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Deutsche Handballerinnen ins Schlaraffenland
`Können finanziell nicht mithalten´

Deutsche Handballerinnen ins Schlaraffenland
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Die stärkste Frauenhandball-Liga der Welt hat das deutsche Fräuleinwunder entdeckt. Nach dem vierten EM-Platz der DHB-Auswahl Mitte Dezember in Schweden und WM-Rang sechs ein Jahr zuvor gehen Dänemarks Top-Vereine auf Einkaufstour in der Bundesliga. Nachdem Führungsspielerin Grit Jurack bereits 2004 in den Norden gewechselt war, werden zur nächsten Saison gleich fünf weitere Leistungsträgerinnen aus dem Team von Bundestrainer Armin Emrich im Ausland ihr Geld verdienen.

`Das ist eine Entscheidung, die jede einzelne Spielerin für sich alleine treffen muss. Aber ich sehe kein Problem darin, dass die stärksten deutschen Spielerinnen ins Ausland wechseln werden, sondern betrachte es eher als eine Auszeichnung für den deutschen Frauenhandball´ meint Emrich, dessen Team ab Freitag beim Vierländer-Turnier im sächsischen Riesa auf Kroatien (20.00 Uhr), die Niederlande (Samstag, 17.00) und Weltmeister Russland (Sonntag, 15.00) trifft. Die 29 Jahre alte Jurack, die lange als einzige deutsche Weltklasse-Handballerin galt, spielt bereits zum zweiten Mal in Dänemark, gewann in diesem Jahr mit ihrem Verein Viborg HK die Champions League.

Ihre ehemalige Leipziger Vereinskameradin Nina Wörz folgte ihr in diesem Jahr zu Randers HK, wo in der nächsten Saison auch Angie Geschke (FHC Frankfurt/Oder) spielen wird. Der FC Kopenhagen sicherte sich die Dienste von EM- und WM-Torschützenkönigin Nadine Krause (Bayer Leverkusen), die Buxtehuderin Steffi Melbeck wird in der neuen Saison das Trikot von Kolding IF tragen und Kreisläuferin Anja Althaus (DJK MJC Trier) 2007/2008 an der Seite Juracks in Viborg auflaufen. Torfrau Sabine Englert (Leverkusen) schließt sich dagegen dem mehrmaligen Champions-League-Sieger Hypo Niederösterreich an. `Das ist eine riesige Herausforderung für mich, in der stärksten Liga der Welt zu spielen. Ich plane jetzt den zweiten Teil meiner Karriere und sehe es nicht als eine Entscheidung gegen Trier, sondern als eine Entscheidung für Dänemark an´, sagt Althaus, die sieben Jahre beim früheren deutschen Meister DJK MJC Trier unter Vertrag stand.

Die dänische `Toms Ligaen´ bietet den deutschen Topspielerinnen nicht nur sportliche Perspektiven, sondern auch finanzielle Anreize, angesichts derer die deutschen Vereine passen müssen. `Bei diesen Angeboten sind wir als Bundesligist einfach nicht konkurrenzfähig´, erkennt Peter Prior, Manager des Buxtehuder SV. Zudem werden Krause und Co. in Skandinavien einen ganz anderen Stellenwert genießen. Die Spitzenspiele im Land des zweimaligen Olympiasiegers werden größtenteils live zur besten Sendezeit im frei empfangbaren Fernsehen übertragen.

Jurack: `Ich kann nicht über die Straße gehen, ohne dass mich jemand erkennt und ich Autogramme geben muss.´ So ist Emrich, der mit dem Turnier in Riesa seine Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft Ende des Jahres in Frankreich beginnt, um die Zukunft nicht bange. `Ich werde mit den Spielerinnen, aber auch mit ihren neuen Trainern, ständig Kontakt halten und mich über ihr Leistungsniveau informieren´, so der ehemalige Nationalspieler. Die Kehrseite der Medaille: Die deutsche Frauen-Bundesliga, ohnehin eine Zweiklassen-Gesellschaft, wird um ihre wenigen Spitzenkräfte ärmer und demzufolge wohl auch weiter an sportlicher Substanz verlieren.

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