Frau Wilts, die dritte Auflage des Emscher Junior Cup steht unmittelbar in den Startlöchern. Wie groß ist bei Ihnen die Vorfreude?
Die ist grad riesig. Ich bin gespannt, wie es diesmal wird. Ich habe jetzt Eindrücke und Erfahrungswerte von den letzten beiden Turnierreihen. Jedes Jahr war anders. Es gab immer etwas Neues zu entdecken. Tolle, spannende Begegnungen haben stattgefunden, aber nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben. Ich kann nur betonen: ich freue mich riesig, denn der Emscher Junior Cup gehört für uns mittlerweile einfach zum Sommer dazu.
Sie sagen „für uns“. Haben Sie einen besonderen Wandel in den eigenen Reihen in Bezug auf Fußball ausfindig machen können?
In unserem Team haben wir einige Kollegen, die in ihrer Freizeit in Fußballvereinen tätig sind. Einige spielen selbst, andere trainieren kleine Nachwuchsmannschaften. Es waren sogar Leute von uns schon beim Emscher Junior Cup. Interessanterweise sind die nicht von uns animiert worden, sondern in ihren Fußballer-Kreisen auf das Turnier aufmerksam gemacht worden. Dadurch wurde der Emscher Junior Cup hier im Haus natürlich sehr schnell bekannter. Wir haben nach dem Erfolg vor zwei Jahren im letzten Sommer wesentlich mehr Kolleginnen und Kollegen begrüßt. Da waren auch Mitarbeiter dabei, die gar keine Kinder im Turnier haben, sondern einfach mal schauen wollten, was wir da überhaupt anbieten. Und nach deren Rückmeldungen haben sie erkannt, dass das Emschertal schon eine beeindruckende Fußball-Region ist.
Nimmt man denn bei all der Vorfreude auf den Emscher Junior Cup auch wahr, dass ziemlich zeitgleich auch noch eine Europameisterschaft in Polen und der Ukraine stattfindet?
Ich glaube, wir nehmen das alle wahr. Die Fußballfans in unserem Haus werden das auch sicher ganz dick mit allen Finessen, wie dem dazugehörigen Public Viewing mit Kollegen, in ihren Kalendern eingetragen haben. Fußball bewegt nunmal die Menschen an der Emscher.
Das große Ziel des Emscher Junior Cup neben den sportlichen Erfolgen, ist es die Region, in der wir leben, etwas näher zu bringen. Was verspricht sich die Emschergenossenschaft davon?
In erster Linie geht es uns darum, das soziale Engagement der Vereine zu würdigen. Gemeinsam Sport zu treiben im neuen Emschertal ist doch etwas Schönes. Wir finden es toll, wie viele Menschen dem Nachwuchs tatkräftig unter die Arme greifen. Dafür sind wir dankbar und wollen mit einem Turnier der Superlative für den Nachwuchs gerne etwas zurückgeben.
Wie geht man so ein Thema sinnvoll an?
Mit dem Dribbel-Parcours, der nun zum zweiten Mal mit auf Tour geht, haben wir ein Medium entwickelt, welches neben koordinativen Aufgaben aus dem Fußball auch gleichzeitig aufzeigt, wie wichtig Wasser in unserer Region ist. Der diesjährige Gesamtsieger in diesem Wettbewerb wird einen Emscher-Erlebnistag mitmachen, den ich selber auch gerne mal mit unseren Mitarbeitern erleben möchte. Leider scheitert das immer wieder am zeitlichen Aspekt. Ich will nicht zu viel verraten, aber dabei geht es darum, den Fluss Emscher kennen zu lernen. Alles in Ver-bindung mit einer ganz spannenden Emscher-Expedition. Die Kinder werden mit ihren Eltern „Lama-Tracking“ machen. Das Emschertal verwandelt sich dann für ein paar Stunden in eine erlebnisreiche Zone wie in den Anden. Mit einem echten Lama quasi „vor der eigenen Haustür“ bekommt man einen ganz neuen Blick auf unsere Region.
Also wird man dann vermutlich auch erkennen, dass das Emschertal längst nicht mehr nur aus Kohle und Stahl besteht. Was zeichnet die Region in Ihren Augen noch aus?
Diese Region ist meine Heimat. Für mich ist dieser „Melting Pot“ (engl.: Schmelztiegel, Anm.d.Red.), der das Ruhrgebiet immer war, auf der einen Seite ein Punkt, der immer große Chancen in sich birgt, aber auch der immer große Probleme verursacht. Das bedeutet, das europäische Miteinander wird hier im Emschergebiet ausgeübt und gelebt. Es zeigt schnell auf, wo Konflikte, aber auch riesige Chancen entstehen können. Für mich macht aber auch dieser einzigartige Schlag der Menschen aus. Die Direktheit, die manchmal auch etwas rau interpretiert wird, gleichzeitig aber auch diese Herzlichkeit, die aber auch ehrlich ist. Bei Leuten, die schon lange hier leben ist das so, aber auch bei Leuten, die hier her kommen und sich darauf einlassen. Wir leben hier auf relativ engem Raum miteinander, der sein Antlitz aber mittlerweile stark wandelt. Wo früher Kohle und Stahl das Bild prägten, sind es heute Dienstleistungsunternehmen und Grünzonen und natürlich der neue Fluss Emscher. Man wird sich mit der Zeit immer mehr vom altbekannten Ruhrgebiet verabschieden und das neue Emschertal begrüßen. Das ist die große Chance!
Ein großes Stück trägt auch der Fußball zum Bild der Region bei. Wir dürfen in Herne mit Hedefspor Hattingen einen Klub begrüßen, dem man schon vom Namen her ansehen kann, dass er von Immigranten gegründet wurde. Wie finden Sie es, dass sich da, genau wie in vielen anderen Vereinen auch, Leute für die soziale Eingliederung ihrer Landsleute stark machen?
Ich finde das ganz großartig, weil ich glaube, dass Fußball eine Sprache spricht, die über Sprachbarrieren und Landesgrenzen hinweg verbindet. Wenn sie anderen Klubs fair auf den Plätzen begegnen, ist doch das große Ziel des Klubs schon erreicht. Das fänd ich klasse. Im nächsten Schritt wünsche ich mir, dass die Klubs sich untereinander vermischen. Was ich damit meine ist, dass am Ende ganz viele Kinder aus verschiedenen Ländern unter einem Vereinswappen antreten.
Die diesjährigen Austragungsorte der Turniere sind so gewählt, dass man den Kindern auf dem Weg entlang der Emscher sowohl die neuen, modernen Sportanlagen, als auch altehrwürdige Stadien näher bringt. Macht das den Emscher Junior Cup noch eine Spur exklusiver?
Das ist eine absolute Besonderheit des Emscher Junior Cup. Es ist faszinierend, dass wir in Stadien wie dem Oberhausener „Stadion Niederrhein“ oder der Gelsenkirchener „Glück-Auf-Kampfbahn“ überhaupt reingekommen sind. Ich finde es toll, dass der Nachwuchs der Emschertal-Bewohner in den Genuss kommt, diese Stadien zu bespielen, wo er sich doch sonst im Liga-Alltag vermutlich eher über die Ascheplätze dieser Region quält. Wenn man in so ein Stadion kommt, ist das automatisch etwas Besonderes. Ob man sich mit der Historie dahinter befasst hat oder nicht. Aber darauf darf sich jeder Teilnehmer schon mal ganz besonders freuen. Und die Glück-Auf-Kampf-bahn ist nicht nur für die Schalker ein absoluter Kult-Ort.