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RWO - Schulz: „Wenn nichts passiert, mach' ich es selber!“

RWO - Schulz: „Wenn nichts passiert, mach' ich es selber!“
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Den Klassenerhalt nach einer schwachen Rückrunde am Ende mit Mühe und Not geschafft, Trainer Aleksandar Ristic gefeuert, Differenzen zwischen Vorstand und Manager Klaus Hilpert. Das Jahr 2003 ließ aus Oberhausener Sicht bisher nur wenig Freude aufkommen.

Den Klassenerhalt nach einer schwachen Rückrunde am Ende mit Mühe und Not geschafft, Trainer Aleksandar Ristic gefeuert, Differenzen zwischen Vorstand und Manager Klaus Hilpert. Das Jahr 2003 ließ aus Oberhausener Sicht bisher nur wenig Freude aufkommen. Hilpert sprach nach dem letzten Saisonspiel bei LR Ahlen (wo es die obligatorische Auswärts-Niederlage setzte) gar vom „glücklichen Ende eines Himmelfahrts-Kommandos“. Hermann Schulz kennt sich aus mit unruhigen Zeiten in Verein und Mannschaft, mit Kritik an seiner Handlungsweise und seinen Entscheidungen. Für einen Verein mittlerer Größe und mit kurzen Dienstwegen gibt es oft - zu oft - Zoff auf verschiedenen Ebenen. Der Vorstandsboss im RS-Interview.

Es scheint, als wäre ein friedliches und konstruktives Miteinander bei RWO nicht dauerhaft möglich. Warum gibt es immer wieder Querelen, Herr Schulz? In diesem Verein arbeiten Menschen die sich emotional stark mit Rot-Weiß identifizieren. Dazu kommen Mitarbeiter von Außen wie Trainer, Spieler oder Manager für die der Club zunächst in erster Linie Arbeitgeber ist. Ich halte es für ganz normal, dass es hier zu Reibereien kommt. Das gibt es nicht nur bei uns. Schauen Sie sich St. Pauli an oder Bayern. Da fetzen sich sogar einstige Mannschafts-Kameraden und Weltmeister. Ein wenig ist sicher auch Hermann Schulz das Problem. Ich will RWO wie ein Unternehmen führen, erwarte von den Mitarbeitern Ordnung, Disziplin und die Erfüllung gestellter Aufgaben. Wenn Sie das als Problem bezeichnen wollen...

Also kommen RWO-Angestellte ihrer Arbeit nicht nach? Ein Beispiel: Ich gehe in die Sitzung von Vorstand und Management mit einer Liste von 40 zu bearbeitenden Punkten. Bei der nächsten Zusammenkunft sind mehr als die Hälfte davon nicht erledigt, gibt es bei einigen Themen nicht mal Zwischenstände. Da werde ich verrückt! Von qualifizierten Mitarbeitern erwarte ich auch etwas. Ich arbeite mindestens 40 Stunden in der Woche nur für den Verein! Einen Beruf hab' ich auch noch. Wenn ich dreimal was anrege und nichts passiert, habe ich keine Lust mehr. Dann mach' ich es halt selber!

Das klingt stark nach einer Abrechnung mit Manager Klaus Hilpert. Der hatte beklagt, in wichtige Entscheidungen nicht eingebunden zu sein. Sie hatten geantwortet, er sei zu selten erreichbar und wohl anderweitig beschäftigt. Ich habe gestern noch ein langes Gespräch mit ihm geführt. Ich möchte jetzt nicht viel zum konkreten Fall sagen. Richtig ist, dass es Differenzen gab. Klaus Hilpert besitzt noch einen Vertrag bis 2004, wir werden sicher darüber zu reden haben, ob und wie es gemeinsam weitergeht. Klar ist, dass es auch künftig einen Mann geben muss, der managerähnliche Aufgaben übernimmt.

Konkret: Haben Sie Trainer Jörn Andersen ohne Hinzuziehung von Hilpert verpflichtet? Ja und Nein! Wir haben uns schon im Januar klar entschieden, unabhängig vom weiteren Saisonverlauf, nicht mehr Aleksandar Ristic zu verlängern. Bei dem jetzt auf 4,3 Millionen Euro zurück gefahrenen Etat hätten wir sein Gehalt auf rund ein Drittel der bisherigen Bezüge drücken müssen. Illusorisch! Ich habe Manfred Rummel und Klaus Hilpert aufgefordert, mögliche Kandidaten zu benennen. Auf der Liste standen schließlich Herren, die aus verschiedenen Gründen letztlich nicht in Frage kamen. Als keine weiteren Vorschläge gemacht wurden, bin ich aktiv geworden. Über Jörn Andersen erhielt ich gute Informationen. Wir hatten dann erstmals nach dem Freiburg-Spiel Kontakt (23. März, d.Red.) trafen uns vor dem KSC-Spiel in Karlsruhe (27. April, d.Red.). Dort wurden erste Details zwischen uns besprochen. Anschließend habe ich Klaus Hilpert informiert. Der Vertrag selbst wurde aber erst später unterschrieben.

Muss sich der Manager da nicht hintergangen vorkommen? Nein! Er hatte zuvor die Zeit, Alternativen zu benennen. Es war aus meiner Sicht wie erwähnt nichts Geeignetes dabei. Nach der Beurlaubung von Ristic war der Manager dann ja auch vermehrt mit der Mannschaft beschäftigt. Ich wollte aber nicht bis zum Sommer warten und alles erst auf den letzten Drücker erledigen.

Was gab den Ausschlag für Jörn Andersen? Gut ist immer der, der die Punkte holt. Und das wissen wir erst hinterher! Wie ich schon sagte habe ich von der Arbeit Andersens in Locarno und Luzern viel Positives gehört. Er hat mich im Gespräch überzeugt. Nach dem ersten Kontakt hat er sich die Mannschaft gleich in Köln angeschaut, alle sieben Spiele gesehen. Und er hat den Willen zum Erfolg, will sich profilieren und RWO als Sprungbrett nutzen. Schließlich war er selbst ein erfolgreicher Fußballer. Das ist für die Glaubwürdigkeit eines neuen Trainers vor einer Mannschaft nicht unwichtig.

Zur künftigen Mannschaft. 14 Spieler stehen bisher unter Vertrag. Das ist noch nicht viel. Wie sieht der weitere Fahrplan aus? Am Montag gibt es Gespräche des Trainers mit Luginger, Scharpenberg und Judt. Der Mittelfeldspieler Karim Kerka, der schon hier vorgespielt hat (Manchester City, d.Red.) kommt - wenn er noch keinen anderen Verein hat - am 22. Juni noch mal hierher, weil sich der Trainer ein Bild machen will. Am brasilianischen Abwehrspieler André Astorga sind wir sehr interessiert, allerdings stehen hier Ablöseforderungen im Raum. Ende noch offen. Dass wir in der Verteidigung und im Mittelfeld noch was machen müssen, ist klar. Wir brauchen auch erfahrene Leute, die in kritischen Situationen bestehen können.

Abschließende Frage: Medien und Fans setzen sich oft und gern mit Ihrer Person auseinander. Kritik und Anfeindungen inklusive. Prallt das alles an Ihnen ab? Das tut es nicht. Beschimpfungen und Beleidigungen kosten Kraft! Das gilt auch für die Spieler. Das tut mir zuweilen verdammt weh! Doch ich bin fußballverrückt und hänge einfach mit ganzem Herzen an diesem Verein.

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