Als beinharter Verteidiger verbrachte Yves Eigenrauch einst von 1990 bis 2002 insgesamt 12 Jahre beim FC Schalke 04. 269 Partien absolvierte der Defensiv-Spezialist, der mit Königsblau und dem Gewinn des UEFA-Pokals den größten Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte feierte, für die Gelsenkirchener.
Im Sport1-Interview sprach der 49-Jährige jüngst über den Niedergang des FC Schalke 04, der für Eigenrauch schon in den vergangenen Jahren seinen Lauf nahm. Die sportliche Situation, der S04 gegenwärtig ausgesetzt ist, kennt Eigenrauch aus der Vergangenheit als aktiver Spieler auch noch.
"Standen mit dem Arsch an der Wand"
"Die aktuelle Situation auf Schalke ist einfach nur erschreckend. 1993/1994 waren wir auch Letzter und standen nach der Hinrunde auch mit dem Arsch an der Wand. Die heutigen Schalke-Profis sind doch stark, auch physisch, aber sie kriegen es als Mannschaft wohl nicht hin", bilanziert Eigenrauch.
Den Eindruck der Gemengelage um den gesamten Verein betrachtet der ehemalige Innenverteidiger irritiert. "Wenn ich mir nur die Außendarstellung des Vereins anschaue, dann muss ich sagen, dass es da doch fast nur noch um wirtschaftliche Sachen geht. Also um Geld", erklärt der geborene Mindener.
Zu seiner Zeit sei es bei Schalke natürlich auch schon um Finanzielles gegangen, jedoch sei der Verein damals "authentisch" gewesen. "Schalke ist ein Teil meines Lebens und das wird es auch immer bleiben. Schalke war nicht nur ein Job für mich. Wir hatten damals Mitte der 1990er Jahre eine Mannschaft, die für Ehrlichkeit und Natürlichkeit stand", hätten diese Attribute für Eigenrauch den Klub immer einzigartig erscheinen lassen.
Dass Tugenden wie "Gemeinschaft, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit" heute nicht mehr so stark zur Geltung kämen, liege daran, dass häufig nur noch "Einzelspieler zu einer Mannschaft zusammengefügt" würden. Dies betrachtet Eigenrauch jedoch nicht als exklusives Problem von Schalke 04, sondern bezieht seine Kritik auf den Sport an sich.
Eigenrauch fehlt der "letzte Wille"
Im Gegensatz zu den heutigen Spielern im Schalker Dress habe das Team um Eigenrauch gewisse Werte durch sein Auftreten nach außen verkörpert. Den S04-Profis von heute wolle Eigenrauch allerdings einen nicht zu großen Vorwurf machen. "Das Engagement ist da, aber irgendwie fehlt der letzte Wille."
Das "Malocher-Gen", für welches Schalke öffentlich noch immer einstehe, werde heutzutage aus der Perspektive Eigenrauchs größtenteils "vorgegaukelt".
"Heutzutage haben die Spieler sicherlich ein Herz für den Fußball, ob sie auch ein Herz für Schalke haben, weiß ich nicht", stellt Eigenrauch in Frage. "Wenn du zu Schalke kommst, dann weißt du nach vier Wochen, worum es geht. Das scheint heute nicht mehr so zu sein", fasst der Ex-Profi zusammen.