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Was macht eigentlich...?
Besuch beim Kraken-Orakel Paul

Was macht eigentlich? Kraken-Orakel Paul
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Die Arbeitslosenzahlen im Land sinken, doch ein mittlerweile weltweit bekanntes Tier aus dem Sea Life-Center in Oberhausen ist nun seinen Job los: Krake Paul.

Der weltberühmte Octopus vulgaris, der durch seine korrekten Voraussagen von acht Spielen bei der Fußball-Weltmeisterschaft überall auf dem Globus bekannt wurde, ist nach dem Ende der WM nun arbeitssuchend.

Wobei: Wer Paul in seinem kleinen Aquarium in Oberhausen besucht, der wird die Richtigkeit dieser These anzweifeln. Der kleine Kraken, dessen Fußballtipps weltweit einen riesigen Medien-Hype auslösten, sieht sich offenbar selbst nicht als Touristenattraktion. Paul sucht sich in seinem nassen Zuhause gerne eine kleine Nische der Abgeschiedenheit, einen Ort der Ruhe, den er unter anderem hinter einem Stein findet. Der Kraken scheint die wenigen Momente der Muße zu genießen, hält ein Nickerchen und lässt damit die Welt hinter der Scheibe auch hinter sich.

Zeit genug also für den RS-Reporter, sich den zahlreichen Fans von Paul zu widmen, die sein Aquarium belagern. Eines wird bei dieser Beobachtung ganz schnell deutlich: Immer noch lockt Paul, das „Okrakel“, Fans und Interessierte aus der ganzen Welt in das Sea Life-Center. Das Interesse am kleinen Paul ist auch gut eine Woche nach dem Ende der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika nicht abgeebbt.

Alles wartet auf eine Tat

Es ist schon verrückt: Da drängen sich Kamerateams um das vergleichsweise winzige Zuhause des Krakenorakels, viele Fotokameras klicken, alle Beobachter warten auf eine Tat Pauls. „Insgesamt wirkt das hier auf mich alles kleiner, als ich das gedacht hätte. Wir waren einfach mal daran interessiert zu sehen, wie Paul hier lebt. Das ist schön anzuschauen, auch wenn ich den ganzen Hype um ihn nicht so recht nachvollziehen kann“, sagt Stefanie Heuer aus Georgsmarienhütte, die gemeinsam mit ihrem Patenkind Hanna zu Besuch in Oberhausen ist. Große Augen kleiner Paul-Fans suchen derweil den kleinen Kraken. Die Mitarbeiter des Sea Life müssen dafür Sorge tragen, dass auch wirklich Jeder einen Blick in Pauls Reich erhaschen kann.

Doch auch durchaus ablehnende Stimmen über das „Tentakel-Orakel“ sind zu hören. Während ein Besucher noch süffisant verkündet, es lohne sich gar nicht, „den in den Kochtopf zu werfen, der ist ja viel zu klein“, machen andere Zuschauer gleich einen ganz großen Bogen um Pauls Aquarium. „Den Kraken, der Deutschland hat verlieren lassen, will ich gar nicht sehen“, schallt es dabei aus einer Ecke. Die Welt zu Gast bei Paul!

Allein sprachlich wird auf dem wenigen Platz, den Pauls Aquarium den Besuchern zum Einblick bietet, viel geboten. So führt ein polnisches Fernsehteam ein Interview mit einem Sea Life-Mitarbeiter, während daneben Spanier und Japaner um die Wette fotografieren. Die Welt zu Gast bei Paul!

Das „Okrakel“ hat sich diese Aufmerksamkeit hart erarbeitet. Oder besser gesagt: erfressen. Paul tippte bei der kürzlich beendeten WM alle Spiele der deutschen Mannschaft sowie den Ausgang des Finalspiels der Niederlande gegen Weltmeister Spanien richtig.

Der Oktopus fischte sich dabei Futter aus einer von jeweils zwei Boxen, die in sein Aquarium eingelassen worden waren. Jede der Boxen zierte eine Nationalflagge einer Mannschaft der jeweils zu tippenden Paarung. Aus welcher Box Paul das Futter zuerst zog, diese Mannschaft galt als Sieger des Spiels. Da alle acht Tipps Pauls korrekt waren, ranken sich seither Mythen um den kleinen Kraken.

Ernennung zum Ehrenbürger

International wurden Paul von verschiedenen Seiten hellseherische Fähigkeiten attestiert. Die Verliererländer der von ihm vorausgesagten Spiele veröffentlichten Rezepte für seine Zubereitung. Spaniens Ministerpräsident Zapatero erwog einen Schutz durch Leibwachen, da er sich um die Unversehrtheit des Oberhausener Oktopus-Orakels sorgte. Bisheriger Höhepunkt der Paul-Manie ist wohl die Ernennung des Kraken zum Ehrenbürger der kleinen spanischen Gemeinde Carballino in der vergangenen Woche.

Mehrere Anfragen Paul zu verkaufen blockte das Sea Life Center bislang ab. Auch Spekulationen, dass Paul womöglich eine weibliche Krake vor die Saugnäpfe gesetzt werden soll, nahmen die Oberhausener den Wind aus den Segeln. Die Vermarktungsmaschinerie lief jedoch mit steigendem Bekanntheitsgrad Pauls rasant an. Die Mitarbeiter tragen T-Shirts mit der Aufschrift „Wir sind Paul“ und die meisten der Zuschauer suchen bei ihrem Besuch in Oberhausen zuerst bewusst dessen Aquarium auf.

Der Kraken ist nun arbeitslos

Und was macht eigentlich Paul? Der kleine Kraken blockt die ganze Aufregung offenbar mühelos ab. Fressen und Schlafen sind auch nach dem Hype um ihn elementare Punkte in Pauls Tagesplanung. Der Kraken ist nun arbeitslos, hat seine Tätigkeit als Fußballorakel beendet und kann nun hoffentlich auch bald wieder das sein, als was die Wissenschaft ihn und seine Artgenossen wortwörtlich bezeichnet: ein Octopus vulgaris, ein gewöhnlicher Kraken.

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