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WATTENSCHEID: Hilferuf: Ressourcen erschöpft!
"Nicht einfach, sich öffentlich das Bettelhemd überzustreifen"

WATTENSCHEID: Hilferuf: Ressourcen erschöpft!
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Kaum hat die Liga wegen eines deutlich formulierten Protests des Wattenscheider Mannschafts-Rates wegen ausstehender Gehalts-Zahlungen aufgehorcht, da kommt auch schon die nächste Tiefschlag-Meldung von der Lohrheide. Die Chef-Etage mit Aufsichtsrats-Boss Dr. Wilhelm Beermann und Präsident Porf. Dr. Rüdiger Knaup wählt jetzt den Weg über die Medien, um Hilfe von außen zu bekommen. "Unsere finanziellen Ressourcen sind nicht nur erschöpft, hinzu kommen auch noch Verbindlichkeiten", erklärt der Club-Boss. RevierSport unterhielt sich mit dem Juristen über die Sackgassen-Situation bei der SG 09.

Prof. Dr. Knaup, wie hoch ist der aktuelle Schulden-Stand an der Lohrheide? Hat sich an den 1,1 Millionen Euro etwas geändert?

Ja, wir haben im Saisonverlauf 500.000 Euro Verbindlichkeiten abgebaut, sind also momentan bei einem Stand von 600.000 Euro. Das ist an sich nicht riesig dramatisch, aber für einen Oberligisten einfach unerreichbar.

Wenn ein Traditions-Verein wie Düsseldorf eine Aktion "Rettet Fortuna" starten würde, kämen schätzungsweise binnen weniger Wochen mehrere hunderttausend Euro zusammen. Was erhoffen Sie sich von Ihrem Appell an die Öffentlichkeit in und um Wattenscheid?

Dass es in Düsseldorf so laufen würde, kann durchaus sein. Wir wissen hier selbst nicht, was am Ende dabei herumkommt. Warum dann diese Aktion?

Weil wir einfach nichts unversucht lassen wollen. Es gibt immer so viele Leute, die sagen, dass bei der SG 09 alles erhalten bleiben, dass alles weiterlaufen muss. Das ist jetzt eine Nagelprobe, ob es die betreffenden Personen auch wirklich ernst meinen oder ob es für uns als Verein eben keine Existenz-Berechtigung mehr geben wird. Unsere Möglichkeiten als Vorstand und Aufsichtsrat sind einfach ausgeschöpft. Wir sind es den Vereins-Mitgliedern schuldig, alles zu probieren. Wie schwer fällt Ihnen diese Bitt-Stellung?

Ich muss ehrlich sagen, dass es nicht einfach ist, sich öffentlich das Bettelhemd überzustreifen.

Kann die Saison überhaupt zu Ende gebracht werden?

Es muss uns über die Spielzeit geholfen werden, um überhaupt eine Perspektive für die Zukunft zu besitzen.

Was werfen Sie als Faustpfand in die Waagschale?

Unsere Frauen sind in die Bundesliga aufgestiegen, dazu kommt eine hervorragend funktionierende Jugendarbeit mit sozialer Funktion und der Integration ausländischer Mitbürger. Bei uns existiert ein richtiges Vereinsleben, das ist nicht zu verachten. Wo liegt das Hauptproblem beim Engpass?

Wir kommen sieben Jahre ohne Hauptsponsor aus, das ist schon knifflig genug. Nach dem Regionalliga-Abstieg vor drei Spielzeiten haben wir noch Mal einen echten Klimmzug unternommen, das TV-Geld war für uns eine feste, kalkulierbare Größe. In der Vergangenheit sind uns immer wieder geschickte Transfers gelungen. Hamit und Halil Altintop, Marius Ebbers, Sergej Dikhtiar, Yakubu Adamu, Gabriel Melkam. Dazu kamen Klein-Sponsoren, so hat das als Ganzes funktioniert, nur geht es halt nicht immer so weiter. Jetzt benötigen wir externe Hilfe, es kommt einfach nicht genug zusammen. Über kurz oder lang stellt sich die Existenz-Frage für uns. Offenbar hat es den Anschein, dass Wattenscheid beim Versuch, sich am Markt Fußball zu etablieren, scheitert.

Das ist auch anderen Ex-Zweitligisten schon passiert...

Ja, es gibt in den höheren Klassen kein Fortuna Köln mehr, kein Blau-Weiß 90 Berlin, keinen SSV Ulm 1846. Hessen Kassel war zwischenzeitlich Mal nur durch das schlechtere Torverhältnis am Bundesliga-Sprung gescheitert, dann ganz in der Tiefe verschwunden und ist jetzt wieder Regionalligist. Ahlen ist ein aktuelleres Beispiel, was passiert, wenn sich der Hauptsponsor zurückzieht. Der Weg ist also nicht neu, trotzdem muss man alles probieren, was möglich ist. Freitag spielt die Truppe gegen Preußen Münster. Hat das Spiel überhaupt noch Wert? Natürlich, wir versuchen parallel zur angespannten Finanz-Lage, in der Liga zu bleiben. Die Mannschaft wurde vorab nicht informiert, sie erfährt es im Prinzip beim Lesen dieser Zeilen. Ich glaube nicht, dass die Jungs deswegen gehemmt auftreten. Sie haben, obwohl Gehalts-Zahlungen ausstehen, in den letzten Wochen gepunktet und Charakter gezeigt.

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