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RWE: Die Gratwanderung zwischen Provokation und Diplomatie
"Bin noch nie ein Diplomat gewesen"

RWE: Die Gratwanderung zwischen Provokation und Diplomatie
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Der Koffer stand schon gepackt vor der Tür! Ein Träumer ist Lorenz-Günther Köstner nicht.

Köstner ist nicht das, was man "everybody's darling" nennt, ein Image, an dem er permanent arbeitet. Ein weiterer Satz klingt markant: "Zu diesem Sieg habe ich am wenigsten beigetragen. Ich bin nur für Niederlagen und schlechte Spiele zuständig." Das könnte man als "fishing for compliments" interpretieren, allerdings ist die Vermutung auch nicht abwägig, dass Köstner damit viel mehr Wahrheit ausdrückt, als er eigentlich will, seine eigene Position demontiert. Irgendwie zielt Köstner immer weiter in die gleiche Kerbe, weist darauf hin, "ich bin noch nie ein Diplomat gewesen, werde das auch nicht mehr sein." Der Mann hat seine Rolle in Essen gefunden, definiert, "Sachen sehr klar angesprochen" zu haben, "beim Team und bei der Vereinsführung." Öffentlich berichtete er von Gesprächen mit Akteuren, die allerdings so nie stattgefunden haben, dementierte zum Beispiel eine anstehende Änderung bei der Kapitänsbesetzung ausdrücklich, um sie dann doch kurz danach durchzuführen: Thomas Kläsener übernahm für Alex Löbe.

Interessant sicherlich, dass Köstner auf der Pressekonferenz nach dem Köln-Match nach wenigen Worten zur Begegnung sofort auf die Atmosphäre im Club einging, "ich war immer bereit zu sprechen." Die Taktik des bewussten Nadelstichs! Was die beobachtenden Bosse stellenweise leichenblass werden ließ. So manch einer fühlte sich im Siegestaumel vorgeführt. "Die Mannschaft hat gezeigt, was in ihr steckt", presste zum Beispiel ein Präsident Rolf Hempelmann heraus, "der Kampf war da, Chancen wurden herausgespielt und genutzt." Sein Fazit: "Es hat alles gepasst." Bis auf versteckt-deutliche Provokationen in der Köstner-Wortwahl, platziert in der Öffentlichkeit. Hempelmann biss sich weiter auf die Lippen: "Wir hoffen, der Knoten ist geplatzt."

Der Bundestagsabgeordnete war auch kurz davor. Hempelmann weiter: "Wir müssen weiter Punkte einfahren." In Braunschweig. Hempelmann - im Gegensatz zu Köstner Diplomat - spricht davon, dass "permanente Misserfolge nicht einfach abzuschütteln sind" oder davon, "dass Nerven blank liegen." Wortwahl für die Öffentlichkeit, man könnte meinen, auch Hempelmann sieht kalte Berechnung, auf die man nicht reagieren kann, weil nach einem 5:0 die Hände gefesselt sind. Wie gesagt, ein Diplomat, der eine Provokation nicht mit gleichen Mitteln pariert, sondern beherrscht bleibt: "Dieses 5:0 gegen Köln war ein herausragend positives Erlebnis, das wir weiter betonen müssen, alles, was stört, wird raus gelassen, wir haben eine Aufgabe, auf die wir uns zu konzentieren haben." Die Frage bewegt, wie heftig stört Köstner?

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