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Koller in Bochum angekommen / Schock nach Drobny-Abgang
„Sieg über Schalke einfach nur geil“

Koller in Bochum angekommen / Schock nach Drobny-Abgang
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Es hat lange gedauert, doch nach dem Klassenerhalt und dem sensationellen achten Tabellenrang ist Marcel Koller als Trainer endlich richtig in Bochum angekommen. Es gibt viele kleine Indizien dafür, zwei seien an dieser Stelle genannt: Zum einen war es ein Plakat, das die Fan-Gruppe Ultras vor dem Spiel gegen Stuttgart am Zaun befestigte: "Schweiz ist geil – Danke Coach". Eine weitere Ehrung wurde dem Fußballlehrer in der Hausbrauerei Tauffenbach zu teil: Dort hatte der Betreiber Kai Kadenbach dem Trainer einen Stammplatz versprochen, wenn es gelingt, die Klasse zu erhalten.

Ein Bravourstück, das der Ex-Nationalspieler mit Auszeichnung absolvierte, denn in der Kneipe hat er nun nicht nur ein Messingschild, sondern auch drei Sterne, je einen für die Derbysiege über Schalke und Dortmund, den dritten für den Klassenerhalt. Der Schweizer genießt diese Aufmerksamkeit: „In diesen Tagen macht es einfach richtig Spaß.“ Und deshalb nahm sich der Coach zu Wochenbeginn, während das Gros seiner Spieler die Ferieninsel Mallorca unsicher machte, noch die Zeit zu einem RevierSport-Interview. Der 46-Jährige ließ im Gespräch die Höhen und Tiefen noch einmal Revue passieren und blickte nach vorn, getreu der Herberger-Weisheit: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“.

Foto: firo.

Marcel Koller, kaum ist die Saison beendet, sorgen sich die VfL-Fans nach dem Verlust von Theofanis Gekas, Zvjezdan Misimovic und Jaroslav Drobny bereits wieder um den Club!

Die Anhänger sollen die Pause jetzt erst einmal richtig genießen, sich über den achten Platz freuen, im Urlaub stolz das VfL-Trikot tragen und tüchtig feiern. Das haben sie sich verdient. Wir als Verantwortliche allerdings können natürlich die aktuellen Probleme, sprich Verlust der Leistungsträger, nicht einen Tag verdrängen. Unser Ziel ist es, diese Lücken schnell zu schließen, was sicher nicht leicht ist. Da fällt es auch dem Trainer schwer abzuschalten, um Energie für die nächste Vorbereitung zu tanken. Deshalb stehe ich in den kommenden Tagen ständig in Kontakt mit der Vereinsführung, damit wir Spieler bekommen, die uns helfen, die nächsten Ziele zu realisieren. Sie malen keine rosaroten Wolken an den Himmel. Vorgabe ist ausschließlich der Klassenerhalt? Ja, so realistisch muss man das sehen, denn es wäre fahrlässig, sich vom achten Tabellenplatz blenden zu lassen. Ohne Drobny, Gekas und Zwetschge geht es nur um den Ligaerhalt. Besonders der Verlust von Drobny war für mich ein regelrechter Schock, da die Entscheidung sehr kurzfristig kam und ich bis zuletzt gehofft hatte, dass er bleibt. Jetzt muss natürlich Ersatz her.

Wie fühlt man sich als Trainer, wenn man ein Jahr lang einen schweren Stein den Berg hoch rollt und oben einer steht, der den Stein gleich wieder heruntertritt?

Da hilft einem nur die Freude am Fußball. Natürlich sieht man im Moment nur die Sorgen. Der Torwart weg, 27 Tore durch Gekas und Misimovic fehlen uns, aber es wird immer weiter gehen. Auch weiß ich, dass bei einem negativen Saisonstart die Schmährufer wieder auf der Matte stehen. Aber mittlerweile habe ich eine dicke Haut, deshalb bin ich auch sicher, dass wir eine wettbewerbsfähige Mannschaft aufstellen können. Wo herrscht derzeit die größte Baustelle?

Ohne Frage im Angriff. Wir müssen unbedingt wieder Offensive finden, die Tore schießen können. Als warnendes Beispiel der vergangenen Spielzeit sehe ich Mönchengladbach. Die hatten keine schlechte Truppe, nur ein Torjäger ging ihnen völlig ab. Das war letztlich der Genickbruch.

