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Italiens Fußball-Vereine bangen vor EU-Kommission

Italiens Fußball-Vereine bangen vor EU-Kommission
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Die Europäische Union hat das sogenannte "Schuldendehngesetz" für den Fußball in Italien aufs Korn genommen. Die Kommission will das Gesetz, das die italienischen Klubs vor der Pleite bewahren sollte, aushebeln.

Schlechte Nachrichten für die hochverschuldeten italienischen Profi-Klubs: Die EU-Kommission nahm Ermittlungen auf und will das "Schuldendehngesetz" aushebeln. Die Regierung von Silvio Berlusconi, gleichzeitig Boss von Champions-League-Sieger AC Mailand, würde bei einer negativen EU-Entscheidung zusätzlich unter Druck geraten.

Das bereits im Februar verabschiedete Bilanzgesetz soll die italienischen Profi-Klubs vor der Pleite bewahren. Demnach haben die Vereine zehn statt drei Jahre Zeit bekommen, um ihre durch den Verfall der Spielerwerte in die Höhe geschnellte Schuldenlast in Raten abzutragen.

EU-Kommissar Monti: Gesetz ist verfassungswidrig

Der für den Sport zuständige italienische Unterstaatssekretär Mario Pescante sagte: "Es ist noch genug Zeit. Wir arbeiten bereits an einer Lösung." EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti hält das Gesetz in der jetzigen Form für verfassungswidrig. "Es besteht konkreter Verdacht, dass das Gesetz de facto eine Staatshilfe für die Serie-A-Klubs ist", sagte Monti.

Das Gesetz widerspreche den europäischen Bilanzregeln, da die italienischen Fußballklubs günstigere Bedingungen als die Konkurrenten im Rest Europas erhalten haben. Italiens Liga-Chef Adriano Galliani entgegnete: "Das neue Gesetz löscht unsere Schulden nicht, es gewährt den Klubs nur eine längere Zeit, um sie zu zahlen."

Auch die Bundesliga hatte sich darüber beschwert, dass der italienischen Konkurrenz quasi vom Staat eine Unterstützung zuteil werde und sie sich dadurch einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz erworben habe. In Italien geht indes die Angst vor weiteren Pleiten um, sollte die EU zum Schluss kommen, das Gesetz für ungültig zu erklären. Der Traditionsklub AC Florenz hatte bereits wegen Überschuldung Insolvenz anmelden müssen. Der Verein aus der Toskana war im Jahr 2002 wegen 22 Millionen Euro Schulden in die Serie C2 zwangsabgestiegen.

948 Millionen Verlust im laufenden Jahr und 2,5 Milliarden Schulden gesamt

Laut einer Aufstellung der Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore belief sich der operative Verlust aller Serie-A-Klubs in der vergangenen Saison auf 948 Millionen Euro. Die Gesamtschulden sollen 2,5 Milliarden Euro betragen. Nach Angaben der Tageszeitung La Repubblica haben vor allem die Großvereine von der Abschreibung ihrer Spieler profitiert. Inter machte Abschreibungen von 319 Millionen Euro, Champions-League-Sieger AC Mailand für 242 Millionen Euro, AS Rom von 234 Millionen Euro und Lazio Rom von 213 Millionen Euro geltend. Nur Rekordmeister Juventus Turin verzichtete bislang auf den Steuervorteil.

Anders als in Deutschland ist das finanzielle Überleben der Klubs in Italien häufig von der Unterstützung durch Einzelpersonen abhängig. Sogar Regierungs-Chef Silvio Berlusconi macht als Milan-Boss keine Ausnahme. Der fußballbegeisterte Politiker selbst hatte tief in die Tasche greifen müssen, um die Verluste der Lombarden aufzufangen. 60 Millionen Euro musste Berlusconis Medienholding Fininvest zahlen, um das Bilanzdefizit des Klubs im vergangenen Geschäftsjahr auszugleichen. Berlusconis Fininvest ist mit einem Anteil von 99,94 Prozent Hauptaktionär des Mailänder Traditionsklubs.

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