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Sasic bezieht Stellung
"Niemand darf Angst vor Wahrheit haben"

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MSV: Milan Sasic bezieht Stellung
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Die bisherige Bilanz des MSV Duisburg liest sich wie ein Horrorstreifen. Nur zwei magere Pünktchen stehen nach den ersten vier Spielen zu Buche.

Außerdem weisen die Zebras mit 3:5 Treffern ein negatives Torverhältnis auf. Die Konsequenz: Relegationsplatz 16.

Erschreckender als die nackten Zahlen ist allerdings die Tatsache, dass die jüngsten Auftritte der Zebras keinen Anlass zur Hoffnung geben, dass in naher Zukunft Besserung eintritt. Zu schwach sind die Leistungen gegen Frankfurt und Rostock gewesen. Besonders in der Offensive hapert es. Seit 254 Liga-Minuten hat es nicht mehr im gegnerischen Kasten geklingelt.

Und nun wartet ausgerechnet auch noch der Tabellenführer St. Pauli auf die Zebras. Keine verheißungsvolle Aussicht, besonders weil mit Dzemal Berberovic der nächste Ausfall droht. Die Hintermannschaft muss wahrscheinlich erneut umgestellt werden. Zudem scheint sich die erhoffte Rückkehr von Emil Jula zu zerschlagen. Kein Wunder, dass sich Milan Sasic Sorgen macht.

Im RS-Interview verrät der 52-Jährige aber auch, wie er die Probleme lösen will, was er von dem „gläsernen“ Profi hält und warum seine Spieler seit Montag keine Angst mehr haben.

Herr Sasic, nach dem trostlosen Remis gegen Rostock haben Sie „Blockaden“ in den Köpfen ihrer Spielern erkannt. Wie wollen Sie diese lösen?

Damit haben wir am Montag bei der Analyse angefangen. Wir haben ganz deutlich und ohne Umschweife die Wahrheiten angesprochen.

Was heißt das?

Wir haben den Jungs die Fehler aufgezeigt und ihnen erklärt, dass es so nicht geht. Denn mit der ersten Halbzeit gegen Rostock bin ich überhaupt nicht einverstanden. Da hat uns einfach alles gefehlt.

Und wie haben die Akteure die Kritik aufgenommen?

Das wird man am Montag gegen St. Pauli und danach gegen Dresden sehen. Ich erwarte eine Reaktion. Wie sie es aufgenommen haben, ist dabei egal. Man muss die Wahrheit ansprechen. Und egal wie sie ist: Ein Mensch darf nie Angst davor haben.

Ängstlich wirken im Moment aber die Angriffsversuche. Warum läuft vorne gar nichts mehr zusammen?

Das „gar nichts“ zusammenläuft, ist nicht fair. Wir versuchen ja alles, machen aus den Situationen allerdings viel zu wenig. Gegen Rostock waren die Ansätze im zweiten Durchgang zu erkennen, dennoch muss man festhalten, dass es nicht gut genug gewesen ist.

Stimmt, denn das lässt sich auch am neuen Tracking-System ablesen. Die Daten machen die Profis gläsern und schlüsseln alle Bewegungen im Spiel auf. Was halten Sie davon?

Das ist eine neue Situation, mit der die Spieler erst einmal klarkommen müssen. Ich finde das System nicht gut. Wenn man so etwas einführt, muss man es für alle Berufe machen. Mich würde auch interessieren, was beispielsweise ein Beamter am Tag leistet. Für die interne Auswertung ist es natürlich klasse, aber es hat nichts in der Öffentlichkeit zu suchen.

Profis haben aber schon kein Privatleben, also ist diese Form der „Ausleuchtung“ doch die logische Konsequenz, oder nicht?

