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Schalke: Erst ausgepfiffen, dann beklatscht

Schalke: Erst ausgepfiffen, dann beklatscht
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Die Tabelle wies Schalke 04 als Spitzenreiter aus. Das Papier, das nach dem Schlusspfiff im Presseraum verteilt wurde, passte bestens ins Bild.

Nach dem mühsamen 2:0 (0:0) gegen den VfL Wolfsburg bemühten sich alle nach Kräften, die königsblaue Realität schöner darzustellen als sie war. Gerald Asamoah, dessen Kabinengeflüster den jüngsten Krach beim Titelanwärter ausgelöst hatte, schwärmte vom Teamgeist; Trainer Mirko Slomka, durch die Affäre sicherlich nicht gestärkt, lobte trotz unübersehbarer Unzulänglichkeiten seine Spieler über den grünen Klee; und selbst die Fans, die sich zur Pause die Seele aus dem Leib gepfiffen hatten, hatten ihre Stars am Ende wieder lieb.

`Wir haben gezeigt, dass wir eine Mannschaft sind´, behauptete Asamoah nach der über weite Strecken schwachen Leistung seiner Kollegen, die er bis 13 Minuten vor Schluss von der Ersatzbank aus ansehen musste: `Das alles kann uns nur stärker machen.´ Slomka bescheinigte seinen Profis gegen die harmlosen Wolfsburger sogar `ein gutes Spiel´. Es sei ein schöner Tag gewesen `nach dem ganzen Theater´, meinte der Trainer und lobte: `Die Mannschaft ist so aufgetreten, wie sie aufzutreten hat.´

Ein Großteil der 60.404 Zuschauer in der nicht ausverkauften Veltins-Arena teilte diese Einschätzung zumindest in der ganz schwachen ersten Halbzeit nicht. `Wir wollen euch kämpfen sehen´, skandierten sie, besangen angesichts der wenig berauschenden Darbietung des Stürmertrios Halil Altintop, Kevin Kuranyi und Peter Lövenkrands ihren im Sommer verabschiedeten Liebling Ebbe Sand und begleiteten die Spieler mit lauten Pfiffen in die Pause. `Dieses von außen herangetragene Misserfolgserlebnis´, wie Slomka die Unmutsäußerungen nannte, habe sein Team aber nicht um seine Geduld und Gelassenheit gebracht, meinte der Trainer. `Wir spielen unseren Stiefel weiter´, sei die Devise gewesen, die in der zweiten Hälfte auch belohnt worden sei. Kuranyi nach einem Freistoß des jetzt stärkeren Lincoln (57.) und der Brasilianer selbst nach Vorarbeit des von den Fans lautstark gefeierten Asamoah (89.) verhinderten zumindest, dass die Unruhe auf Schalke nach den Turbulenzen der vergangenen Woche noch größer wurde. So durfte sogar Spielführer Marcelo Bordon scherzen: `Das macht doch Spaß. Ohne Probleme bräuchten wir doch keinen Kapitän, keinen Vorstand und keinen Trainer.´ Und auch Slomka sah sich, anders als viele Beobachter, gestärkt: `Ich fühle die Unterstützung von jedem im Vorstand.´ Auch Aufsichtsratschef Clemens Tönnies habe ihm vor dem Spiel noch einmal ausdrücklich den Rücken gestärkt. Einzig Asamoah wagte es, an der von allen beschworenen heilen Welt ein wenig zu kratzen. `Natürlich macht man sich jetzt Gedanken, was man in der Kabine sagt. Man muss aufpassen´, sagte der Nationalspieler, dessen kritische Worte von Halil Altintop weitergetragen worden waren, nachdenklich. Doch schnell grinste er wieder breit. `Ich wollte ihm eigentlich Küsschen geben´, antwortete er auf die Frage, warum es bei seiner Einwechslung für `Petze´ Altintop keine demonstrative Umarmung der beiden gegeben habe.

Liebkosungen jeglicher Art blieben dem Ex-Schalker Mike Hanke bei seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte verwehrt. Der WM-Teilnehmer, der 2005 für 3,5 Millionen Euro zu den `Wölfen´ gewechselt war, setzte seine persönliche Durststrecke fort und wartet weiter seit dem 5. März auf ein Erfolgserlebnis. `Wir haben kein Tor geschossen´, kommentierte der Stürmer lapidar die Niederlage. Inzwischen hatte auch die Statistikabteilung der Schalker noch einmal genau nachgerechnet: Bayern München war in der frisch ausgedruckten Tabelle Erster - und die königsblaue Welt ein Stückchen realistischer.

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