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Fandel will trotz Fan-Attacke weiterpfeifen
Poulsen: "Mein Hirn hat sich ausgeschaltet"

Fandel will trotz Fan-Attacke weiterpfeifen
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Herbert Fandel hat in den vergangenen Tagen einiges erlebt: Erst der Karriere-Höhepunkt beim Finale der Champions League, dann die Wahl zum Fußball-Schiedsrichter der Saison, und nun die Zuschauer-Attacke von Kopenhagen. Obwohl der Konzertpianist schon auf vielen Bühnen aufgetreten ist, stand der 43-Jährige aus Kyllburg noch nie so im Rampenlicht wie in den vergangenen elf Tagen. Allerdings hätte sich Fandel das Aufsehen rund um das EM-Qualifikationsspiel zwischen Dänemark und Schweden gerne erspart.

"Ich hoffe natürlich, dass so etwas in Zukunft nicht mehr passiert. Denn nach solchen Gewaltausbrüchen von Spielern oder kranken Menschen überlegt man schon, ob das alles noch Sinn macht", sagte Fandel nach den Vorfällen in Kopenhagen. Trotzdem will der Direktor der Musikschule Bitburg seine Karriere fortsetzen. "Ich bin durch und durch Sportler und will das auch noch einige Jahre bleiben", sagte der Referee.

Fandel hatte das Spiel nach dem Angriff eines auf das Spielfeld gestürmten dänischen Fans in der 89. Minute beim Stand von 3:3 abgebrochen. Zuvor hatte der frühere Schalker Bundesliga-Profi Christian Poulsen nach einem Faustschlag gegen den Bremer Stürmer Markus Rosenberg die Rote Karte gesehen, zudem verhängte Fandel einen Strafstoß gegen Dänemark. Noch bevor dieser ausgeführt wurde, kam es zum Übergriff des Anhängers. Fandel pfiff die Partie sofort ab und flüchtete in die Kabine.

Aus dem Weg: Herbert Fandel musste sich gegen einen rabiaten Fan durchsetzen und brach die Partie ab. (Foto: firo)

"Der Auslöser war die Tätlichkeit des Spielers Poulsen hinter meinem Rücken, die mir mein Assistent angezeigt hat. Die Folge war eine Rote Karte und ein Strafstoß. Dann kam ein Zuschauer aus einem problematischen Fanbereich, der vorher schon auffällig geworden war, auf mich zugestürmt. Noch bevor mich zwei dänische Spieler schützen konnten, wurde ich von dem Zuschauer mit dem Arm am Hals getroffen", schilderte Fandel die Szene. Poulsen, der schon in der Vergangenheit häufig mit unfairen Aktionen aufgefallen war, zeigte sich immerhin als reuiger Sünder: "Das war das Dümmste, was ich je getan habe. Mein Hirn hat sich ausgeschaltet. Ich möchte mich bei der Mannschaft und den Zuschauern entschuldigen."

Der Täter, ein 29-jähriger Däne, war offenbar völlig betrunken. Im Verhör gab er an, sich "nicht an den Vorfall erinnern" zu können, da er im Laufe des Abends "15 bis 20 Bier getrunken" habe. Sein Gedächtnis gebe lediglich her, dass er sich "unglaublich über den Schiedsrichter geärgert" habe. Laut Staatsanwaltschaft drohen dem Angreifer bis zu drei Monate Haft. Dänemarks Michael Gravgaard, der Fandel auf dem Platz beschützen wollte, konnte seine Wut nach dem Abpfiff nur mit Mühe beherrschen: "Was ich gerne mit ihm machen würde, gehört nicht in die Zeitung."

Für Fandel, FIFA-Schiedsrichter vom DJK Utscheid, der neben dem Finale der Champions League auch das UEFA-Cup-Endspiel 2006, das DFB-Pokalfinale und 200 Bundesliga-Spiele geleitet hat, gab es nach eigener Ansicht keine Alternative zum Abbruch. "Nach einem tätlichen Angriff gegen den Schiedsrichter muss das Spiel abgebrochen werden", meinte Fandel, und erhielt Rückendeckung von Lehrwart Eugen Strigel: "Die Reaktion war richtig. So lehren wir es."

Die Wertung des Spiels liegt in den Händen der Europäischen Fußball-Union (UEFA), deren Disziplinarkommission die Berichte Fandels und der Delegierten auswerten wird. Für Jim Hansen, Generalsekretär des Dänischen Fußball-Verbandes (DBU) und Mitglied im UEFA-Gremium, kann es nur eine Entscheidung geben. "Nach meiner Einschätzung gibt es keinen Zweifel daran, dass das Spiel gegen uns gewertet wird", sagte Hansen. Fandel jedenfalls hat seinen Teil zur Aufklärung der Vorfälle, die laut Dänemarks Trainer Morton Olsen als "schwarzer Tag für den dänischen Fußball" in die Geschichte eingehen werden, bereits beigetragen. "Ich habe meinen Bericht noch am Samstagabend zur UEFA geschickt. Ich muss aber auch sagen, dass die dänischen Vertreter sehr fair waren und sich mehrfach für den Vorfall entschuldigt haben", erklärte der zweifache Familienvater.

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