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Kohlschreiber bleibt nach Triumph auf dem Teppich
"Erstmal den Kopf frei bekommen"

Kohlschreiber bleibt nach Triumph auf dem Teppich
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Freundin Lena war wohl die einzige, die sich ein wenig ärgerte: Während der erfolgreichsten Woche seiner Karriere als Tennisprofi hatte Philipp Kohlschreiber durchblicken lassen, dass er das schmucke BMW-Cabrio, das der Sieger des ATP-Turniers in München nach Hause fahren durfte, seiner Lebenspartnerin überlassen würde. Er habe ja schon ein Auto vom selben Hersteller, sagte der Augsburger. Noch ehe er dann aber tatsächlich von Formel-1-Pilot Nick Heidfeld im Hauptpreis vom Center Court gefahren wurde, übermannte ihn der Egoismus: "Ich fahre es lieber selbst. Ich bin ein schlechter Beifahrer."

Es war in der Woche auf der Anlage des MTTC Iphitos freilich das einzige Mal, dass Kohlschreiber nicht Wort hielt. Seine kessen Sprüche setzte er ansonsten konsequent in die Tat um. Selbst als er im Endspiel erstmals im Turnier einen Satz abgeben musste, verlor er nicht den Kopf. Mit 2:6, 6:3, 6:4 bezwang er Michael Juschni aus Russland, der in der Weltrangliste auf Position 17 stand und damit 32 Ränge höher als der Deutsche. Der hatte im Verlauf des Turniers behauptet, er sehe außer Roger Feder (auf Rasen) und Rafael Nadal (auf Sand) derzeit keinen, der ihn schlagen könne. "So ein Sieg ist ganz wichtig für die Karriere eines jungen Spielers", sagte Daviscup-Teamchef Patrik Kühnen über Kohlschreiber, der seine Position als Nummer zwei der Mannschaft hinter Tommy Haas wohl fürs Erste gefestigt haben dürfte.

In der neuen Weltrangliste wird der 23 Jahre alte Aufsteiger seit Montag an Position 33 geführt. Sein Ziel für dieses Jahr bleibt es zunächst, eine feste Größe unter den ersten 30 zu werden. "Es wäre schön, wenn ich mir schon früher ein neues Ziel setzen kann", sagte er, betonte aber auch: "Ich will nichts überstürzen und auf dem Boden bleiben."

Kohlschreibers Mundwerk ist mindestens so groß wie das Repertoire seiner Schläge. Der Schwabe versichert allerdings auch bei jeder Gelegenheit, dass er um seine Fehler weiß und nichts von selbst gehe. Nach dem gemeinsam mit Juschni gewonnenen Doppel-Finale von München kündigte er an, erstmal feiern und dann "zwei, drei Tage" abtauchen zu wollen, um den "Kopf freizubekommen". Dann aber werde wieder hart gearbeitet. Der erste Einzelsieg sei ein "schönes Gefühl", aber es gehe ja trotzdem "jede Woche von neuem los". Anders ausgedrückt: Kohlschreiber will am Ball bleiben und nachlegen. Erster deutscher Sieger in München seit Michael Stich 1994, erster deutscher Turniersieger mit Ausnahme von Tommy Haas seit Rainer Schüttler im Oktober 2003 in Lyon - alles schön und gut. Nun aber kommen Hamburg, der Arag World Team Cup in Düsseldorf und dann die French Open in Paris. Dort, sagt Kohlschreiber, "muss ich versuchen, wieder meine Leistung zu bringen oder sie zu verbessern." Wie sagte er während der Tage von München schließlich: "Zum Glück bin ich noch nicht vollkommen."

Und dann gibt es im September noch ein Daviscup-Halbfinale in Russland, das wohl auf Sand gespielt wird und wo ein erneuter, insgesamt dritter Erfolg Kohlschreibers gegen Juschni die deutsche Mannschaft auf Finalkurs bringen könnte. Bei seinem Debüt im Viertelfinale gegen Belgien überzeugte "Kohli" bereits. "Bis zum Halbfinale ist es noch lange hin", sagte Kohlschreiber, doch er will die nächsten Wochen und Monate nutzen: "Ich versuche weiter, klare Zeichen zu setzen und eine klare Nummer zwei zu sein."

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