Immerhin haben Sie noch ein Gerüst, das den Laden zusammenhält.

Das ist richtig. Unser Ziel muss sein, dieses ein wenig auszubauen. Und zwar über die Spieler zwölf und dreizehn hinaus. Ich möchte nicht gleich schlaflose Nächte bekommen, wenn einer ein Tief hat. Auf die jetzigen Spieler bezogen ist das Gerüst absolut erstligatauglich, die Mannschaft hat sich weiterentwickelt und mehrmals bewiesen, dass sie mit Druck umgehen kann. Es geht aber für mich darum, allen dies gleich wieder bewusst zu machen. Vom ersten Spiel an hundert Prozent zu geben ist meine Maxime. Haben Sie Angst, dass sich ein Saisonstart wie zuletzt wiederholen kann?

Die Gefahr besteht immer, denn auch jetzt wird es im Kader eine große Fluktuation geben?

Woran hat es vor einem Jahr gehakt?

Da waren einige Dinge, die man nicht vorhersehen konnte. Tommy Bechmanns schwere Operation, die Erkrankung von Benjamin Auer und die Abwanderungswilligkeit von Edu. Da gab es mehrere Baustellen.

Foto: firo.

Dann kam der Vorwurf, Sie würden nur mit einer Spitze und somit Angsthasenfußball spielen lassen?

Das ist Interpretationssache. Nicht die Namen, sondern die Ausrichtung ist entscheidend. So spielt Chelsea mit Didier Drogba auch nur mit einer Spitze. Darüber regt sich auch keiner auf. Aber der eigentliche Auslöser war doch gegen Cottbus ein ganz anderer. Da kamen alle mit der Einstellung ins Stadion, dass wir die weghauen. Die Saison hat bewiesen, dass Energie ganz stark, vor allem auswärts, aufgetreten ist und wie schwer es ist, gegen Cottbus daheim zu bestehen.

Edu war bei den Fans auch ein steter Reizpunkt!

Eigentlich gebe ich nicht gerne einen Spieler ab, wenn ich noch keinen Ersatz habe. Aber ich habe erkannt, dass es sportlich nicht weiter ging und seine Möglichkeiten doch arg begrenzt waren. Da kam das Mainzer Angebot zur richtigen Zeit, denn wir haben gutes Geld bekommen, was uns die Verpflichtung von Gekas ermöglicht hat.

Eigentlich sollten Hunt und Cacau kommen! In der Tat, um beide haben wir uns bemüht und Gespräche geführt, aber entweder der Club hat nicht mitgespielt, wie Bremen, unser Geld hat nicht gereicht oder der Spieler wollte nicht, wie Cacau. Beide haben gezeigt, dass unser Näschen nicht das schlechteste war.

Wann hatten Sie in Bochum die Nase voll?

Eigentlich war das nie der Fall, denn ich kann einstecken, aber es waren nicht nur schöne Momente. Dann bist du auf einmal ganz allein, malochst bis zu 16 Stunden, um die richtigen Entscheidungen zu treffen und hast dennoch eine Portion Unsicherheit. Aber da spürst du erst, wie wichtig es ist, dass die Führung hinter dir steht, weil die am besten beurteilen kann, was du jeden Tag leistest. Speziell Werner Altegoer möchte ich erwähnen, der im Herbst, als die Kritik immer lauter wurde, und man nur noch Ungeduld gespürt hat, bewiesen hat, dass er über viel Erfahrung verfügt, nah am Geschehen ist und nie einen Zweifel gezeigt hat, dass wir den Klassenerhalt zusammen packen. Deshalb freue ich mich sehr darüber, dass er nicht bis zum letzten Spieltag um uns zittern musste.

Was war für Sie der absolute Saison-Tiefpunkt?

Viele mögen jetzt denken, das war das 0:6 gegen Bremen, aber für mich war es das Spiel bei Alemannia Aachen. Warum gerade diese unglückliche 1:2-Niederlage? Weil wir über 80 Minuten die bessere Mannschaft waren, wir haben zwei Minuten gepennt, dann wurde uns ein regulärer Treffer gestohlen. Am Ende standen wir ohne Punkt da, das war ein Hammer, weil jeder davon aus ging, dass Aachen ein direkter Konkurrent sein wird. Da kommt man zwei Tage ins Grübeln, aber dann haben wir das Gute aus dieser Partie mitgenommen, dass wir auch auswärts ein Spiel beherrschen können.

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