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Wongrowitz über das Ruhrgebiet und den KFC

Uerdingen: Wongrowitz über das Ruhrgebiet und den KFC
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Bei Peter Wongrowitz klingelt derzeit das Telefon im Viertelstunden-Takt. Hier geht es um eine Vertragsverlängerung, dort um potenzielle Neuzugänge.

Vor seinem Urlaub möchte der Aufstiegstrainer des KFC seinen Kader stehen haben. Im RS-Interview spricht Wongrowitz über die Deutsche Meisterschaft des BVB, die Menschen im Ruhrgebiet und den KFC nach dem Klassensprung. Peter Wongrowitz, wie viel Anteil haben Sie als einstiger Chefscout am Titelgewinn des BVB? Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Ich habe mich gefreut, weil ich einige Akteure noch kenne. Ich habe 20 Jahre für den Verein gearbeitet, vier Jahre dort gespielt. Es ist klar, dass auch mein Herz daran hängt. Um auf die Frage zurückzukommen: Ich war ein ganz kleines Rad im Getriebe, sodass ich kaum etwas dazu beigetragen habe.

Wen sehen Sie stattdessen als großen Vater des Erfolgs? Jürgen Klopp hat ohne Frage einiges verändert. Er hat sich die Leute geholt, die er brauchte und seine Handschrift ist nun klar erkennbar. Auch wenn es am Anfang nicht so gut lief, hat er sein Ding durchgezogen. Und daher gebührt ihm eine Menge Respekt.


Sie sind jedoch in Gelsenkirchen-Buer aufgewachsen. Ja, das stimmt, ich bin dort eingeschult worden und Schalke war auch tatsächlich die erste Profi-Mannschaft, die ich in meinem Leben gesehen habe. Dort wurden Sie auch Trainer. Vor der Serie 1988/89 hat man mich gefragt, ob ich zusammen mit Klaus Fichtel die B-Jugend übernehme. Das war ein Glücksfall. Ich habe von Klaus so viel gelernt, wie ich auf keinem Trainer-Lehrgang hätte lernen können.

Wie kam es, dass Sie dann zum BVB gewechselt sind?

Ich hätte beim S04 bleiben können, aber Michael Skibbe hat sich sehr um mich bemüht. Ich habe einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben und bin im dritten Jahr überraschend Deutscher Meister mit der B-Jugend geworden. Daraufhin war ich Co-Trainer unter Michael Henke bei den Amateuren, was ebenfalls ein großer Entwicklungsschritt war.

Sie hatten viele spätere Bundesliga-Spieler unter ihren Fittichen. Bekommt man von denen Dank? Wenn man die Eltern dieser Kicker oder sie selber trifft und sie mir sagen: „Peter, du hattest auch einen kleinen Anteil an meinem Erfolg“, macht mich das glücklich. Dann sind Sie Scout geworden. Dortmund war in dem Bereich unterbesetzt, sodass mich Michael Zorc ansprach. Ich habe das dann gemacht, aber auch bereut. Es ist nicht mein Ding, durch die Weltgeschichte zu reisen. Meine Frau und ich waren viel alleine. Ich war zwar in vielen Stadien auf dem ganzen Erdball, aber ich bin lieber Trainer, weil ich gerne mit Menschen zusammenarbeite.

Auch wenn Sie im Erzgebirge geboren sind, kann man Sie als „Junge aus dem Pott“ bezeichnen. Warum sind Sie gerne im Revier?

Ich mag die Offenheit, Ehrlichkeit, Direktheit und Treue der Menschen. Wenn man hier mit jemandem gut klar kommt, dann ist das meistens für immer. Obwohl ich im Osten geboren wurde, fühle ich mich als Westfale.

Wenn man über Menschen im Ruhrgebiet spricht, ist man automatisch auch bei Fußball-Fans. Sie haben mal gesagt: „Man muss jedem Zuschauer persönlich die Hand schütteln, dass er ins Stadion kommt!“ Was treibt Sie zu einer solchen Aussage? Beim BVB oder FC Schalke kann man das schlecht, weil es zu viele sind. Aber beim KFC ist es so, dass man 17 Jahre nur Niederlagen einstecken musste. Es ist nicht selbstverständlich, dass die Leute uns so toll unterstützen. Man hat als Angestellter des Vereins die Pflicht, sich bei den Fans zu bedanken. Sie sagten auch: „Egal, wie das Spiel ausgegangen ist, der erste Weg eines Spielers muss immer in die Fankurve gehen.“ Das gilt aber auch für Dortmund, Schalke und Bochum, oder?

Gerade für die Profis. Fußballer, die mit ihrem Hobby ihr Geld verdienen, müssen auch mal Demut zeigen. Sie sind in unserer Gesellschaft ganz klar begünstigt und haben dadurch auch die Verantwortung, mal etwas an die Zuschauer zurückzugeben. Würden Sie sagen, dass die Fannähe in der Zeit gelitten hat? Ich glaube, dass sich der Verein gerade, was die Bundesliga – oder auch Dortmund und Schalke – angeht, verändert hat. Das Ursprüngliche, das ich jetzt in Uerdingen erlebe und zu großen Teilen auch noch in Bochum, das ist meine Welt. Es gibt kaum VIP-Logen und man isst sich schön seine Bratwurst. Vielleicht hat man sogar noch das Glück, mit dem Trainer oder Spielern zu sprechen. Wenn ich allein schon sehe, dass manchmal nach der Halbzeit-Pause die VIP-Gäste erst eine Viertelstunde nach Wiederanpfiff ihren Platz einnehmen, erkennt man schon, dass das keine wahren Fans sind.

Kommen wir zum KFC, wo Sie aber ohne Frage einen großen Anteil am Erfolg haben, oder nicht?

Es ist immer schwierig, über sich selbst etwas zu sagen. Man muss eher mit den Spielern oder Leuten im Umfeld sprechen. Natürlich habe ich meinen Teil dazu beigetragen, ich bin schließlich 24 Stunden für den KFC da und werfe für den Verein alles in die Waagschale.

Was muss nun eine Klasse höher das Ziel sein?

Zunächst einmal müssen wir in der neuen Liga ankommen. Wir haben einen sehr engagierten Präsidenten. Aber die Liga jetzt nur als Durchgangsstation zu sehen, halte ich nicht für richtig. Wir sollten sicherlich ein bisschen mehr Bescheidenheit und Respekt vor den Gegnern mitbringen. Viele Leute sagen, dass es seit vielen Jahren nicht mehr so einen tollen Fußball beim KFC gab. Wie denken Sie darüber? Das macht mich stolz, weil ich die Philosophie, wie wir uns auf dem Platz zu verhalten haben, vorgebe. Das kann man am Ende des Tages mit nach Hause nehmen. Abschließend noch die Frage nach Alexander Thamm, der mit Ihrem Verein in Verbindung gebracht wird.

Er ist ein sehr interessanter Mann, den wir sicher gut gebrauchen könnten. Wir haben nie damit gerechnet, dass ein Spieler, der in einer Aufstiegssaison alle Partien bestreitet, keinen neuen Vertrag bekommt. Wir sind eigentlich auf der Innenverteidiger-Position schon besetzt, aber vielleicht geht noch was.

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