers Doping-Vorwürfen
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Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat nach den Doping-Vorwürfen von Peter Neururer einen Generalverdacht gegen seine Sportart zurückgewiesen. "Die Kontrolldichte ist relativ hoch, der erzielbare Gewinn ist wegen der Komplexität der Sportart aber nicht riesig. Das zusammen ist der beste Schutz, den der Fußball vor Doping hat", sagte Tim Meyer, internistischer Mannschaftsarzt der deutschen Nationalmannschaft, im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (sid). Durch unerlaubte Mittel könne "immer nur eine Komponente, etwa die Ausdauer" gesteigert werden. "Die Beeinflussbarkeit ist geringer als in anderen Sportarten", sagte Meyer weiter, gab aber zu: "Sie ist sicher nicht gleich Null."

Ausschließen will der Sportmediziner deshalb nicht, dass auch Profikicker ebenso wie andere Sportler zu verbotenen Mitteln greifen: "Es wäre naiv zu sagen, Doping im Fußball bringt nichts."

Seit der DFB 1988 die ersten Dopingkontrollen einführte, ist die Zahl der Tests deutlich gestiegen. In der abgelaufenen Saison wurden 964 Kontrollen vorgenommen, dabei wurden bei insgesamt 241 Partien jeweils vier ausgeloste Spieler getestet. Nicht nur in der ersten und zweiten Bundesliga, sondern auch in den Regionalligen, den A-Junioren-Bundesligen, der ersten und zweiten Frauenligen und im DFB-Pokal wurde kontrolliert. "Fast in jeder Klasse einmal pro Spieltag", sagte DFB-Mediendirektor Harald Stenger.

Verschnupft zeigt sich der DFB angesichts des Neururer-Vorwurfs, dass es in den 80er Jahren systematisches Doping im Fußball gegeben habe. (Foto: firo)

Ende der 80er Jahre war das noch anders. Ab der Spielzeit 1988/89 wurden zunächst jährlich 128 Dopingkontrollen durchgeführt, bei 32 Partien in der ersten und zweiten Bundesliga jeweils vier Spieler. Im Schnitt kamen die Kontrolleure also an jedem zweiten Spieltag. Auch in der Saison 1989/90, in der der ehemalige Bundesliga-Trainer Neururer die Einnahme des Aufputschmittels Captagon beim damaligen Zweitligisten Schalke 04 beobachtet haben will, wurde noch derart sporadisch getestet. Die Zahl der Kontrollen stieg kontinuierlich über 260 (1991/92), 360 (1992/93), 500 (1993/94), 720 (2004/05) auf zuletzt 964. Seit 2000 wird auch in der Regionalliga auf unerlaubte Substanzen getestet, seit 2004 auch bei den Frauen und der A-Jugend. Unangemeldete Trainingskontrollen gibt es seit 2000. Neururer hatte in der Sport Bild Doping im Fußball Ende der 80er Jahre als "gang und gäbe" bezeichnet. "Es ist mir bekannt, dass früher Captagon genommen worden ist. Viele Spieler waren verrückt danach", sagte der derzeit arbeitslose Fußballlehrer: "Das war überall bekannt und wurde praktiziert. Bis zu 50 Prozent haben das konsumiert. Nicht nur in der zweiten Liga." Der DFB hatte Neururer daraufhin aufgefordert, Namen und Fakten zu nennen.

Die Einnahme von Aufputschmitteln wie Captagon hält Meyer in der jüngeren Vergangenheit für eher unwahrscheinlich. "Stimulanzien sind für Sportler riskant, weil sie im Fall einer Kontrolle am betreffenden Wettkampftag definitiv gefunden werden", sagte der Mediziner: "Das Risiko ist bei größerer Kontrolldichte enorm gewachsen. Es ist heute ungleich risikoreicher als Ende der 80er Jahre." Die Stimulans Captagon stand erstmals 1978 auf der Dopingliste des Deutschen Sportbundes (DSB).

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