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BVB: Boss Watzke über Ziele, Metzelder und eine Weltuntergangs-Stimmung
"Nicht in Hysterie verfallen"

BVB: Boss Watzke über Ziele, Metzelder und eine Weltuntergangs-Stimmung
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Der Sanierungsprozess ging bisher zügiger über die Bühne, als es die größten Optimisten erhofft hatten, denn schon in dieser Saison werden die Borussen einen Gewinn in Höhe von acht bis neun Millionen Euro erwirtschaften. Doch auf dem Rasen läuft es in Dortmund derzeit alles andere als rund, spätestens nach der deprimierenden 2:4-Niederlage in Hannover dürfte allen Beteiligten klar sein, dass die direkte UEFA-Cup-Qualifikation zu den Akten gelegt werden muss. RevierSport unterhielt sich vor dem vermeintlichen Abstiegsduell gegen Energie Cottbus mit BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke über die Höhen und Tiefen in seinem Job.

Herr Watzke, ist finanzieller Erfolg leichter planbar als sportlicher?

Das ist sicherlich so, allerdings muss man in beiden Bereichen auf die Tugend Geduld setzen. Die ist jetzt gefragt, denn Einige scheinen inzwischen vergessen zu haben, dass wir noch vor zwei Jahren kurz vor der Insolvenz standen. Unsere Sanierung ist auch nicht in sechs Monaten über die Bühne gegangen. Natürlich haben wir uns in der Bundsliga bisher eine bessere Platzierung erhofft, aber abgerechnet wird immer erst am Schluss.

Warum läuft es Ihrer Meinung nach nicht so rund?

Dafür gibt es sicherlich viele Gründe, die sich in der jetzigen Situation natürlich immer irgendwie als Alibi anhören. Mit Sebastian Kehl und Christoph Metzelder sind in der Hinrunde quasi komplett zwei ganz wichtige Spieler ausgefallen, die nicht so leicht zu ersetzen sind. Hinzu kommt, dass wir immer noch eine Mannschaft haben, die sehr jung ist, und die kann in der Breite nur schwer auf Leistungsträger verzichten.

Aber irgendwann muss auch dieses Team sich so langsam festigen.

Wir sollten jetzt trotzdem nicht in Hysterie verfallen, denn wir stehen, so weit ich eine Tabelle lesen kann, immer noch auf dem neunten und nicht auf dem 18. Platz. Vor dieser Spielzeit haben wir aus wirtschaftlichen Gründen mit Tomas Rosicky und David Odonkor zwei Transfers getätigt. Darum haben wir bisher kein Geld investiert, sondern einen Teil davon wieder ausgegeben, ich betone lediglich einen Teil. Ich muss auch noch einmal auf Sebastian Kehl zurückkommen. In der heutigen Zeit ist die Sechser-Rolle eminent wichtig, er fehlte uns also auf einer der wichtigsten Schlüsselpositionen überhaupt. Man kann nicht erwarten, dass er von den jungen Akteuren, wie Marc-André Kruska oder Nuri Sahin, adäquat ersetzt werden kann.

Im Sommer haben Sie erklärt, dass der Schlüssel im 10-Millionen-Verkauf von Tomas Rosicky und dem ablösefreien Kommen von Steven Pienaar liegt. Diese Rechung ist nicht aufgegangen, oder?

Das ist richtig, zum jetzigen Zeitpunkt kann man sagen, das hat nicht funktioniert. Steven war der ausdrückliche Wunschkandidat von Bert van Marwijk. Trotzdem will ich jetzt keine Schuldzuweisung vornehmen, weil wir alle Entscheidungen gemeinsam getroffen haben. Bei Pienaar zeigte die Formkurve vor seiner Verletzung nach oben, abschließend wird man ihn erst am Ende der Saison bewerten können.

Es gibt aber auch Spieler, wie zum Beispiel Philipp Degen, der auch im zweiten Jahr die Kurve einfach nicht bekommt. Stehen er und andere unter besonderer Beobachtung?

Das ist völlig normal, dass jeder Einzelne immer genau analysiert wird, darum sind wir auch nicht mit jedem zufrieden. Trotzdem sollte der Stab über einem Akteur nicht zu früh gebrochen werden, im Blickfeld steht immer das Gesamtpaket. Auch Philipp ist noch sehr jung, hat noch nicht alles abgerufen. Ich bleibe aber dabei, dass sich die Mannschaft insgesamt festigen wird und über das entsprechende Potenzial verfügt.

Mit Christoph Metzelder sollte bis Ende Februar eine Einigung erzielt werden. Gestern hatten wir den 28.. Zieht es ihn in die Ferne?

Das kann ich jetzt nicht sagen, aber am Wochenende werden wir dazu mehr verkünden können. Da wir am Sonntag spielen, werden wir wahrscheinlich am Montag mit ihm reden. Wir haben ihm ein erstklassiges Angebot unterbreitet. Wenn er sich für uns entscheidet, werden wir uns freuen, wenn nicht, müssen wir das respektieren und versuchen, ihn adäquat zu ersetzen, denn irgendwann kann immer der Punkt kommen, an dem man sich trennt. Auch im menschlichen Bereich würde er uns fehlen.

Er gehört zu den Spielern, die noch einen sogenannten alten Vertrag besitzen, der gut dotiert ist. Liegt Ihre neue Offerte unter dem alten Kontrakt?

Christoph besitzt nicht nur einen guten, sondern einen exzellenten Vertrag. Unser neues Angebot wäre auch für jeden anderen Bundesligisten hervorragend, doch wenn ein Klub aus der Champions League aus England oder Italien kommt, können weder wir noch andere deutsche Vereine mithalten. Die bieten ihm dann vielleicht drei Millionen netto, was nach dem deutschen Steuerrecht bedeutet, dass er brutto zwischen sieben und acht Millionen Euro verdienen muss. Bayern München konnte einen Michael Ballack ebenfalls nicht halten.

Auch wenn Sie dieses Thema überhaupt nicht lieben, bedarf die Trainerfrage nicht einer schnellen Klärung?

Das sehe ich überhaupt nicht so. Wir haben einen Coach, der heißt Jürgen Röber. Alles andere ist weiterhin völlig offen.

Ihr Wunschkandidat Thomas von Heesen verhält sich weiterhin alles andere als eindeutig.

Es ist nicht meine Aufgabe, über andre zu urteilen, was sie machen oder nicht. Ich habe seit Wochen nicht mit ihm gesprochen.

Wenn es sportlich nicht so rund läuft, dann hat das in der Regel auch wirtschaftliche Konsequenzen. Tut der derzeitige neunte Platz auch in dieser Hinsicht weh?

Die Heimspiele in der Hinrunde haben weh getan, insgesamt können wir nicht zufrieden sein. Unsere Sponsoren sind jedoch von unserem langfristigen Konzept überzeugt und machen ihr Engagement nicht von der wöchentlichen Platzierung abhängig.

Im Profigeschäft ist aber der Faktor Zeit eine Seltenheit. Hat der BVB sie?

Ja, wir haben in den letzten zwei Jahren dafür die Rahmenbedingungen geschaffen. Für diese Saison haben wir das Ziel UEFA-Cup ausgegeben, wenn wir das nicht erreichen, dürfen wir dafür auch kritisiert werden. Aber was sollten wir sonst angeben, vielleicht erneut den siebten Rang. Der kann es ja auch nicht sein. Es wäre schön, wenn wir unsere Vorgabe umsetzen könnten, wenn nicht, ist das allerdings auch kein Grund in eine Weltuntergangs-Stimmung zu verfallen.

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