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Landesliga 3 Niederrhein: Das Bruderduell
"Südmeisterschaft" geht an Tura

"So ungerecht kann Fußball sein"
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Am zwölften Spieltag der Landesliga Niederrhein 3 stand am Samstag das Duisburger Stadtderby an. Bruderkampf, Lokalderby, Südmeisterschaft. Was wurde vor dem Spiel nicht alles geschrieben. Das nicht alles so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird, verrät ein Blick in die Stadionzeitschrift des gastgebenden DSV. Dort begrüßen die 1900 den Gast aus dem Duisburger Stadtteil Neudorf mit Worten, die so gar nicht in das Klischee eines typischen Lokalkampfes passen. [i]Ein Ortstermin.[/i]

Von guten Freunden und gern gesehenen Gästen ist da die Rede. Und tatsächlich: Weder Fans und Spieler noch die Verantwortlichen beider Vereine lieferten vor, während und nach dem Spiel einen Grund, um von einer unsportlichen Veranstaltung sprechen zu müssen. Im Gegenteil. Schon vor dem Spiel hatten die "Trainerzwillinge" Jörg und Ralf Kessen betont: "Es ist zwar ein besonderes Spiel, aber es wird trotzdem alles fair ablaufen."

Bei guten äußeren Bedingungen entwickelten die Hausherren zu Beginn der Partie mehr Druck auf das gegnerische Tor und erwiesen sich vor allem in den Zweikämpfen als das leidenschaftlichere Team. In der neunten Spielminute vergab Stefan Böing nach schönem Zuspiel von "DSV-Italiener" Gianni Campanella die erste Großchance der Gastgeber. Aus fünf Metern schaffte es der 29-Jährige nicht, den Ball im Gehäuse der Neudorfer unterzubringen. Nicht nur Dragan Lasovic, Trainer von Ligakonkurent Kleve II und als Beobachter auf der Tribüne, bemerkte die Unsicherheiten im Deckungsverbund des Spitzenreiters. Auch 1900 registrierte, dass der Stadtrivale nicht den allerbesten Tag erwischt hatte.

Nach einer halben Stunde rauften sich Fans und Verantwortliche des Duisburger Spielvereins 1900 dann erneut die Haare. Nachdem es in der Abwehr der Roten Teufel erneut zu Ungereimtheiten gekommen war, konnte Stürmer Gianni Campanella von der Strafraumgrenze unbedrängt abziehen. Doch sein Schuss kratzte Turas Manfred Tebeck noch von der Torlinie.

Und der Tabellenführer? Bis auf einen harmlosen Distanzschuss durch Sascha Schnecker (8.) brachten die Gäste in der ersten halben Stunde rein gar nichts zustande. Goalgetter Frank Cho war oft auf sich alleine gestellt und bekam aus dem Mittelfeld zu wenig Unterstützung. Lediglich Sascha Schnecker sorgte mit seinem "Turbo" immer wieder für Gefahr. In der 35. Spielminute kam dann, was den ungeschriebenen Gesetzen des Fußballs zufolge, kommen musste. Der Gast ging in Führung. Nach einem herrlichen Sololauf von Sascha Schnecker konnte DSV-Keeper Sven Adametz dessen Schuss nicht festhalten. Der bis zu diesem Zeitpunkt bemühte, aber glücklos agierende Wasilios Anastasiadis stand goldrichtig und drückte das Leder zum unverdienten 1:0-Pausenstand ins Netz. "Das ist eine glückliche Führung für uns," kommentierte auch Tura-Präsident Hans-Walter Gerlach zur Pause den Spielstand und traf damit den Nagel auf den Kopf.

Da freut sich der Kassenwart: Rund 800 Zuschauern wollten sich das Derby zwischen dem DSV und TuRa 88 nicht entgehen lassen. Foto:revierkick.de

Die zweiten 45 Minuten begannen, wie die ersten endeten: Mit aggressiven, leidenschaftlich agierenden Hausherren. Der Aufsteiger zeigte auch spielerisch, warum er sich berechtigte Hoffnungen auf den Klassenerhalt machen darf, und versuchte nun durch sicheres Kombinationsspiel die Abwehr der Roten Teufel in Bedrängnis zu bringen. Diese stand im zweiten Abschnitt jedoch weitaus besser, als dies in Halbzeit eins der Fall gewesen war. Dennoch erarbeiteten sich die Platzherren weitere Chancen (65./71./82).

Doch erfolgreich war auch nach dem Seitenwechsel nur der Gast. In der 85. Spielminute avancierte "Flügelflitzer" Sascha "Schnecke" Schnecker endgültig zum Mann des Tages. Nach erneut feiner Einzelleistung setzte dieser mit einer schönen Flanke Marcel Füten in Szene, dessen Kopfballvorlage Frank Cho zum 0:2-Endstand veredelte. Als 1900-Akteur Miroslav Ostojic in der 86. Minute wegen Meckerns die Gelb-Rote Karte sah, waren die meisten der 800 Zuschauer bereits in das gut geheizte Vereinsheim des DSV abgewandert.

Einen Buhmann gab es nach Spielschluss dann aber doch noch. Diesen hatte DSV-Trainer Jörg Kessen im Unparteiischen der Begegnung gefunden. Der Coach ärgerte sich: "Da trainierst du eine Woche auf so ein Derby hin, und dann kommt so einer und pfeift das ganze Spiel kaputt", resümierte der Coach und fuhr mit seiner Schelte fort: "Ich glaube ja nicht, dass er das extra macht, aber der hat wirklich fast alles für Tura gepfiffen." Dennoch erkannte der Linienchef der 1900 die Leistung des Gegners an und attestierte Tura "eine Kaltschnäuzigkeit, die schon bemerkenswert ist". "Im Rückspiel," so Jörg Kessen augenzwinkernd, "bügeln wir das halt wieder aus".

Bruder Ralf freute sich indes über den Sieg, war mit der Leistung seiner Mannschaft aber nicht zufrieden: "Hier hat heute nicht die bessere Mannschaft gewonnen, sondern die glücklichere. Wir sind in der ersten Halbzeit überhaupt nicht ins Spiel gekommen und wenn der DSV in Führung gegangen wäre, hätten wir hier wahrscheinlich ein ganz anderes Spiel gesehen." Eine Analyse, der sich wohl ein Großteil der Spielbeobachter anschließen würde.

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