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OBERHAUSEN: Andersen "bereit für die 1. Liga"

OBERHAUSEN: Andersen  "bereit für die 1. Liga"
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Er ist der Coach der Hinrunde. Was Jörn Andersen mit RW Oberhausen veranstaltet hat, ist schlichtweg der pure Wahnsinn. Kurz vor seinem Urlaub in den Bergen fand der 243-fache Bundesliga-Kicker auch noch Zeit, um sich mit RevierSport über die abgelaufene Runde und die RWO-Zukunft zu unterhalten.

Er ist der Coach der Hinrunde. Was Jörn Andersen mit RW Oberhausen veranstaltet hat, ist schlichtweg der pure Wahnsinn. Mit dem kleinsten Etat sind die "Kleeblätter" bis zum niemals für möglich gehaltenen Herbstmeister-Titel gestürmt. Dazu wurde von den Landwehr-Kickern stellenweise auch der herzerfrischendste Fußball geboten. Auch ein Verdienst des Torschützenkönigs von 1990 (18 Tore für Eintracht Frankfurt), der seine offensive Fußball-Philosophie auf die Mannschaft übertragen konnte. Beeindruckend: Der zweimalige Familienvater bedankte sich bei den RWO-Anhängern im eigenen Fan-Forum und wünschte ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Kurz vor seinem Urlaub in den Bergen fand der 243-fache Bundesliga-Kicker auch noch Zeit, um sich mit RevierSport über die abgelaufene Runde und die RWO-Zukunft zu unterhalten.

Jörn Andersen, herzlichen Glückwunsch zur Herbstmeisterschaft. Haben Sie das entscheidende Remis zwischen Regensburg und Cottbus live gesehen? Vielen Dank. Aber wir sind nur Weihnachtsmeister, weil durch die Partien Aachen - Bielefeld und Aachen - Nürnberg sich noch was verändern kann. Regensburg gegen Cottbus habe ich am Rande verfolgt. Ich habe zwar nicht mitgezittert, aber dennoch gehofft, dass wir oben bleiben.

Hängt die Tabelle jetzt an Ihrer Wand? Nein, so ein Typ bin ich nicht. Ich genieße die Situation auf meine Art.

Hätten Sie jemals mit diesem Zwischenergebnis gerechnet? Für mich ist das alles kein Zufall. Wir haben von der ersten Stunde an hart gearbeitet und in unendlichen Einheiten Kandidaten getestet. Am Ende haben wir die gefunden, die zu uns passen. Für viele unbekannt, für mich einfach gut.

Die letzten Begegnungen Ihrer Elf waren richtig was fürs Auge. War es auch so, wie Sie es sich vorstellen? Es war nahe dran. Ich schaue viele Spiele im Ausland. Teams wie Arsenal London oder Rosenborg Trondheim begeistern mich. Für dieses System habe ich mir die schnellen und technisch starken Leute verpflichtet. Wichtig für den Erfolg war, dass die Mannschaft mir geglaubt hat, mit dieser Spielweise erfolgreich sein zu können.

Gab es in der Hinsere auch etwas, was Sie verärgert hat? Die ersten beiden Heimspiele, als wir uns nicht sofort gefunden haben. Zudem das Match in Aachen. Da haben wir verloren, weil wir arrogant aufgetreten sind. Aber wir können ja auch nicht ständig auf einem Level agieren.

Was war der Knackpunkt für die erstaunlichen Leistungen Ihrer Truppe? Vielleicht das Pokalspiel in Unterhaching, als wir mit 2:6 untergingen. Da haben alle gesehen, es geht nicht ohne den kompletten Einsatz. Alle sind aufgewacht.

Was ist jetzt in der Rückrunde noch möglich? Alles. Ich habe mir nochmal die Tabelle angeschaut. Ich denke, die ersten sechs machen den Aufstieg unter sich aus. Bedeutet: Wir haben eine Chance von 50 Prozent.

Wäre der Aufstieg für den Verein eigentlich stemmbar? Die erste Liga würde den Club für Jahre retten. Und wenn keiner aufsteigen will, ich wäre bereit. Was für Teams schon in der ersten Liga waren oder sind. Cottbus, Rostock, Unterhaching. Die waren zum jeweiligen Zeitpunkt auch nicht weiter als wir. Durch die erste Liga haben sie viel machen können im Stadionbereich oder beim Trainingsgelände. Daher steige ich sehr gerne auf. Wichtig ist dafür ein guter Start im Topspiel gegen Bielefeld.

Wer war für Sie der Aufsteiger der Hinrunde? Die Mannschaft. Ich hebe nicht gerne einzelne hervor. Trotzdem muss ich sagen, dass zahlreiche Akteure sich sehr gut entwickelt haben.

Wer konnte Sie nicht überzeugen? Zuletzt Leandro Simioni. Er muss sich umstellen. Wenn wir wieder mit dem Training anfangen, erkläre ich ihm zum letzten Mal, was ich verlange. Versteht er es nicht, muss er sich vielleicht einen neuen Verein suchen. Zudem hat Dimtcho Beliakov nie gezeigt, was er kann. Er hat von uns die Freigabe erhalten. Er sucht bereits intensiv nach einem neuen Club. So wie es aussieht, geht er vielleicht nach Bulgarien zurück. Der nächste Kandidat ist Denis Bushuev. Er ist in seiner Entwicklung stehen geblieben. Für ihn gilt auch, findet er einen neuen Club, legen wir ihm keine Steine in den Weg.

