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Overath tritt als Präsident zurück

1. FC Köln: Overath tritt als Präsident zurück
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Damit hat niemand gerechnet: Um 14.49 Uhr machte Wolfgang Overath am Sonntag die Sensation perfekt, die den 1. FC Köln in Chaos und Führungslosigkeit stürzte:

Auf einer selbst für Kölner Verhältnisse denkwürdigen Mitgliederversammlung trat Overath als Präsident des Fußball-Bundesligisten zurück, auch die beiden Vize-Präsidenten Jürgen Glowacz und Friedrich Neukirch warfen völlig überraschend die Brocken hin. Wer beim wankenden dreimaligen deutschen Meister nun das Ruder übernimmt, ist völlig offen.

"Die Entscheidung ist uns schwer gefallen, weil der FC uns immer eine Herzensangelegenheit war und bleiben wird. Die Belastung in den letzten Monaten war für uns alle, die wir beruflich noch stark engagiert sind, sehr hoch", hieß es in einer vorbereiteten Pressemitteilung des Präsidiums: "Der 1. FC Köln ist für die Zukunft gut aufgestellt. Die von uns verpflichtete sportliche Leitung mit Sportdirektor Volker Finke und Trainer Ståle Solbakken macht einen tollen Job. Die Mannschaft hat genügend Potenzial."

Overath weitere Statements offenbarten Frustration, Zerissenheit und Abnutzungserscheinungen: "Wir waren auch intern in letzter Zeit nicht immer ein Team. Dann überlegt man, warum man so etwas freiwillig und ehrenamtlich macht. Und man überlegt, ob man so etwas fortsetzen will. Wir wollen uns nicht mehr über Spielberichte ärgern. Nicht mehr die Wochenenden versauen." Die Mitglieder reagierten auf die Äußerungen des einstigen FC-Idols mit Pfiffen und Buh-Rufen. Zwei Tage nach dem Beginn der Karnevalssession herrscht bereits Aschermittwoch.

Noch am Sonntag wurde ein neuer Verwaltungsrat gewählt, der eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen wird. Bis dahin ist der Traditionsklub ohne Vorstand.

Sportchef Finke sagte: "Ich muss mich selbst sortieren. Ich habe in extrem wichtigen Situationen neben dem Vorstand gesessen. Ich weiß, was das bedeutet, dass irgendwo eine Grenze erreicht wird, an der man zurücktritt." Coach Solbakken wollte sich auf der Versammlung in der riesigen Kölner Lanxess-Arena nicht zum Rücktritt des Vorstands äußern, "Ich finde es jetzt komisch, über Sport zu sprechen, wenn so etwas passiert. Ich habe am Anfang Fehler gemacht. Nun verstehe ich die Spieler besser, und die Spieler verstehen mich besser", sagte der Norweger.

Noch in der vergangenen Woche hatte der 68-jährige Overath erklärt, dass er bis zum turnusmäßigen Ende seiner Amtszeit weitermachen wolle. Seit Juni 2004 stand der 81-malige Nationalspieler Overath an der Spitze des FC, noch bis 2013 war er gewählt. Nun kapitulierte Overath angesichts der jahrelangen Grabenkämpfe im Verein und mit den Fans.

Seit seinem Amtsantritt zog der Weltmeister von 1974 immer wieder den Unmut der Anhänger auf sich. Zwar stemmte er 2009 die Rückholaktion des "verlorenen Sohnes" Lukas Podolski, doch vor allem die Diskussion um den Rücktritt des überaus beliebten Trainers Frank Schaefer im April 2011 ließ sein Ansehen sinken. "Mobbing, nein Danke. Vorstand raus!", forderten Fans auf Spruchbändern. Sechs Trainer verschliss der FC unter Overaths Führung, zudem wurde der umstrittene Manager Michael Meier vor Jahresfrist entlassen.

FC-Star Podolski hatte Overath noch im Sommer den Rücken gestärkt: "Er lebt und leidet für den Klub Tag und Nacht. Er tut alles für den FC. Er besorgt Sponsoren, er redet mit den Spielern. Es gibt keine Alternative zu ihm", sagte der Nationalstürmer dem Express.

Und dennoch leistete wohl auch Podolski seinen unfreiwilligen Beitrag zum Rücktritt der Führungscrew, als er die Fans in der vergangenen Woche mit öffentlich geäußerten Abwanderungs-Gedanken weiter verunsicherte. Die hatten sich zuletzt etwas beruhigt, nachdem Solbakken die sportliche Talfahrt nach einem veritablen Fehlstart abbremsen konnte.

"Maat et joot", verabschiedete sich Overath am Sonntag. Keine leichte Aufgabe für seinen Nachfolger.

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