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Tönnies sieht Zusammenarbeit mit Gazprom "noch lange nicht am Ende"
Unheimlicher Drive

Tönnies sieht Zusammenarbeit mit Gazprom "noch lange nicht am Ende"
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Clemens Tönnies gilt als der Mann auf Schalke, der im Wesentlichen den Deal mit Gazprom eingestielt hat. Der Unternehmer aus Rheda-Wiedenbrück, mit seinem Fleisch-Imperium (drei Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2006) wie der neue S04-Hauptsponsor ein global player am Markt, sieht nach der viertägigen Reise in den Osten die Zusammenarbeit mit dem Energieriesen gestärkt. Im Interview mit RevierSport sieht der Aufsichtsratsvorsitzender Russland und den FC Schalke im gemeinsamen Aufbruch.

RS: Herr Tönnies, mit welchen Eindrücken kehren Sie heute aus Russland zurück?

Tönnies: Die Menschen haben uns mit unglaublicher Gastfreundschaft empfangen. Sie zeigen mit Stolz, was sie haben, das ist die typische russische Mentalität. Auch die technisch hohen Standards, mit denen das Gas gewonnen und aufbereitet wird, haben mich beeindruckt. Mit Technik kenne ich mich ein wenig aus, daher kann ich einigermaßen beurteilen, wie dort gearbeitet wird.

RS: Gazprom ist nun seit drei Monaten auf Schalke engagiert. Wie beurteilen Sie nach dieser Zeit das Verhältnis zum neuen Hauptsponsor?

Tönnies: Als sehr professionell! Ich bin mit meiner Firma seit 20 Jahren in Russland unterwegs und kann sagen, dass wir es dort mit einer neuen Generation zu tun haben. Früher hatte man es noch mit Apparatschiks zu tun, die alles nach kommunistischer Art regeln wollten. Nun sind die Beziehungen vom Business geprägt. In die wirtschaftliche Entwicklung ist ein unheimlicher Drive gekommen.

Zwe Männer, eine Leidenschaft: Tönnies und Russlands Präsident Wladimir Putin mit einem Gazprom-Trikot des FC Schalke 04. (Foto: firo)

RS: Kann man sagen, dass der viertägige Besuch in Moskau, Sibirien und St. Petersburg eine Art neuer Meilenstein in der noch jungen Beziehung zu Gazprom war?

Tönnies: Das kann man so sagen. Wir wussten zwar schon vorher, wer oder was Gazprom ist. Aber man lernt sich natürlich auf so einer Reise näher kennen und schätzen. Das Unternehmen legt viel Wert auf die soziale und gesellschaftliche Komponente und ich gehe davon aus, dass das nicht ein Vorführeffekt war, nur weil wir da waren.

RS: Welche Ähnlichkeiten sehen Sie zwischen Unternehmen und Club?

Tönnies: Vom Ursprung her passen wir super zusammen. Beide kommen aus Regionen, die auf Schwerstarbeit gründen. Im Ruhrgebiet ist das Vergangenheit, in Russland die wirtschaftliche Gegenwart und Zukunft. Das ist ein riesiges Land mit einem riesigen Wirtschaftspotenzial, daher sehe ich unsere Zusammenarbeit in fünf Jahren auch noch lange nicht am Ende.

RS: Was halten Sie aber den Leuten entgegen, die weiterhin ein negatives Bild von Gazprom haben?

Tönnies: Dann sage ich: Ich kann diese Meinung nicht teilen, da ich andere Erfahrungen gemacht habe. Wir sind aber nicht dazu da, die große Politik zu kommentieren.

RS: Und die Befürchtung, dass sich Gazprom doch irgendwann einmal in die Schalker Vereinspolititk einmischt, ist ebenfalls unbegründet?

Tönnies: Ja! Alles ist ganz klar verhandelt, eins zu eins. Es ist noch nicht einmal ein Posten im Aufsichtsrat angefragt worden, in dem zum Beispiel der bisherige Hauptsponsor, die Victoria Versicherungen, durch Horst Poganaz als kooptiertes Mitglied vertreten war. Den Nutzen dieser Partnerschaft haben doch auch beide Seiten. Wir können unsere Einnahmen steigern und Gazprom profitiert von unserer Popularität. Schon jetzt ist man in Moskau der Auffassung, dass sich das Investment in Schalke 04 gelohnt hat.

RS: Was macht der Club mit dem Geld?

Tönnies: Wir nutzen es, um uns weiter zu konsolidieren und unsere Verbindlichkeiten abzubauen. Das geht, je nach sportlichem Erfolg, etwas schneller. Wenn wir in diesem Jahr Meister werden, gibt es zum Beispiel einen siebenstelligen Betrag als Prämie. Und wenn nach dem Kassensturz noch etwas übrig ist, werden wir einen Teil auch in die sportliche Verstärkung unseres Kaders investieren. Es bleibt aber dabei: Wir werden nur das tun, was finanziell möglich ist und holen keinen Spieler auf Pump.

RS: Sie sollen vor knapp einem halben Jahr Zweifel an Mirko Slomkas Arbeit gehabt haben. Stimmt das, und falls ja, warum?

Nein, das stimmt nicht! Ich habe ihm immer den Rücken gestärkt, auch in schwierigen Zeiten. Mirko ist ein absoluter Fachmann, er hat den richtigen Umgang mit dem Team und strahlt eine große Souveränität aus. Das ist ein charakterlich einwandfreier Kerl, frei von Eitelkeit. Ich bin froh, dass er seinen Vertrag um zwei Jahre verlängert hat.

RS: Ist er auch der Trainer des neuen Deutschen Meisters? Tönnies: Das hoffen wir doch! Wir sind auf einem guten Weg, haben aber noch ein paar Etappen vor uns. Unser großes Plus ist, dass wir endlich Ruhe haben. Das war ja nicht immer so! Jetzt kann sich die Mannschaft voll und ganz auf ihr großes Ziel konzentrieren.

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