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RWE: Gegen Köln "streikt" die Hafenstraßen-Kulisse
Liebesentzug der Ultras

RWE: Gegen Köln "streikt" die Hafenstraßen-Kulisse
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Das Fass ist übergelaufen! Die Feierlaune zum 100. Wiegenfest von RWE ist komplett verflogen.

Das Fass ist übergelaufen! Die Feierlaune zum 100. Wiegenfest von RWE ist komplett verflogen. Bei der Fan-Fete im Delta Musik Park war noch richtig Stimmung, als die Mannschaft auf der Bühne stand - am heutigen Sonntag soll sich nichts regen. Die Ultras "streiken", kreative, lautstarke, durchgängige Unterstützung kann sich das Team gegen den 1.FC Köln abschminken.

Tom Weber: "Der Gedanke wurde eigentlich direkt nach dem Jena-Spiel geboren, wir suchten verzweifelt nach guten Ansätzen. Wer sich uns anschließen will, kann das tun." Christian Schulz bringt es auf den Punkt: "Unser Medium ist die Kurve, wir waren lange ruhig. Man muss jetzt wach werden. Für uns ist es doch schlimm, nichts zu machen. Mensch, wir bestrafen uns doch auch selbst." Das bestätigt auch Vince Müggenburg: "Im Bus wurde uns klar, es muss endlich etwas passieren. Lippenbekenntnisse brauchen wir nicht mehr. Das hören wir seit zwei Jahren."

Wenn man nach den Motiven für diese sicherlich heftige Positionierung fragt, stößt man auf eine Gratwanderung zwischen Emotionalität, Pragmatismus, Ironie. Alexander Ziemer: "In Kaiserslautern hat man noch gekämpft, jetzt gehen Leute vom Platz, die haben saubere Trikots an. Wir wollen Kampf sehen, benötigen keine super Ronaldos." RWE ist im Abstiegskampf, in einer Verlautbarung - die von Ultras, qUErulanten, Chaos Boys, Hornissen Bottrop, Gorillaz Essen, Nordlichter Essen, Asoziale Essener, Alte Garde Essen, Brigade Essen, Ruhrdurst Essen, Dümptener Jungs, Altendorfer Cobras, Rude Fans unterzeichnet ist - wird die sportliche Situation als "düster" beschrieben.

Von "stolzen" drei Auswärtstreffern und "absolut erbärmlicher fußballerischer Leistung" wird gesprochen, "Zornesröte" genannt, "eine völlig charakterlose Mannschaft" befürchtet. Schulz: "Dem Team muss klar sein, dort stehen Leute, die ein Recht auf angemessene Leistung haben. Das ist unser letztes Druckmittel. Auf der letzten Jahreshauptversammlung haben wir Erklärungen gehört, jetzt sehen wir, die gleichen Fehler werden wieder gemacht."

Dem gegenüber steht die "Leidenschaft der Fans", die Sorge um das "Wohl des Vereins", dem der erneute Absturz in die Regionalliga droht, somit auch eine "finanzielle Katastrophe". Müggenburg: "Der Gesamtfrust ist einfach groß, der Abstieg vor zwei Jahren wirkt bei den Fans immer noch nach." Irgendwie ist das auch Verzweiflung, der endgültige Liebesentzug als der finale Alarmton an der Hafenstraße, alles auch im Bewusstsein, dass man vielleicht im eigenen Anhänger-Lager polarisieren wird.

Müggenburg: "Natürlich wird man dann sagen, wie könnt ihr Köln das Stadion überlassen, aber genau dann wirkt der Protest. Es kommt auf das Gesamtpaket an." Weber ergänzt: "Wir hoffen einfach, dass es kapiert wird. Wir sind zu gut für die Regionalliga, zu schwach für die zweite Klasse. Dabei ist es nicht schwer, uns zu begeistern. Der Gegner war letztendlich egal, bei uns ist keiner beleidigt, wir wollen einfach ein Zeichen setzen." Tatsache ist, die Truppe ist gefordert, man erkennt einen Graben zwischen Club und Kulisse, der bedenklich ist. Schulz: "Keiner grüßt, dabei sollte jeder in der Lage sein, sich mehr als vier Gesichter zu merken. Eine Ausnahme stellt vielleicht Stefan Lorenz da. Das Team nullt die Kulisse ein."

Dabei wird doch immer gerne der "Mythos Hafenstraße" bemüht, mittlerweile offenbar nur noch Wunschdenken. Müggenburg: "Dieser Begriff wurde penetrant überstrapaziert." Beim Schwelgen in der Vergangenheit, das blind macht für die Realität und die heißt Abstiegskampf, die Gefahr, bald erneut nur noch ein drittklassiges Produkt darzustellen, weit entfernt von der doch so gerne propagierten "Marke" - ein Ladenhüter.

Schulz überlegt: "Ich bin überzeugt, gegen einen großen Gegner wie Köln wird gut agiert." Wie im Hinspiel, auf jeden Fall die Chance für das Team, den Schulterschluss mit der Anhängerschaft wieder zu sichern. Schulz: "Die Truppe kann das wieder haben." Muss allerdings in Vorleistung treten. Müggenburg: "Wie gegen Fürth, da war die Stimmung da." Ziemer lässt keine weitere Diskussion zu, falsch liegt er nicht: "Der Protest gilt für das gesamte Match. Der Funke muss vom Platz kommen."

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