Ein Vakuum in der Kommunikation schafft gewöhnlich einen geeigneten Boden, auf dem Gerüchte entstehen und gedeihen. Von Oguzhan Can, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der SG Wattenscheid 09, ist seit einigen Tagen nichts zu hören. Es gibt keine offizielle Auskunft darüber, wie es aktuell um den Verein bestellt ist. Jedoch bestätigen Recherchen dieser Redaktion, dass der Verein den Spielern am Stichtag erneut kein Gehalt gezahlt hat.
Die Folge: Am Donnerstag boykottierte die Mannschaft geschlossen die angesetzte Trainingseinheit. Am Samstag (14 Uhr) wird das Team beim Rückrundenauftakt bei der U23 von Borussia Mönchengladbach jedoch auf dem Rasen stehen.
Manche können sich die Fahrten nicht mehr leisten
Mit dem Protest prangern die Spieler zwei Versäumnisse an: Zum einen, dass eine vertraglich zugesicherte Leistung nicht erfolgt. Zum anderen, dass einige von ihnen mittlerweile in der Situation sind, sich die Fahrten zum Trainingsplatz nicht mehr leisten zu können. Denn das ist seit Donnerstag Fakt: Der Klub ist gegenüber den Akteuren seit zwei Monaten im Zahlungs-Rückstand. Auch die noch ausstehende Zahlung für September hat der Verein noch nicht überwiesen.
Das Versprechen Cans, diese Saison sei durchfinanziert, war offenbar ein leeres. In der Woche vor dem Heimspiel gegen den SC Verl hat der erste Mann im Verein zum letzten Mal mit der Mannschaft gesprochen. Seither schweigt er. Auch das gibt aufgrund der offensichtlichen Zahlungsschwierigkeiten Anlass zu Spekulationen – darüber, ob und wie es mit der SG 09 weitergeht.
Gerücht: ein neuer Sponsor
Dass hinter vorgehaltener Hand überhaupt noch über das „Wie“ gesprochen wird, hat einen Grund. Denn seit Mittwoch macht das Gerücht die Runde, der Viertligist könne schon bald einen neuen Geldgeber präsentieren. Wer das sein soll, wo er herkommen könnte und ob er tatsächlich existiert, weiß niemand. Alle Gespräche darüber bleiben daher pure Spekulation.
Die aktuelle Lage sieht düster aus: Die Spieler erhalten kein Geld, der Verein hat hohe Verbindlichkeiten; und niemand kann (und will) für die Schulden aufkommen. Ist der Klub also ein Fall für den Insolvenzverwalter?
Die Gewerkschaft ist eingeschaltet
Noch ist kein offizielles Wort gesprochen. Aber: Genau das ist das Problem. Kein SGW-Fan weiß, ob es weitergeht, die ehrenamtlichen sowie die bezahlten Mitarbeiter des Vereins stehen allein da. Und die Ungewissheit lähmt die Spieler in den Köpfen und hemmt damit deren sportliche Leistung.
Hilfe für den Ernstfall – eine im Raum stehende Insolvenz – ist bereits da. Die Spielergewerkschaft VDV hat sich eingeschaltet. Geschäftsführer Ulf Baranowsky bestätigt das und erklärt im Gespräch mit dieser Redaktion: „Einige unserer Mitglieder werden in dieser Angelegenheit auch von unserer Rechtsabteilung betreut.“ Das seien rein präventive Maßnahmen.
Kein ausreichender Schutz bei einer Insolvenz
Doch diese Maßnahmen müssen die Spieler treffen. Denn, so Baranowsky, die Schutzmechanismen für Akteure insolventer Vereine seien nicht ausreichend vorhanden. Einen Grund dafür sieht er auch im Lizenzierungsverfahren: „Im Lizenzbereich muss die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit mittlerweile sehr detailliert nachgewiesen werden. Zudem sind dort Gehaltssicherungsfonds eingerichtet worden. In der Regionalliga sind die Regelungen zu Lasten der Spieler viel lockerer.“
Autor: Dominik Hamers