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Legendäre Revierteams: VfB Bottrop
Das tragische Scheitern in Perfektion

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Es gibt Vereine, die beherrschen das „tragische Scheitern“ wie eine Kunst. In den letzten Jahren waren es vor allem Bayer Leverkusen und Mainz 05, die es zu bundesweit beachteten Meriten in dieser Disziplin brachten - wenngleich beide Vereine inzwischen den Pfad der „Tugend“ etwas verlassen haben. Das gilt auch für den VfB Bottrop, der viele Jahre als Paradebeispiel für den „tragischen Verlierer“ galt.

Bottrops nächste große Epoche begann 1949. Drei Jahre zuvor war der VfB nach Unstimmigkeiten mit der Bezirksführung Gelsenkirchen zum Niederrhein zurückgekehrt und strebte nun unwiderstehlich nach oben. Doch zum Label des „tragischen Verlierers“ gesellte sich nun auch noch das des „ewigen Zweiten“. Es begann 1946/47, als die Schwarz-Weißen in der Vorrunde in FC-Bayern-Manier die Liga dominierten – und es in der Rückrunde plötzlich an Souveränität vermissen ließen. 16.000 Zuschauer betrauerten im Jahnstadion eine 2:3-Niederlage gegen den BV Osterfeld, die endgültig Meisterschaft und Aufstieg kostete. 1948 wurde das Traumziel „Rückkehr ins niederrheinische Oberhaus“ schließlich erreicht und Bottrop stand Kopf. Zum ersten Landesligaspiel beim Meidericher Spielverein wurden die Schwarz-Weißen von mehr als 5.000 Fans begleitet, die ein hoffnungsvolles 0:0 an der Wedau sahen. Am Ende sicherte sich der Neuling Rang fünf und hatte sich damit für die neu geschaffene 2. Liga-West qualifiziert! „Der VfB hatte in weniger als neun Monaten Einnahmen von 96.000 DM erzielt, die eine Einführung des Vertragsfußballs durchaus rechtfertigten. Und so wurde im Juli 1949 in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die Einführung des Vertragsfußball gegen 18 Nein-Stimmen und einer Stimmenthaltung beschlossen“, lässt die Vereinschronik jene aufregenden Tage Revue passieren, in denen „Fußball nicht mehr gespielt wurde um des Sportes und der Ehre Willen. Fußball war ein Geschäft geworden.

Ein Geschäft, an dem man in Bottrop allmählich Geschmack bekam, das dem Klub aber schon bald das Genick zu brechen drohte. Mit Platz elf etablierten sich die Schwarz-Weißen sportlich glänzend im Konzert der Großen aus Mönchengladbach, Meiderich und Bochum und blickten hoffnungsvoll auf das zweite Jahr im Vertragsspielerlager. Das Unheil kam in Form eines Verbandsverdikts. „Lizenzentzug wegen ungesunder Finanzen“, hieß das im Sommer 1950 verhängte Urteil des Westdeutschen Fußballverbandes, das den VfB am grünen Tisch zurück ins Amateurlager schickte. „Es handelte sich um einen willkürlichen und diktatorischen Schritt, dem kein ähnliches Beispiel in der langen Fußballgeschichte gegenüberzustellen war“, wetterte die VfB-Chronik und klagte bitterlich, dass dem VfB trotz „einer Jahreseinnahme von 83.000 DM die Weiterführung der Lizenz untersagt wurde, während Vereine mit knapp 22.000 Mark Erlös ihre Berechtigung als Vertragsfußballverein behielten“. Das war er wieder, der „tragische Verlierer“.

Die Rückkehr gelang im ersten Anlauf. Mit einem Punkt vor Sterkrade 06/07 Sieger der Niederrhein-Staffel 2 geworden gab sich der VfB auch im Endspiel gegen Cronenberg keine Blöße und kehrte im Triumphzug ins Vertragsspielerlager zurück. Zugleich fungierte der VfB als Magnet für lokale Fußballtalente. Von Elmar Alstaden kamen Füten und Kraus, der Spielverein 1911 verlor Moczalla an den Ortsrivalen und von TuRa 86 Essen schloss sich Torsteher Reinhold Grunert an. Der Düsseldorfer Hermann Becker übernahm derweil die Trainingsleitung und löste in Bottrop eine lange nicht erlebte Fußballeuphorie aus. Dabei spielte das Schicksal einen lustigen Streich: Weil das heimische Jahnstadion umgebaut wurde, musste der VfB auf den Aschenplatz an der Passstrasse ausweichen, wo die Schwarz-Weißen schier unüberwindlich waren. Nach einem 4:0 beim VfB Bielefeld stand Aufsteiger Bottrop plötzlich als Vizemeister fest und klopfte ans Tor zur Oberliga West.

Doch es reichte nicht. Mehr als 18.000 Zuschauer sahen den VfB am 16. Juni 1952 im entscheidenden Aufstiegsspiel gegen Erkenschwick zwar durch Füten in Führung gehen – doch nach neunzig Minuten hatte die SpVgg. mit 2:1 die Nase vorn und stieg auf. Ausgerechnet im entscheidenden Moment war der Heimnimbus zerbrochen – „typisch VfB“ mochte man urteilen. Spieler Reinhold Grunert, Heinz Hinz, Werner Möckel und Günter „Pascha“ Mikolajczak prägten die VfB-Elf in jenen Tagen. 1954 begann mit dem Amtsantritt von Willi Multhaup eine neue Ära: Unter dem späteren Bremer Meistertrainer wurde aus dem „ewigen Zweiten“ der „ewige Dritte“, der zugleich „tragischer Verlierer“ blieb.

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