Und wer kommt neu hinzu? Wie gesagt, suchen wir einen gestandenen Stürmer und einen Abwehrmann. Durch unsere Leistung wird es vielleicht etwas leichter, jemanden zu finden. Von all den Faxen die wir bekommen, sind allerdings 95 Prozent für den Müll. Allein über 50 Prozent der Angebote stammen aus Jugoslawien, wo oftmals nichts dabei ist. Ich habe dem Präsidenten Hermann Schulz eine Liste mit Kandidaten gegeben. Er arbeitet jeden Tag und versucht bis zum Januar zwei Leute zu verpflichten. Ich bin überzeugt, wir finden die, die uns verstärken. Immerhin hat auch unser Präsident Blut geleckt. Er will dafür sorgen, dass wir unser jetziges Level halten können.

Fühlen Sie sich bei all dem Erfolg als Trainer der Hinrunde in der zweiten Liga? Eigentlich müssen das andere beurteilen. Aber vorstellen könnte ich mir das schon.

Adrian Aliaj und Alassane Ouedraogo trumpften zuletzt groß auf. Haben Sie Angst, aus diesem Duo schon einen im Winter zu verlieren? Überhaupt nicht. Ich habe extra mit dem Präsidenten gesprochen. Er hat mir versichert, egal wer kommt, beide erhalten vor dem Sommer definitiv keine Freigabe. Über diese Aussage bin ich sehr froh.

Wie würden Sie den Trainer Andersen charakterisieren? Ich will Erfolg. Hierzu gewähre ich den Spielern einige Freiheiten. Sie sind alle Profis und müssen wissen ,wie sie ihre Freizeit gestalten. Auf dem Platz verlange ich absolute Disziplin. Darüberhinaus versuche ich einen Mittelweg zu finden zwischen gutem Kontakt zu den Jungs und dem nötigen Abstand, der auch wichtig ist. Welche Bedeutung hat Ihr Co-Trainer Jürgen Luginger?

Eine sehr große. Ich bespreche im sportlichen Bereich sehr viel mit ihm. Ich bin froh, so einen Co an meiner Seite zu haben. Er kennt die Elf sehr gut und die einzelnen Charaktere. Oft gibt er mir Ratschläge. Ich kann erkennen, wie er in seiner ersten Trainerstation täglich Fortschritte macht. Er ist ein Profi wie ich und erfüllt seine Aufgabenbereiche perfekt.

Wird Ihr Erfolg als Trainer auch in Norwegen registriert? Mittlerweile schon. Gegen Nürnberg und Osnabrück waren einige norwegische Zeitungen im Stadion. Zuerst wurde nur über mich geschrieben, jetzt auch über den Verein. Lustig ist, über RWO wird als kleines, armes Oberhausen geschrieben. Dabei haben 90 Prozent der norwegischen Vereine einen noch kleineren Etat als wir.

Gibt es etwas, vor dem Sie sich in der Rückrunde fürchten? Vor Verletzungen. Wir haben einen kleinen Kader. Wenn sich mehrere Kicker wie Anthony Tieku längerfristig verletzen, kriegen wir Probleme.

Bisher wanderten im Schnitt nur 4313 Fans ins Stadion Niederrhein. Wünschen Sie sich für die restlichen Heimauftritte mehr Zuschauer? Nicht unbedingt. Klar ist es schön, vor 10000 Besuchern zu spielen. Aber ich schätze die Fans, die wir haben. Mir sind 5000 glückliche Anhänger lieber als über 60000 Zuschauer wie in Schalke oder Dortmund, die aktuell fast immer unglücklich nach Hause gehen. Besonders freut mich, dass wir keine Hass-Fans haben. Auch nach der Pleite in Unterhaching wollten sie die Mannschaft sehen. Ich habe mit einigen Fans sachlich diskutiert. Alles ohne Pöbelei. So habe ich es gerne. Ich habe es auch schon anders erlebt.

Gab es während der ganzen Trainerentlassungen eigentlich auch Angebote für Sie? Absolut nein. Es gibt Journalisten, die mich mit Hertha BSC Berlin in Verbindung bringen wollen. Für mich völlig uninteressant. Klar will auch ich irgendwann einen Schritt weiter. Bis in Oberhausen kein Stillstand eintritt, will ich aber hier noch einiges bewegen. Ich sehe noch viel Potenzial.

Was muss sich in der Rückrunde noch verbessern? Gar nicht viel. Wir müssen es nur schaffen, unser Niveau zu halten. Zuletzt gegen Nürnberg zeigten wir absolutes Bundesliga-Level. Gelingt uns das, habe ich keine Angst vor den letzten 17 Partien.

Was machen Sie eigentlich in Ihrem wohlverdienten Urlaub? Ich bleibe in Deutschland, fahre in die Berge. Allerdings werde ich wohl höchstens ein paar Tage auf die Skier gehen. Ich hasse es, mich an den ewigen Schlangen anzustellen, um die Pisten hochzukommen. Die meiste Zeit werde ich einfach mal abschalten.

Interview: Christian Brausch

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