Es geht in diese Richtung, aber es dürfte nicht sein. Ich habe die Laktatwerte auch noch nie in der Kabine ausgehangen. Das ist die Sache eines jeden Einzelnen. Außerdem sind die Daten nicht immer relevant. Zweikämpfe oder Kilometerleistungen geben sicherlich einen Aufschluss. Wenn einer zwölf Kilometer abspult und sein Gegenspieler nur sieben, ist etwas falsch. Aber die Zahlen stimmen auch nicht immer. Wenn jemand zehn Sprints macht, ein anderer aber 16, heißt es nicht automatisch, dass der Erstgenannte schlechter war. Vielleicht war er ja auch cleverer. Für die Spieler wird es nun sehr schwierig, denn die Interpretation der Zahlen ist immer diskutabel.

Schwierig ist derzeit auch die personelle Situation bei den Zebras. Wie wollen Sie den möglichen Ausfall von Dzemal Berberovic kompensieren?

Er kann im Moment nicht mit dem Team trainieren. Wir müssen abwarten, wie es ihm am Wochenende geht. Aber natürlich werde ich die Viererkette dann wieder umbauen müssen.

Sergej Karimow steht parat. Aber Sie könnten auch Benjamin Kern zurückholen.

Was heißt zurückholen? Er ist ja nicht weg, sondern arbeitet mit uns.

Ist zuletzt aber nur noch in der Reserve zum Einsatz gekommen.

Das stimmt, doch Jeder hat die Möglichkeit, sich im Training anzubieten. Wir brauchen Leistung, mehr nicht. Bringt sie Benni, ist er dabei. Ansonsten spielt er in der NRW-Liga.

Und Karimow?

Sergej hat immer noch Probleme, wird aber dabei sein. Ob es in der Startelf ist, oder auf der Bank, dafür ist es noch zu lange hin bis zum Spiel.

Sie müssen immer wieder improvisieren. Nervt Sie das?

Nein. So ist mein Beruf. Deshalb beschwere ich mich auch nicht. Ich weiß, dass wir gut gearbeitet haben, aber auch noch viel tun müssen: Denn der Erfolg ist bislang ausgeblieben.

Warum?

Die kurze Sommerpause und der personelle Umbruch sind sicherlich die größten Faktoren. Wir haben zwar gute Jungs verpflichtet, aber auch ordentlich Qualität verloren. Bis alles funktioniert, benötigt man einfach Zeit.

Die man im Fußball allerdings nicht hat, wenn der Erfolg ausbleibt.

An solchen Diskussionen beteilige ich mich nicht. Wenn geschrieben wird, dass bei uns der Baum brennt, ist es falsch. Wie arbeiten akribisch und sachlich. Aber man bei aller Ruhe muss auch sagen, dass man von einigen Spielern mehr erwarten kann.

Wen meinen Sie?

Ich gehe mit den Jungs nicht in der Öffentlichkeit ins Gericht. Das wird intern angesprochen.

Flamur Kastrati, der sich als einzige Spitze aufreibt, zählt nicht dazu, oder?

Nein. Er rackert, kämpft und das ist positiv. Darum geht es aber bei allen. Doch der letzte Biss und Einsatz fehlt einigen Jungs noch. Aber Flamur gefällt mir sehr gut. Leider hat er nur keine vernünftigen Pässe bekommen.

Emil Jula, auf den Ihr System zugeschnitten ist, fehlt an allen Ecken.

Unsere Ausrichtung ist im Moment nicht auf ihn zugeschnitten. Bayern München ist auch auf Arjen Robben ausgerichtet, aber nicht nur auf ihn. So ist es bei uns auch. Dennoch fehlt er uns alleine schon wegen seiner körperlichen Präsenz.

Am Montag geht es für Ihr Team ausgerechnet zum Spitzenreiter St. Pauli. Wie schätzen Sie die Chancen ein?

St. Pauli ist ein Favorit für den Aufstieg und das haben sie bislang auch gezeigt. Das wird eine schwere Aufgabe, der wir uns aber stellen.

Und wie wollen Sie sie lösen?

Wir müssen unsere Stabilität in der Abwehr aus letzten drei Pflichtspielen vertiefen. Nur so können wir gegen deren Tempofußball bestehen. Nach vorne müssen wir zudem gefährlicher sein. Das geht aber nur mit mehr Mut. Die Jungs müssen an ihre Grenzen gehen, dann haben wir Chance.

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